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Der Symmetrielehrer

Der Symmetrielehrer

Titel: Der Symmetrielehrer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Bitow
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die Baronesse die Macht deiner Gefühle ausgemalt, deinen unstillbaren Gram wegen Dika, dass ich glaubte, wenigstens einen richtigen Mann zu Gesicht zu bekommen. Dein Exterieur gefiel mir. Nicht schlecht, den werde ich retten. Was für ein Kuckucksei die Baronesse mir ins Nest gelegt hat!« Sie klatschte sich gegen die Stirn. »Wieso bin ich nicht gleich draufgekommen! Womöglich ist sie wirklich ein guter Psychiater, kam dir gleich auf die Schliche und hat dich nur deshalb
nicht selbst gekapert, sondern an mich umadressiert. Hat für mich Netze ausgelegt, dich wie eine Ikone ausgemalt …«
    Urbino wurde wütend. »Hör auf, du wirst zickig!«
    »Zickig, meinetwegen, aber jetzt meckere ich nicht, ich kotze. Komischerweise tut es mir zwischen den beiden Hörnern weh, die du mir aufgesetzt hast …«
    »Hörner sind auch so etwas wie Narben«, giftete Urbino.
    »Du hast recht«, fuhr sie in dieser Logik fort, »denn der Ziegenbock bist du! Ist dir doch gleich, wen du deckst. Wieso hast du die Baronesse ausgelassen? Bist fest geblieben … Schließlich eine angesehene Frau, romantisch …«
    »Sie ist doch Psychiater, was braucht sie Romantik.«
    »Vielleicht, um selber nicht den Verstand zu verlieren? Hat sie sowieso …«
    »Wie das?«
    »Rache ist eine Manie.«
    »Rache??«
    »Sie war über beide Ohren in Happenen verliebt.«
    »Und er?«
    »Und er in mich.«
    »Zu wem hat sie mich dann geschickt, zu dir oder zu Happenen?«
    »Zu beiden.«
    »Wieso?«
    »Um mich und ihn auseinanderzubringen.«
    »Auseinander? Seid ihr denn verlobt?«
    »Halb und halb.«
    »Wer von euch beiden ist mit ihm verlobt, du oder Marleen?« Urbino merkte gar nicht, dass er sich von den beiden schon Lili ausgesucht hatte.
    »Für ihn bin ich eins!«
    »Und er für dich?«
    »Ich hab ihn nämlich überredet, dich nicht gleich umzubringen. Er ahnte schon das Unglück. Er ist eine Stütze, ein ganzer Kerl! Mag sein, dass er sein eigenes Unglück stärker geahnt hat als meines …«
    »Erkläre.«
    »Weil er mich liebt . Er braucht nur mich, auch wenn ich ihn nicht liebe.«
    »Das heißt, er hat mich dir erlaubt ?«
    »Was tut ihm das … Er sagt, so oder so würde er dich umbringen.«
    »Wofür? Hat sich doch selbst drauf eingelassen …«
    »Meinetwegen! dafür, dass du mich betrügen wirst.«
    »Hast doch selber alles ausgeheckt! Warum musstest du dich für Marleen ausgeben?«
    »Um mich zu überzeugen, dass er recht hatte.«
    »So ist das euer beider Komplott!«
    »Nein. Zu sowas ist er nicht fähig. Nur Marleen und ich.«
    »Da war doch keine Marleen!«
    »Doch! Und ich werde ihn heiraten.«
    »Hast du ihm das versprochen?«
    »Ja, aber unter einer Bedingung.«
    »Hochinteressant!«
    »Dass er nie mehr eifersüchtig ist, falls ich fremdgehe.«
    »Nie mehr?! Was bist du für ein Dreckstück! Gleich zwei Männer so zu verhöhnen …
    »Wieso zwei? Einen. Und er ist vorerst der einzige.«
    »Mir fehlen die Worte.«
    »Hab doch nicht solche Angst! Natürlich bringt er dich nicht um. Freilich unter noch einer Bedingung.«
    »Du stellst ihm noch Bedingungen?«
    »Nein, diesmal ist er es. Er stellt sie mir.«
    »Noch interessanter.«
    »Wenn ich ihn nun doch heirate.«
    »Lili! Du bist schlimmer als Marleen! Du bist ein Monster!«
    »Dann geh doch zu deiner Marleen! Ja, ich bin ein Monster. Weil ich eine Frau bin. Weil ich von Natur zu lieben verstehe. Und lieben werde! und dazu verurteilt bin, den zu lieben, der mich nicht liebt. Hast du mir nicht gesagt, ein Magnet könne nicht in Plus und Minus zerteilt werden? Genausowenig kann ich von der Liebe abgeteilt werden wie jener Magnet, wie Marleen und ich. Nein, das von dem Magneten hast nicht du gesagt, das ist nicht dein Gedanke, das hat dein verliebter russi
scher Forscher Tischkin gesagt, den du ewig nicht zu Ende schreiben kannst. Deshalb nicht, weil du selbst nicht liebst …«
     
    »Je schwächer eine Frau wir lieben,
Gefallen wir ihr um so mehr.
Und um so sicherer …«
     
    »Das ist gut! Hast du das geschrieben?«
    »Nein, ebenfalls ein Russe. Puschkin.«
    »Wieder nicht du. Tischkin, Puschkin – haben alle Russen gleiche Nachnamen?«
    »Nicht alle. Bloß Puschkin. Mein Scherz.«
    Lili lachte, und er suchte sie erneut an sich zu ziehen. Erfolglos. Urbino spürte jedoch einen Wechsel des Tonfalls, nun schlich er sich an wie eine Katze, wie eine Schlange …
    »Wenn ihr ein Mensch seid, du und Marleen, warst du die ganze Zeit auf der Insel und konntest nicht zu Happenen

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