Der Täter / Psychothriller
dem Weg zur Justizbehörde eine kleine Pause einlegen und uns einen richtigen
Café Cubano
genehmigen.«
»Soll ich dich nach Hause fahren? Willst du mit dem Wagen ins Büro?«
»Nicht nötig«, meinte sie. »Fahr mich einfach direkt zum Büro.«
Er zögerte, dann zeigte er mit einer ausladenden Handbewegung auf die Wohnung. Es war eine hilflose Geste, die zum Ausdruck bringen sollte, wozu er nicht die Worte fand. »Gut«, sagte er. »Aber wann können wir, ich meine, ich möchte …« Er sprach den Satz nicht zu Ende.
Sie lachte. »Uns wieder verabreden?«
»Genau.«
»Keine Ahnung, Walter. Wie soll das mit uns weitergehen?«
»Ich möchte, dass es weitergeht«, antwortete er.
»Ich auch.«
Sie lächelten zufrieden, als hätten sie eine Einigung erzielt.
»Dann morgen«, schlug er vor. »Heute habe ich Nachtschicht.«
»Gut«, bekräftigte sie.
Auf dem Weg zu ihrem Büro lachten und alberten sie die meiste Zeit herum. Sie kehrten zu einer Tasse Kaffee und Gebäck ein und ließen sich beides auf der Zunge zergehen. Als sie den Damm überquerten, flog ein Kormoran tief über die Motorhaube, was sehr komisch aussah. So spät am Vormittag auf dem Weg zur Arbeit zu sein, versetzte sie beide in eine übermütige Stimmung, und so waren sie, als sie schließlich vor dem Justizgebäude hielten, kurz davor, loszukichern. Espy stieg aus und beugte sich noch einmal zu ihm herein. »Rufst du mich an?«, fragte sie.
»Natürlich. Heute Nachmittag. Wir wollen doch unseren Mr. Jefferson nicht vergessen. Diese anderen Fingerabdrücke müssten inzwischen ausgewertet sein. Ich melde mich bei dir mit Harry Harrisons Bericht.«
»Leroy Jefferson hat uns zusammengebracht – wenn er das wüsste …«
Walter Robinson lachte laut. »Was er wohl sagen würde!«
Einen Moment lang sahen sie sich an und empfanden beide dasselbe: dass sie an der Startlinie von etwas Neuem standen. Mitten in ihr Schweigen hinein hörten sie, wie jemand ihren Namen rief.
»Espy!«
Sie drehte sich um, und Robinson lehnte sich über den Beifahrersitz, um zu sehen, wer nach ihr rief. Auf den obersten Stufen des Gerichtsgebäudes erblickten sie die schlaksige Gestalt von Thomas Alter. Er winkte und kam mit wenigen Sätzen die Treppe herunter.
»Hey, Walt, wie schön, Sie auch hier zu erwischen.«
»Na, Tommy, heute schon ein paar Mörder freibekommen?«
»Die Freude ist ganz meinerseits. Noch nicht, aber man kann nie wissen. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben.«
Er lächelte mit einer Spur von einem Grinsekatzen-Grinsen.
»Na, Espy? Habt ihr beide euren Fall hieb- und stichfest? Wollt ihr Leroy Jefferson die Daumenschrauben anlegen?«
»Tommy, Sie kennen unsere Vorschriften zu solchen Diskussionen. Sie müssen förmlich und in Anwesenheit eines Stenographen stattfinden. Aber unter uns kann ich Ihnen so viel verraten, dass es nicht leicht sein wird, eine Verständigung herauszuschlagen, besonders mit Hinblick auf Lasser. Er mag es nicht, wenn kleine alte Damen erdrosselt werden. Verdirbt ihm den ganzen Tag. Ich würde daher sagen, keine Chance. Überhaupt keine Chance.«
»Ach ja? Keine Chance?«
»Sie haben mich sehr wohl verstanden.«
Die Nachricht schien ihn nicht im Mindesten aus dem Konzept zu bringen. »Na ja, dann wollen Sie das hier vermutlich gar nicht erst sehen …« Alter griff in seine Aktentasche und zog einen Stapel Papiere heraus.
»Was ist das?«, fragte Robinson. Er war ausgestiegen und zum Bürgersteig herumgekommen, wo er sich neben Martinez stellte.
»Lügendetektortest«, erklärte Alter unvermittelt.
»Und?«
»Na, dann raten Sie mal!«
»Zieren Sie sich nicht so, Tommy. Raus mit der Sprache!«
»Ich will Ihnen nur sagen, dass mein Klient bei diesem speziellen Test keinerlei Anzeichen von Täuschung erkennen ließ. Nicht die Spur. Und wissen Sie, was wir ihn gefragt haben?«
»Was?«
»Die Frage war höchst simpel: ›Haben Sie Sophie Millstein in ihrer Wohnung getötet?‹ Und jetzt raten Sie mal: Er hat nein gesagt, und der Apparat bestätigt, dass es die Wahrheit ist.«
»Ausgemachter Blödsinn!«, explodierte Robinson. »Man kann die Dinger überlisten …«
»Na ja«, erwiderte Alter gedehnt, »ich dachte mir schon, dass Sie so reagieren würden. Also hab ich mich an denselben Mann gewandt, dessen Dienste sowohl von Ihrem Büro, Espy, als auch von Ihrem, Walt, in Anspruch genommen werden. Wie lange steht der alte Bruce wohl schon auf beiden Honorarlisten?«
»Blödsinn! Ist mir egal, wie er
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