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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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halb so befriedigend gewesen sein, aber da warst du noch jung und du begannst gerade erst zu ahnen, welche Allianz mit dem Mord du eingegangen warst. Damals hast du noch mit deinen Vorlieben experimentiert, nicht wahr?
    Er hielt inne.
    Aber ich bin zu groß, dachte er. Wenn du hergekommen bist, um mich zur Strecke zu bringen, dann weißt du zumindest, dass ich im Unterschied zu Sophie nicht klein wie ein Kind bin, und auch nicht so ältlich und nervös und verängstigt wie Herman Stein und Irving Silver. Nein, ich bin jemand, den du nicht richtig einschätzen kannst, und deshalb bist du auf der Hut – sobald du die Gelegenheit hast, agierst du schnell und effizient. Du wirst wissen wollen, aus welchem Grund ich dich jage, du wirst ein Dutzend, nein, hundert Fragen haben, doch wenn du die Wahl hast zwischen Informationen und der Beseitigung einer Bedrohung, entscheidest du dich für die glattere Lösung, nicht wahr?
    Ein Messer.
    Simon Winter nickte.
    Wahrscheinlich bevorzugt er in diesem Fall ein Messer, das ist ihm lautlos genug. Das Blut und den Kampf schätzt er sicher nicht, denn er weiß, dass er in jeder Sekunde, die wir zusammen sind und in der er versucht, mir die Klinge ins Herz zu stoßen, belastendes Beweismaterial hinterlässt. Doch letztlich würde er das in Kauf nehmen, um die Bedrohung auszuräumen.
    Winter merkte, wie sich zuerst sein Puls beschleunigte und dann wieder normalisierte, als er innerlich ruhig wurde.
    Mit kühlem Kopf fuhr er in seiner Analyse fort.
    Es ist also ein Messer. Er wird nicht zögern, es einzusetzen.
    Winter schlich sich näher an die Terrasse an.
    Aber damit hast du nicht gerechnet, oder? Du rechnest nicht damit, dass ich auf demselben Weg hereinkomme wie du, während du im Wohnzimmer in der Nähe der Tür auf mich wartest. Sie öffnet sich nach rechts, also gibt es, wenn sie aufgeht, links einen großen dunklen Winkel, in den das Licht aus dem Vestibül nicht dringt. Die Stelle hast du gesehen, hab ich recht? Auf den ersten Blick, und da finde ich dich, denn du denkst, dass ich dir ahnungslos direkt vor die Nase laufe und dich erst entdecke, wenn ich die Tür hinter mir schließe und mein Schicksal besiegle, weil ich das Messer erst sehe, wenn du es mir in den Solarplexus stößt und, so wie sie es dir einmal beigebracht haben, anschließend nach oben drehst. Das haben sie doch, nicht wahr? All diese Männer in schwarzen Uniformen vor so vielen Jahren. Stoß einmal zu und so, dass du triffst. Zieh das Opfer mit der Klinge an dich heran, damit es sich mit seinem eigenen Gewicht tiefer hineinbohrt und stirbt.
    Nur ungefähr zwei Meter trennten ihn von der Glasschiebetür, und er ging in die Hocke.
    Die Waffe liegt in der Schublade des Nachttischs. Ist er reingegangen und hat danach gesucht? Du verdammter alter Trottel, schimpfte er innerlich. Wie konntest du sie genau da lassen, wo jeder miese kleine Ganove oder Gelegenheitsdieb als Erstes nachsehen würde! Oder wartet er jetzt einfach nur auf dich?
    Simon Winter kam zu dem Schluss, dass er das Risiko eingehen musste.
    Die Terrassentür würde einen Höllenlärm machen, wenn er sie aufzog, doch dann konnte er mit einem einzigen großen Schritt die Küche durchqueren und sich seine Revolver holen. Wenigstens dieses kleine Überraschungsmoment hätte er auf seiner Seite, dachte er. Dann korrigierte er sich: Es sei denn, er hätte dich durchs Fenster beobachtet und gesehen, wie du im Hof gezögert hast.
    Was dann?
    Er wollte nicht daran denken. Er streckte langsam die Hand aus und berührte die Schiebetür. In einem hinteren Winkel seines Kopfes dachte er: Das ist der helle Wahnsinn – du bist allein. Doch die Tür bewegte sich. Er zog so leise daran, wie er konnte, und sie glitt ein paar Zentimeter zurück; das Schloss rasselte ein wenig, als der Rahmen sich auf der Gleitschiene bewegte. In einer Sekunde erkannte er, dass es aufgebrochen worden war, dann erhob er sich und riss die Tür so fest wie möglich auf. In einer einzigen fließenden Bewegung stürzte er durch die Küche Richtung Schlafzimmer, wo er seinen Revolver zu finden hoffte.
    Aus dem Wohnzimmer, das links von ihm im Dunkeln lag, kam ein Knall, ein alarmierendes Krachen, das er auf dem Weg zu seiner Waffe ignorierte. Durch das Dunkel seiner Wohnung griff er nach seinem Nachttisch. Seine Hand ertastete den Knauf und zerrte so heftig an der Schublade, dass der Revolver mit einem dumpfen Laut an den Holzrahmen schlug. Er hatte das Gefühl, als fuchtelte er endlos

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