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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Wimmelt nur so von Auszeichnungen und Belobigungen. Ich glaube, wir haben so was wie einen Plan. Und du?«
    »Jefferson bekommt morgen seinen Deal. Ich mach’s so kurz und schmerzlos, wie ich kann, zackzack, damit ich nicht allzu lange mitansehen muss, wie sich Tommy Alter dafür auf die Schulter klopft, endlich mal jemanden zu vertreten, der lebendig nützlicher ist, als wenn er im Todestrakt vor sich hin vegetiert. Sobald wir die Absprache im Kasten haben, gehört er dir. Treffen wir uns da?«
    Robinson überlegte. »Ähm, ja, sicher.«
    Sie richtete sich im Bett auf. »Was hast du?«
    Er grinste. »Wahrscheinlich steh ich noch zu sehr unter Adrenalin. Man gewöhnt sich an die ständigen Überstunden und vergisst, dass andere Menschen nicht solche Nachteulen sind. Vielleicht sollte ich im nächsten Leben als Vampir zurückkehren. Oder als Werwolf und den Mond anheulen. Irgendetwas, das nach Einbruch der Dunkelheit herumgeistert. Also vergiss es. Wir sehen uns dann morgen früh.«
    »Gab’s da nicht diesen Horrorfilm über …«
    »Ja.
Blacula
. Dracula auf Afro. Hat das Verhältnis zwischen Schwarz und Weiß um hundert Jahre zurückgeworfen. Nicht gerade einer von Hollywoods großen Würfen. Hab ihn als Kind gesehen. Sämtliche Kids in meinem Viertel fanden ihn echt witzig. Na ja, geh wieder schlafen. Wir treffen uns bei der Anhörung.«
    »Nein«, sagte Espy Martinez leise. »Du wolltest etwas sagen. Was?«
    Walter Robinson zögerte wieder, dann zuckte er mit den Achseln. Wenn man sich schon von einer Klippe stürzen wollte, war es leichter, wenn man sprang.
    »Na ja«, fing er langsam an. »Ich weiß, es ist spät, aber ich hatte gehofft, ich könnte dich vielleicht fahren. Ich meine, morgen früh.«
    Es gab eine Verlegenheitspause, dann fügte er eilig hinzu: »Hör mal, vergiss es. Wir können uns morgen treffen. Oder am Wochenende. Bis dahin hab ich meine Libido im Griff. Es ist spät. Geh wieder schlafen.«
    Espy Martinez saß senkrecht im Bett und suchte, das Telefon in einer Hand, mit der anderen nach einer Haarbürste.
    »Du kannst nicht hierherkommen«, entgegnete sie. Sie malte sich aus, wie ihre Eltern entweder schliefen oder, wohl eher, das Ohr an der dünnen Trennwand zwischen den Doppelhaushälften hatten. »Frag nicht, wieso, es ist nämlich kompliziert und hat nichts mit dem zu tun, wer wir sind, sondern was wir nach außen hin scheinen.«
    »Ich komm nicht ganz mit«, erwiderte Robinson.
    »Nein«, fuhr sie fort. »Ich komm zu dir.«
    Er schwankte zwischen Wunschdenken und Vernunft. »Vielleicht besser nicht. Du musst morgen früh frisch sein. Sonst hast du einen schweren Stand.«
    Sie lachte. »Ich geb mir Mühe, bei der Bemerkung meine schmutzige Phantasie zu zügeln.«
    Er grinste. »Du weißt, wie’s gemeint war. Oder zumindest, wie ich dachte, dass es gemeint war.«
    »Walter«, sagte sie bedächtig, während sie sich mit der Bürste durchs Haar fuhr, »ich muss dir was sagen.«
    »Nur zu.«
    »Wir akzeptieren alle möglichen Spielregeln und Vorschriften. Das ist unser Job: den Spielregeln Geltung zu verschaffen. Polizist und Staatsanwalt. Und dann hatte ich es auch noch in meiner Familie ständig mit Erwartungen zu tun, die im Grunde auf Vorschriften hinausliefen. Die pflichtbewusste Tochter, die für den ermordeten Sohn einspringt …« Sie holte einmal tief Luft. »In gewisser, bescheidener Weise ist das zwischen uns, zwischen dir und mir, ein bisschen außerhalb der Norm. Wenn ich also rüberkommen will, um bei dir zu sein, dann denke ich, das ist eine gute Sache, vielleicht gerade, weil es nicht vernünftig ist. Vernünftig wäre es, gut ausgeschlafen zu sein. Vielleicht will ich aber gar nicht das, was vernünftig ist. Jedenfalls nicht immer und ständig. Heute Abend nicht. Vielleicht will ich was ganz anderes.«
    Sie unterbrach sich. »Du liebe Zeit.« Sie pfiff langsam durch die Zähne. »Was für eine flammende Rede. Sollte ich mir für den Richter aufsparen. Hat das irgendwie Sinn ergeben?«
    Am liebsten hätte er gesagt:
Mehr, als ich je zu träumen gewagt hätte.
Doch stattdessen antwortete er: »Ich warte auf dich. Bitte beeil dich.«
    Und das tat sie.

[home]
20
    Der befreite Mann
    E spy Martinez ließ Walter Robinson schlafend im Bett zurück. Er hatte sich die ganze Nacht hindurch unruhig hin und her geworfen und einmal sogar einen Namen gerufen, den sie nicht verstand, bevor er wieder in tiefen Schlaf versank. Sachte rollte sie sich zur Seite, zog sich im ersten zarten

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