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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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jetzt. Das sind ganz einfache Fragen, und trotzdem versuchen Sie weiter hartnäckig, ihnen auszuweichen. Damit haben Sie mich gezwungen, Ihnen zwei Narben beizubringen, auf jeder Wange eine. Die Wunden werden heilen, aber die Narben bleiben, um Sie daran zu erinnern, wie sehr Halsstarrigkeit schaden kann. Und Sie haben mich gezwungen, mir Ihr verletztes Knie genauer anzusehen. Glauben Sie nicht, ich könnte es vollends ruinieren, Mr. Jefferson? Vielleicht fange ich damit an, mit der Klinge all diese heilenden Nähte entlangzuschneiden. Was meinen Sie, wie sich das anfühlt?«
    »Bitte nicht, Mann, ich versuche doch zu helfen …«
    »Tatsächlich, Mr.Jefferson? Ich bin nicht beeindruckt. Mr.Silver hat nicht gelogen, als ich unter ähnlichen Umständen mit ihm gesprochen habe, auch wenn ich sein Verhalten nicht wirklich als ausgesprochen entgegenkommend bezeichnen kann. Aber er hatte Freunde, die er schützen wollte, insofern war sein Zögern nachvollziehbar. So wie sein Tod. Und Mr. Stein, also, die Begegnung stand von Anfang an unter keinem guten Stern, von der Sekunde an, als er mich gesehen hat, und dasselbe gilt für Mrs. Millstein. Das waren Leute, die ich kannte, Mr. Jefferson. Leute, die ich seit Jahrzehnten kannte. Seit ich jünger war als Sie. Und sie sind gestorben, so wie alle – still und ergeben.«
    »Ich hab keine Ahnung, wovon Sie reden, Mann. Bitte lassen Sie mich in Ruhe.«
    »Ich habe diesen Leuten dieselbe Frage gestellt, Mr.Jefferson. Sie wussten die Antwort.«
    »Es tut mir leid, bitte! Es tut mir leid …«
    »Wer bin ich, Mr.Jefferson?«
    Wieder schluchzte er vor Angst und Schmerzen. Er beantwortete die Frage nicht.
    Nach einer Weile hörte er den Mann in seinem Rücken.
    »Ich habe noch mehr Fragen. Sehen Sie, Mr. Jefferson, ich weiß, dass der Bundesstaat Florida Ihnen, nachdem Sie einen Polizisten verwundet haben, keinen Deal anbieten würde, es sei denn, man wäre hinter jemand ganz Besonderem her. Jemandem, der wirklich wichtig ist, so wichtig, dass die Cops etwas tun, was ihnen ganz und gar gegen den Strich gegangen und sauer aufgestoßen sein muss. Nämlich Sie laufen zu lassen. Wirklich unangenehme Sache. Einen Junkie, der um ein Haar einen Polizisten ermordet hätte, auf freien Fuß zu setzen. Muss jedem Polizisten und Staatsanwalt in der Stadt im Halse steckenbleiben. Deshalb kann ich mir, wie gesagt, nicht recht vorstellen, dass Sie ihnen bei ein paar unbedeutenden Verbrechen helfen. Nein, da draußen läuft jemand weitaus Wichtigeres herum, nicht wahr?«
    »Bitte, Mann …«
    »Viel, viel wichtiger, korrekt?«
    »Ja, Mann, was immer Sie sagen!«
    »Und dieser Jemand bin natürlich ich. Das war von Anfang an ich, aber sie wussten es nicht.«
    Der Mann in der Dunkelheit holte tief Luft.
    »Also, Mr. Jefferson, ich will die Wahrheit. Wissen Sie, noch nie ist es jemandem gelungen, sich mir zu widersetzen – nicht in all den Jahren, in denen ich Fragen stelle. Keiner, wirklich kein Einziger, den ich je etwas gefragt habe, hat mir die Antwort verweigert. Eine bemerkenswerte Erfolgsbilanz, finden Sie nicht? Es war immer so einfach. Die Leute sind so verletzlich. Sie wollen am Leben bleiben, und wenn man in der Lage ist, es ihnen zu nehmen, hat man alle Macht über sie, die man braucht. Wissen Sie was? Sie haben mir immer alles gesagt. Damals, spätnachts. Unter den heulenden Sirenen, in den ausgebombten Straßen. In einer Stadt des Todes. Gar nicht mal so verschieden von Ihrer Wohngegend, Mr. Jefferson. Schon seltsam, nicht? Wir haben es so weit gebracht, andererseits haben wir uns kaum verändert, nicht wahr? Jedenfalls haben sie mir immer alles gesagt, was ich wissen wollte.
Wo das Geld versteckt war. Der Schmuck. Und wo ihre Verwandten untergetaucht waren. Ihre Nachbarn. Ihre Freunde. Wo sich die und die versteckten.
Sie haben mir immer erzählt, was ich wissen musste, dabei waren das intelligente Menschen, Mr. Jefferson. Intelligenter als Sie. Gebildet. Gewitzt. Aber ich habe sie gefasst, genauso wie Sie. Dann haben sie mir erzählt, was ich wissen wollte, und das werden Sie auch.«
    Leroy Jefferson hörte, wie sein eigener röchelnder Atem das Zimmer erfüllte.
    »Bedenken Sie nur einen Moment Ihre Situation …«, fuhr die Stimme fort. Sie schien von überall zugleich zu kommen, und er fühlte sich vollkommen desorientiert, ausgesetzt, als befände er sich nicht in seiner eigenen Wohnung, in dem Stadtteil, den er kannte, in dem er aufgewachsen war und den größten Teil

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