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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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wollte, aus Tallahassee stammte und hocherfreut war, jemanden aus seiner Heimat in der Leitung zu haben. Der Mann bestätigte, dass die deutschen Behörden wahrscheinlich bereit, wenn auch nicht davon begeistert sein würden, ihr bei ihrer Suche zu helfen, allerdings nur, wenn sie ihnen einen Namen nannte.
    »Meine Ermittlungen richten sich gegen Nazis«, sagte sie.
    »Ja, Ma’am, das ist mir klar«, erwiderte der polizeiliche Verbindungsmann. »Die hiesige Polizei geht gegen alle Neonazi-Aktionen hart vor.«
    »Ich interessiere mich nicht für Neonazis«, stellte sie richtig und hatte das Gefühl, es könnte vielleicht an der späten Stunde oder der Entfernung liegen, dass sie so schlecht verstanden wurde. »Hier geht es um echte Nazis. Eine Gestapo-Abteilung in Berlin, 1943.«
    »Ach so«, meinte der Mann. »Also, das könnte schwierig werden.«
    »Wieso?«
    »Na ja, nach dem Krieg haben die Alliierten und danach die westdeutschen Behörden eine Reihe von Leuten zu Kriegsverbrechern erklärt. Aber dabei handelte es sich um die hohen Tiere. Die auf der Planungs- und Kommandoebene. Dagegen wurden die ausführenden Organe, na ja, entnazifiziert und wiedereingegliedert.«
    »Sie meinen, sie haben einfach da weitergemacht, wo sie vor dem Krieg aufgehört hatten?«
    »Ja, Ma’am. Darauf lief es mehr oder weniger hinaus. Sehen Sie, wenn die versucht hätten, jeden zu verfolgen, der mal Nazi war und für die gearbeitet oder denen auf die eine oder andere Art geholfen hat, also, dann wären sie wahrscheinlich mit den Prozessen heute noch nicht durch. Natürlich gibt es Ausnahmen. Zum Beispiel die Aufseher der Konzentrationslager. Oder Leute, die an Massenexekutionen teilgenommen haben. So was in der Art. Allerdings wäre mir neu, dass irgendeiner dieser Fälle tatsächlich vor Gericht gelandet ist. Wenn Sie sich die Abstimmungen im Bundestag dazu ansehen, dann stoßen Sie auf einen Wust an Amnestien und Gnadenerweisen und Neudefinitionen von kriminellen Handlungen. Außerdem auf alle möglichen Verjährungsfristen. Was sag ich, die haben sogar mehrere Gesetzesvorlagen darüber eingebracht, was in Kriegszeiten unter Mord zu verstehen war.«
    Der Polizeiverbindungsmann schwieg, dann fügte er hinzu: »Ist schon eine seltsame Sache, das mit der Erinnerung, Ma’am. Ich habe das Gefühl, je länger der Krieg vorbei ist, desto weniger wollen die Leute sich an all das erinnern. Dann haben Sie auf einmal diese ausländerfeindlichen Demonstrationen der Neonazis auf den Straßen und gewalttätige Ausschreitungen, sogar Mord und Hakenkreuzfahnen und Leute, die
Mein Kampf
lesen. Die machen die Behörden ganz schön nervös.«
    »Aber Mitgliederverzeichnisse, Dokumente …«
    »Oh, da haben Sie recht, Ma’am. Da gibt es mit Sicherheit irgendwo eine Liste. Wahrscheinlich mit allen Namen, für die Sie sich interessieren. Das Problem ist nur, sie zu finden. Die haben dieses riesige Bundesarchiv, aber sie sind immer noch mit dem Sortieren und Katalogisieren beschäftigt. Außerdem ein Riesenstück Arbeit, besonders jetzt, wo von den Russen und der ehemaligen DDR Millionen weiterer Papiere rüberkommen. Wenn Sie in einen Flieger steigen und hart am Ball bleiben würden, dann könnten Sie wohl irgendwo in diesem Archiv finden, was Sie suchen. Wenn Sie die Namen liefern, dann finden meine Polizeikontakte die Kerle auch, falls sie noch am Leben sind. Aber das ist ein Riesenaufwand. Haben Sie entsprechend viel Zeit, Ma’am?«
    »Nicht viel.«
    Der Mann schien pessimistisch. »Sehen Sie, Ma’am, das, wonach Sie suchen, wird nicht als polizeiliche Angelegenheit betrachtet. Nicht mehr. Jetzt ist es eine Aufgabe für Historiker. Das Leben muss weitergehen. Verflucht, wissen Sie, dass es hier ein Riesenthema ist, was in der Schule über die Epoche erzählt wird? Es gibt eine beträchtliche Zahl von Leuten, die entweder wollen, dass man gar nicht drüber redet, oder aber glauben, es sei alles halb so schlimm gewesen. Außer natürlich für die Verlierer des Systems.«
    Espy Martinez fragte sich, an welchem Punkt Mord aus dem Zuständigkeitsbereich der Polizei und der Staatsanwälte in den von Doktoranden wechselte.
    Der Polizeiverbindungsmann mit seinem behäbigen Nord-Florida-Akzent schien zu überlegen.
    »Also, Miss, eigentlich darf ich diesen Vorschlag gar nicht machen …«
    Martinez saß mit einem Schlag aufrecht. »Was denn?«
    »Na ja, könnte mir denken, dass Sie Ihre Fragen den einzigen Leuten stellen sollten, die heute noch aktiv

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