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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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sorgfältig geschminkt, und jedes Mal, wenn ein Polizeifotograf eine Aufnahme machte, funkelten ihre Diamantenohrringe. Der Mann schien seinen dichten weißen Schnauzbart frisch gestutzt und das Haar zurückgegelt zu haben. Er hatte sich die Zeit genommen, ein leuchtend rotes Seidentaschentuch gefaltet in die Brusttasche zu stecken, so dass es auf dem Schwarz des Jacketts einen Farbtupfer bildete, der dem Mann im Tod etwas Beschwingtes, Unbekümmertes verlieh.
    Auf einem Nachttisch lag neben den beiden halb geleerten hochstieligen Gläsern ein Schlaftablettenröhrchen. In einem silbernen Sektkühler hielt in ein paar Zentimetern Wasser eine Flasche Perrier Jouet mit den eingravierten Blumen im grünen Glas einsam Totenwache.
    Er wünschte sich, sie hätten einen Abschiedsbrief hinterlassen, doch es war keiner zu finden. Dafür hatte das Paar jedoch gewissenhaft alle wichtigen Papiere sortiert, die Versicherungspolicen, Kopien ihrer Testamente, ihren Hypothekenvertrag sowie Kontoauszüge in einem säuberlichen Stapel auf dem Esstisch zurechtgelegt. Auf ihrem Balkon stand ein Tisch mit paar Topfpflanzen; er ging hinaus, berührte bei jeder die Erde und stellte fest, dass sie feucht war. Mit einem langen, tiefen Atemzug sog er die feuchte, frühmorgendliche Luft ein, blickte übers Meer und sah zu, wie die Dunkelheit sich langsam lichtete, während die Minuten dem Morgen entgegenkrochen.
    Er trat wieder in die Wohnung. Im Schlafzimmer machte sich der leitende Ermittler Notizen zu dem Doppelselbstmord, und Robinson gesellte sich zu ihm.
    »Die haben sogar die Pflanzen gegossen«, sagte er.
    »Haben an nahezu alles gedacht«, erwiderte der andere Detective. »Sie haben sogar einen Stapel an ihre Verwandten adressierter Briefumschläge hinterlassen, und eine Liste mit Anweisungen für das Bestattungsinstitut.«
    »Schon ’ne Ahnung, wieso?«
    Der Detective nickte. »Zuoberst.«
    Er reichte Walter Robinson einen braunen Umschlag, und Robinson zog die Papiere heraus, die er enthielt. Es handelte sich um Untersuchungsergebnisse sowie einen Brief aus einer Arztpraxis, der an eine Broschüre mit dem Titel
Alzheimer verstehen
geheftet war.
    »Ich denke, die haben es recht gut verstanden«, meinte der Detective. »War nicht allzu schwer zu sehen, was sie erwartete. Leichter, jetzt abzutreten, als gegen die Krankheit anzukämpfen.«
    Robinson schüttelte den Kopf. »Kann ich nicht nachvollziehen«, entgegnete er. »Ich kann nicht verstehen, wie man auch nur eine Minute seines Lebens bereitwillig aufgibt, egal, wie lausig es sein mag.«
    »Komm schon, Walt, was soll am Leben so toll sein?«
    Robinson wollte die Frage gerade beantworten, als der Pager an seinem Gürtel piepste. Er ging in die Küche, um zurückzurufen.
    Der Beamte der Polizeifunkzentrale hatte einen rüden unverbindlichen Ton. »Detective, ich habe zwei Nachrichten für Sie. Sind fast gleichzeitig reingekommen.«
    »Ja?«
    »Sie sollen die stellvertretende Staatsanwältin Martinez in ihrem Büro anrufen. Und ich habe eine dringende Bitte von Sergeant Lionel Anderson von der städtischen Polizei Miami, Sie möchten sich mit ihm treffen.«
    »Lion-Man?«
    »Er hat mir folgende Adresse gegeben: King Apartments. Sagt, Sie wüssten die Nummer. Sagt, Sie hätten ein Problem mit einem Zeugen.«
    »Ein Problem?«
    »Ja – was für eins, hat er nicht gesagt.«
    Robinson beendete das Gespräch mit dem Beamten und rief Espy Martinez an. Als sie abnahm, scherzte er: »Gibt’s nicht irgend so einen Song darüber, hart zu arbeiten, nur damit man in die Spätschicht kommt?«
    Sie schmunzelte trotz ihrer Erschöpfung. »Ich möchte es nicht zur Gewohnheit machen.«
    »Schon was erreicht?«
    »Ja, denke schon.«
    Seine Augenbrauen schossen in die Höhe, und in seiner Reaktion schwang ungläubiges Staunen mit. »Tatsächlich? Was hast du rausgefunden?«
    »Ein Mann kannte damals im Krieg den Schattenmann.«
    »Wo steckt er?«
    »In Berlin. Er ist alt und krank, und er hat eine Tochter, die nicht will, dass er mit irgendjemandem über diese Zeit redet. Er will nur von Angesicht zu Angesicht mit mir sprechen.«
    »Dann geh«, sagte Robinson impulsiv. »Flieg noch heute.«
    Martinez atmete langsam aus. »Hatte ich mir auch gedacht.«
    »Geh einfach hin und rede mit dem Mann. Was immer wir von ihm erfahren …«
    »Ich hab einen Flug gebucht. Kannst du mitkommen?«
    »Würde ich liebend gerne. Aber daraus wird wohl nichts. Die Herren da oben würden so ein aussichtsloses Unterfangen

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