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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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auf die Leiche zu; er zwang sich, Jefferson mit den Augen des Ermittlers zu sehen und jedes Detail im Raum einzeln und vollständig aufzunehmen. Jefferson hatte die Augen offen, musste demnach seiner eigenen Ermordung bewusst beigewohnt haben. Robinson schauderte und starrte auf das Klebeband um die Handgelenke des Opfers; er sah den zweiten Streifen über seinem Mund, der ihn am Schreien gehindert hatte. Das graue Band war an den Rändern leuchtend rot verschmiert und an seinen Mundwinkeln verkrustet. Seine toten Augen starrten auf ein Meer von dunkelrotem Blut auf dem Boden unter dem Rollstuhl. Er sah, dass der Verband an Jeffersons zerschossenem Knie aufgerissen war, und zweifelte keinen Augenblick, dass Jefferson in seinen letzten Momenten entsetzliche Qualen erlitten hatte.
    Ihn überkam eine seltsame Mischung aus Traurigkeit und Wut. Er wollte Jefferson verfluchen, ihn an den Schultern packen und schütteln, bis er wieder zum Leben erwachte. Stattdessen presste er beim Anblick des Tatorts leise einen Schwall von Flüchen zwischen den Zähnen heraus und stellte fest, dass all die Zuversicht, die er auf der Fahrt über den Damm empfunden hatte, in sich zusammenfiel.
    Ein Blitzlicht leuchtete auf, und Robinson sah, wie sich der Gerichtsmediziner neben der Leiche herunterbeugte und behutsam den Kopf des Toten anhob, um sich einen langen scharlachroten Schnitt in der Kehle anzusehen.
    »Ist das die Todesursache?«, fragte ihn Robinson.
    »Schon möglich. Vielleicht aber auch nicht. Schwer zu sagen«, erwiderte der Gerichtsmediziner und schüttelte den Kopf.
    »Was dann?«
    Der Mann erhob sich langsam. »Ich denke, er ist ertrunken.«
    »Ertrunken? Wie das?«
    »Schneide jemandem auf die richtige Weise in die Kehle, bieg seinen Kopf zurück, und das Blut läuft ihm die Luftröhre hinunter, bis es die Lunge füllt. Kein schöner Tod. Dauert ein paar Minuten. Man verliert nicht das Bewusstsein. Aber das ist vorerst eine Vermutung. Sehen Sie sich den Burschen an. Seine Haut ist zerfetzt, als hätte ihn jemand mit einer Küchenmaschine traktiert. Eine Menge kleine Schnitte, die einen nicht töten.«
    Ein Detective, der an der Seite des Zimmers arbeitete, sah auf. »Wie in dieser Fernsehwerbung spätabends, wissen Sie? Für den Veg-O-Matic. Schneidet, würfelt, hackt.«
    Ein paar Polizisten lachten und untersuchten weiter den Raum.
    »Ihr Zeuge, nicht wahr?«, erkundigte sich der Gerichtsmediziner.
    »Ja.«
    »Jetzt nicht mehr. Worum ging’s? Drogengeschichte? So was hier hab ich seit den späten Siebzigern nicht mehr zu Gesicht bekommen, als sich die Kolumbianer und die Kubaner nicht darauf verständigen konnten, wem der Kokainhandel gehörte. Die hatten eine Vorliebe für Messer. Besonders diese elektrischen – wisst ihr, diese Dinger, die einem die Schwiegermutter zu Weihnachten schenkt. Die haben sie gerne aneinander ausprobiert. Ganz langsam. Nicht genau die Benutzung, die Schwiegermama im Auge hatte.«
    »Nein, kein Drogenfall. Eine Mordermittlung.«
    »Tatsächlich? Ich hätte schwören können, dass es um Drogen ging. Normalerweise wird jemand nicht so gefoltert, wenn es im Prinzip nur darum geht, ihm das Maul zu stopfen. Da reicht meist eine einzige, saubere Kugel.«
    »Das hier ist kein gewöhnlicher Fall.«
    »Jedenfalls hat sich jemand hier mächtig Zeit genommen. Jemand, der ganz bestimmt Spaß an seiner Arbeit hat.«
    Bevor Robinson antworten konnte, schaltete sich einer der anderen Detectives ein. »Hey, Walt, wissen Sie was? Wir haben ein bisschen Crack gefunden. Nur ein paar Gramm. Und dieser Typ hier war schon lange bekannt dafür, andere Dealer zu verarschen. Ich meine, mag ja sein, dass er Ihnen bei ’nem Fall geholfen hat, aber zweifellos hat er sich auch in der Welt direkt hier draußen ’ne Menge übler Typen zum Feind gemacht. Da gibt’s bestimmt ein paar schlimme Brüder, die keine allzu großen Skrupel hätten, das arme Schwein zu zerstückeln. Der Kerl, bei dem er Ihnen geholfen hat, sind Sie sicher, dass der Typ genug wusste, um hier rüberzukommen und ihn so zuzurichten?«
    »Schwer zu sagen. Ich hatte vermutet, der wüsste überhaupt nichts von Jefferson.«
    »Na ja, immerhin kam der alte Leroy in der Zeitung groß raus. Mag sein, dass ihn das drauf gebracht hat.«
    »Kann immer noch nicht erkennen, wie er darauf gekommen ist, dass da eine Verbindung zu ihm besteht. Scheiße.«
    »Der Bursche, nach dem ihr sucht … ist das ein Schwarzer? Aus Miami Beach?«
    »Nein. Es ist ein Weißer.

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