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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Arztes, Anwalts oder betuchten Geschäftsmanns.
    Die Adresse, die Walter Robinson notiert hatte, gehörte zu einem dieser Häuser.
    Langsam und knirschend brachte er das Fahrzeug am Bordstein der anderen Straßenseite zum Stehen. Das fragliche Haus war etwa sieben Meter von der Straße zurückgesetzt, und der Eingang wurde von zwei struppigen Büschen bewacht.
    »Gitter an den Fenstern«, stellte Simon Winter fest.
    Er hatte während der Fahrt die meiste Zeit geschwiegen und angestrengt über den Mann nachgedacht, um den sie die Schlinge enger zogen.
    »Hinten vermutlich auch«, mutmaßte der Captain des SWAT -Teams, »und Riegelschlösser an den Türen. Es wird irgendwo eine Seiten- oder Gartentür geben, höchstwahrscheinlich dort, wo auch die Mülltonnen stehen. Mehr nicht. Zwei Schlafzimmer, zwei Bäder, keine zentrale Klimaanlage, also laufen diese Kühlgeräte in den Fenstern auf Hochtouren und machen einen Höllenlärm, so dass sie uns nicht hören können. Irgendwelche Anzeichen für ein Haustier?«
    »Kein Zaun. Moment mal …«
    Die drei Männer verharrten vollkommen still, als sie durch eins der Fenster an der Vorderseite einen Mann vorbeigehen sahen. Es war ein großer Mann. Wenig später folgte eine kleinere Gestalt. Im nächsten Moment füllte sich der Raum an der Vorderseite des Hauses mit dem unverwechselbaren Schimmer eines Fernsehbildschirms.
    »Der hat eine Frau«, sagte Winter. »Da hol mich doch der Teufel.«
    »Sollen wir die auch verhaften?«, fragte der Captain.
    »Ja«, entschied Robinson. »Sie könnte ihm geholfen haben.«
    »Sie könnte aber auch keine Ahnung haben«, gab Winter zu bedenken.
    »Das werden wir ja dann im Präsidium feststellen.«
    Der Captain musterte das Haus noch einmal gründlich, dann machte er Walter Robinson Zeichen, den Wagen wegzufahren. Robinson rollte einen halben Häuserblock weiter, ohne die Scheinwerfer einzuschalten.
    »Wird ’n Spaziergang«, meinte der Leiter des SWAT -Teams und lehnte sich zurück. »Zwei hinten, zwei an der Seite, dann geht das übrige Team zur Haustür rein. Der reibt sich die Augen.«
    »Hatte ich das letzte Mal auch gedacht«, bemerkte Walter Robinson trocken.
    »Was ist eigentlich aus dem Kerl geworden, der Ihnen das letzte Mal Scherereien gemacht hat?«, erkundigte sich der SWAT -Captain.
    »Er ist diesem Kerl dort ins Messer gelaufen«, erwiderte Robinson.
    Simon Winter hörte mit halbem Ohr zu, wie der Captain sein Team ein letztes Mal über den Grundriss des Hauses und den Ablauf ihres Einsatzes informierte. Ihm war bewusst, dass Walter Robinson ihm als Zeichen des Respekts erlaubte, bei der Verhaftung dabei zu sein, und ebenso begriff er, dass er sich im Hintergrund – aus der Schusslinie – halten musste. Ein Teil von ihm wünschte sich, er selbst ginge als Erster durch diese Tür, doch er erkannte schnell, dass dies nur die Stimme des Egos war. Er war voller gemischter Gefühle: einerseits die erregende Genugtuung darüber, dass der Mann, der so lange seine Gedanken beherrscht hatte, jetzt greifbar nahe war; andererseits auch die bittere Gewissheit, dass in dem Moment, in dem sie dem Schattenmann die Handschellen anlegten, seine eigene Mitwirkung an dem Drama zu Ende ging.
    Er sagte sich, dass er zufrieden sein konnte, schließlich hatte vor allem er die Verbindung zwischen dem Phantombild und dem Namen wie der Anschrift des Mörders geliefert, und es war ihm klar, dass er höchst wahrscheinlich im Rampenlicht der Medien stehen würde. Doch mit der Zeit würde die Aufregung sich legen, und ihm kam der irritierende Gedanke, dass er schon wenige Wochen nach der Verhaftung des Schattenmannes unerbittlich wieder da angekommen sein würde, wo er sich befunden hatte, als Sophie Millstein in ihrer Panik an seine Tür geklopft hatte.
    Nüchtern führte er sich die Situation vor Augen, wie er, den Lauf seines Revolvers im Mund, den Finger am Abzug, auf seinem Sofa gesessen hatte.
    Unwillkürlich glitt seine Hand an seine linke Seite und strich über das Schulterholster, das sich unter seiner Windjacke verbarg. Er schwitzte, als wäre er nervös, und hoffte, dass es niemandem aufgefallen war und dass Walter Robinson nichts von seiner Waffe mitbekommen hatte. Letztlich war es egal. Das Gewicht unter der Achsel hatte etwas Beruhigendes wie der Handschlag eines alten Freundes.
    Als er das Klicken und Klacken hörte, mit dem das SWAT -Team die Waffen überprüfte, wandte er sich ab, starrte an dem blassgrünen Schimmer der

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