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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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dicht an ihn heranzog. Sie sah Robinson mit den Augen eines Zuschauers, der die Vorstellung eines versierten Schauspielers auf der Bühne verfolgt. Jede Bewegung, jede Geste, der Tonfall in jedem Wort war kalkuliert, um eine bestimmte Wirkung zu erzielen. Und er verfehlte sie nicht: Mit jeder Minute wurde der Hehler unsicherer und büßte etwas von seiner halsstarrigen Arroganz ein. Fasziniert holte sie tief Luft und fragte sich, an welcher Stelle er ihren Einsatz vorgesehen hatte, und bezweifelte, dass sie annähernd über ähnliche Fähigkeiten verfügte.
    Walter Robinson starrte Reginald Johnson eine Weile unverwandt mit halb zusammengekniffenen Augen an, bis der Pfandleiher sich plötzlich zur Seite drehte und eine Unflätigkeit fauchte.
    »Scheeeiiiße. Keine Ahnung von irgendeinem Mord«, fügte er hinzu. Doch seine Stimme zitterte ein wenig.
    Wieder schwieg sich der Detective eine Zeitlang aus. Dabei ließ er den Verdächtigen keine Sekunde aus den Augen. Dann atmete er langsam und hörbar zwischen den Zähnen aus.
    »Vielleicht hab ich ja falschgelegen …«, überlegte Robinson ruhig. »Vielleicht habe ich mich in dir getäuscht, Reggie, alter Knabe.«
    Johnson drehte sich wieder um, verwundert über den veränderten Ton des Detective.
    »Vielleicht lag ich tatsächlich falsch. Was meinst du, Reggie, lag ich falsch?«
    »Ja«, beteuerte der eifrig. »Sie lagen falsch.«
    Ohne den Pfandleiher aus den Augen zu lassen, fragte Walter Robinson: »Was meinen Sie, Ms. Martinez? Glauben Sie, ich hätte mich in Reggie getäuscht?«
    Espy Martinez war sich einen Moment lang unsicher, was sie antworten sollte, doch schließlich sagte sie in möglichst ausdrucklosem, kaltem Ton: »Sie irren sich nie, Detective.«
    »Nein, in Bezug auf den alten Reggie war ich diesmal vielleicht doch schiefgewickelt.«
    »Ich glaube nicht, Detective«, beharrte Martinez.
    »Täusche ich mich, Reggie?«, fragte der Detective wieder den Pfandleiher.
    »Ja, Mann, Sie täuschen sich.«
    Robinson durchbohrte den Verdächtigen weiterhin mit seinem Blick. Eine ganze Weile ließ er zu, dass sich Johnson falsche Hoffnungen machte.
    »Die ganze Zeit dachte ich, unser Reggie hier hat einfach nur Diebesgut vom falschen Mann angenommen. Und wissen Sie was, Ms. Martinez …« Er sah Reginald Johnson finster an. »Vielleicht liegt da der Fehler. Vielleicht gibt es überhaupt keine zweite Person, die Dienstagnacht in der
Helping Hand
auftauchte, die keuchend und schwitzend nichts Eiligeres im Sinn hatte, als einen kleinen Handel abzuschließen. Was, Reggie? Nein, vielleicht gab es da gar keinen anderen Mann. Da habe ich unseren Reggie vielleicht unterschätzt.«
    Die Pause, die der Detective jetzt einlegte, war so bemessen, dass der Hehler die Worte langsam auf sich wirken lassen konnte.
    »Nein, Reggie. Vielleicht gab es wirklich überhaupt keinen zweiten Mann. Wenn ich an die feinen Fummel denke, die du Yolanda kaufst, und diesen schnieken Wagen, den du fährst, und all die teuren Möbel, die du für das schöne neue Haus kaufst, na ja, da hast du dir wohl gedacht, du musst ein bisschen mehr harte Arbeit investieren, damit es in der Kasse klingelt. Also hast du vielleicht gar keinen zweiten Mann gebraucht.
No, Sir.
In Wirklichkeit bist du einfach in den alten G-75 gestiegen, nach Miami Beach rausgefahren und hast ganz einfach mit all diesen Einbrüchen losgelegt. Ist ganz gut für dich gelaufen, oder, Reggie? Bis dummerweise Dienstagnacht diese alte Frau aufwacht, und du hast plötzlich ein Problem. Ein echtes Problem. Also bringst du sie um. Stimmt’s, Reggie? Ist es so passiert?«
    Blitzschnell stieß Walter Robinson dem Hehler den Zeigefinger ins Gesicht. »Du hast sie umgebracht, du Mistkerl!«
    Reginald Johnson wich in Panik zurück. »Ich habe keinen umgebracht! Hab ich doch gesagt! Keinen Schimmer von irgendeinem Mord!«
    Jetzt griff Robinson über den Tisch und packte Johnson an beiden Händen. Mit einem klatschenden Geräusch schlug er sie, die Innenflächen nach oben, auf den Tisch.
    »Du bist stark, Reg. Hast ordentlich große Hände. Kinderspiel, damit die kleine alte Frau zu erwürgen, nicht? Bist du’s gewesen? Ob du es gewesen bist!«
    »Ich hab keine Ahnung von einem Mord oder einer alten Frau, verdammt!«
    Er versuchte, seine Hände zurückzuziehen, doch der Detective drückte sie auf den Tisch und zog Johnson plötzlich mit solcher Kraft nach vorn, dass der das Gleichgewicht verlor. Dabei starrte er den Verdächtigen noch

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