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Der Täter / Psychothriller

Der Täter / Psychothriller

Titel: Der Täter / Psychothriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Katzenbach
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Außer der Bemerkung in dem Brief, den Stein vor seinem Tod geschrieben hatte, gab es keinen einzigen Hinweis auf den Schattenmann.
    Als Simon Winter noch ratlos die Stirn runzelte, kam Mr.Richards mit einer Tasse Kaffee zurück.
    »Ziemlich dürftig, wie?«, bemerkte der junge Mann.
    »Ja, ziemlich dürftig.«
    »Bei einem Fall wie diesem«, fuhr Richards fort, »wird nicht die komplette Maschinerie angeworfen. Das war ein Selbstmord wie aus dem Lehrbuch. Ein Mann, der offenbar keine Feinde hatte – selbst seine Nachbarn haben bestätigt, er sei stets höflich und freundlich gewesen. Seit dem Tod seiner Frau ungefähr fünf oder sechs Jahre vor seinem Selbstmord litt er an Depressionen. Im Badezimmerschränkchen habe ich ein Tablettendöschen mit Stimmungsaufhellern gefunden. Das steht auch im Bericht …«
    Der Detective seufzte.
    »Und er hat einen Abschiedsbrief hinterlassen«, fügte er hinzu. »Diese letzten Worte und eine einzige Schusswunde im Kopf. Da braucht man kein Genie zu sein, um …«
    »Die Waffe, gehörte die Stein?«
    »Ähm, nein. Jedenfalls war sie nicht auf seinen Namen registriert. Eine von diesen vielen unerlaubten Revolvern, von denen es im Dade County Millionen geben muss. Ich hab die Seriennummer aufgeschrieben …«
    Simon Winter notierte sich die Zahl. »Irgendwelche ballistischen Untersuchungen? Fingerabdrücke?«
    »Wozu?«
    »Hat die Putzfrau ausgesagt, ob sie die Waffe vorher schon mal gesehen hatte? Oder irgendjemand anders, Sie wissen schon, um zu bestätigen, dass sie ihm gehörte.«
    Der junge Detective blätterte zügig durch die Berichte.
    »Davon steht hier nichts. Aber das ist auch nicht verwunderlich. Die wenigsten wollen, dass ihre Putzfrau weiß, wo sie ihre Waffe verstecken. Sie könnte gestohlen werden.«
    »Da haben Sie recht«, räumte Simon Winter ein. Dann fragte er: »Die Körperhaltung des Verstorbenen. Hat Sie das nicht irgendwie irritiert?«
    »Inwiefern?«
    »Na ja, wenn Sie sich erschießen wollen, dann halten Sie sich die Waffe doch normalerweise so …«
    Er formte die Hand zu einer Pistole und drückte sie sich an die Schläfe.
    »Oder so an den Kopf.«
    Diesmal steckte er sich den Zeigefinger in den Mund.
    »Sicher«, erwiderte Richards. »Damit hätte ich auch gerechnet. Ich hab noch nie daran gedacht, mir das Leben zu nehmen, deshalb bin ich auf diesen Umstand wohl nicht eingegangen.«
    »Es ist doch ziemlich ungewöhnlich, wenn man sich so wie Stein eine große Handfeuerwaffe an die eigene Stirn hält. Ich meine, man muss sie festhalten, zielen und – ja, wie? –, um genügend Kraft zu haben, den Abzug mit dem Daumen betätigen.«
    »Stimmt, das leuchtet mir ein. Was wollen Sie damit sagen?«
    »Einfach nur, dass es ungewöhnlich ist.«
    »Na ja, Selbstmord ist Selbstmord. Ich meine, er hätte auch aus dem Fenster springen können. Wohnte in seinem Wohnblock immerhin im zehnten Stock. Oder ins Meer rausschwimmen. Ist nur eine Straße entfernt. Er hätte sich auch vor einen Bus werfen können. Haben wir alles schon gehabt. Mag also durchaus sein, dass Sie oder ich es anders angestellt hätten, aber, na ja, jedem das Seine.« Richards musterte Simon Winter aufmerksam. »Sie kennen sich mit diesen Dingen ein bisschen aus, Mr.Winter?«
    »War mal bei der Polizei. Kripo Miami. Seit Jahren im Ruhestand.«
    »Hey, mein Vater war bei der städtischen Polizei. Hat leider in den späten Sechzigern ’ne Kugel ins Bein bekommen. Musste in Frühpension.«
    Winter überlegte einen Moment, dann erinnerte er sich an einen untersetzten Mann mit gerötetem Gesicht.
    »Ich erinnere mich. Ein Banküberfall, richtig? Er hat den Kerl über sechs Häuserblocks verfolgt, obwohl er die ganze Zeit blutete. Am Ende hat er ihn erwischt.«
    »Donnerwetter, ja, das stimmt.« Der junge Detective strahlte. »Alle Achtung, haben Sie ein Gedächtnis!«
    »Wie geht’s denn Ihrem Dad inzwischen?«
    »Hält sich unten in Islamorada ein Fischerboot. ’ne Menge kaltes Bier und Mädels, die auf Ganzkörperbräune stehen. Dem alten Herrn geht’s prächtig.«
    »Das hört man gerne.«
    »Sagen Sie, Mr. Winter, soll ich das alles für Sie kopieren? Bringt Sie vielleicht auf andere Gedanken.«
    »Das wäre toll. Eine letzte Frage noch …«
    »Nur zu.«
    »Die Waffe. Die haben Sie direkt unter seiner Hand gefunden, richtig?«
    »Ja. Genau da. Eine Kugel fehlte. Fünf waren noch in der Trommel.«
    »Aber wenn man die Wucht des Schusses bedenkt und wie er die Hände

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