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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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das?«
    »Daten über Daten. Jedes Dokument, das mit einem Computer
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    erstellt oder auf ihm gespeichert wird - Briefe, Akten, Berichte, juristische Schriftsätze, Berechnungen, Einkaufslisten - ist voller versteckter Daten. Wer es erstellt hat, wohin es geschickt wurde, welche Änderungen daran vorgenommen wurden, von wem und zu welchem Zeitpunkt - das ist alles dort verzeichnet, sekundengenau. Sie schreiben ein Memo an Ihren Chef und fangen aus Spaß mit den Worten >Lieber blöder Arsch< an. Dann löschen Sie das und schreiben den korrekten Text. Tja, der Teil mit dem >blö-den Arsch< steckt immer noch da drin.« »Ernsthaft?«
    »O ja. Eine typische Dokumentdatei ist viel größer als der darin enthaltene Text. Und was ist der Rest? Metadaten. Watchtower, das Datenbank-Management-Programm, verfügt über spezielle Bots -Software-Roboter -, die nichts anderes tun, als aus jeder eingesammelten Datei die Metadaten auszulesen und zu speichern. Wir haben das die Schattenabteilung genannt, weil Metadaten wie ein Schatten der Hauptdaten sind -
    und für gewöhnlich sehr viel aufschlussreicher.«
    Schatten, Sechzehner, Areale, Refugien. . Das alles war für Amelia Sachs eine völlig neue Welt.
    Geddes gefiel es, eine so empfängliche Zuhörerin zu haben. Er beugte sich vor.
    »Wissen Sie, dass SSD eine Bildungsabteilung hat?«
    Sie erinnerte sich an die Aufstellung in der Broschüre, die Mel Cooper heruntergeladen hatte. »Ja, EduServe.« »Aber Sterling hat Ihnen nichts davon erzählt, nicht wahr?«
    »Nein.«
    »Weil er nicht gern zugibt, dass der Hauptzweck dieser Abteilung darin besteht, so viele Daten wie nur irgend möglich über Kinder zu sammeln. Angefangen im Kindergarten. Was sie kaufen, was sie sich ansehen, welche Internetseiten sie besuchen, wie ihre Noten sind, die medizinischen Unterlagen der Schulen.. Das sind sehr, sehr wertvolle Informationen für den Einzelhandel. Aber wenn Sie mich fragen, ist etwas anderes an EduServe noch viel beängstigender: dass eine Schulbehörde zu SSD kommen, eine prädiktive Software auf ihre Schüler ansetzen und dann Ausbildungsprogramme auf sie zuschneiden kann, und zwar unter 165
    der Maßgabe, was am besten für die Allgemeinheit ist - oder die Gesellschaft, falls man es im orwellschen Sinne betrachtet. Angesichts von Billys Vorgeschichte meinen wir, er sollte Facharbeiter werden. Suzy sollte als Ärztin tätig sein, aber nur beim staatlichen Gesundheitsdienst. . Wer die Kinder kontrolliert, kontrol iert die Zukunft. Noch ein Element von Adolf Hitlers Weltanschauung, nebenbei bemerkt.« Er lachte. »Okay, keine Vorträge mehr. . Aber verstehen Sie, warum ich es dort nicht mehr ausgehalten habe?«
    Doch dann runzelte Geddes die Stirn. »Ich muss gerade an das denken, was Sie mir erzählt haben - es gab mal einen Zwischenfall bei SSD. Vor Jahren. Bevor die Firma nach New York umgezogen ist. Einen Todesfall. Wahrscheinlich nur ein zufälliges Zusammentreffen. Aber. .«
    »Nein, erzählen Sie mir davon.«
    »Zu Anfang haben wir einen Großteil des eigentlichen Datensammelns an Klinkenputzer delegiert.« »An wen?«
    »Das sind Firmen oder Personen, die Daten besorgen. Ein seltsames Volk. Sie sind gewissermaßen wie früher die kleinen Goldgräber - Prospektoren, könnte man sagen.
    Sehen Sie, Daten üben diesen merkwürdigen Reiz aus. Man kann regelrechtes Jagdfieber entwickeln. Man kriegt nie genug. Wie viel diese Leute auch zu-sammentragen mögen, sie wollen immer noch mehr. Und sie denken sich immer neue Wege aus, ihr Ziel zu erreichen. Sie sind knallhart und skrupellos. So hat auch Sean Cassel in der Branche angefangen. Er war ein Klinkenputzer.
    Wie dem auch sei, einer dieser Leute war erstaunlich. Er hat für eine kleine Firma in Colorado gearbeitet. Ich glaube, sie hieß Rocky Mountain Data.. Wie war doch gleich sein Name?« Geddes kniff die Augen zusammen. »Ich glaube Gordon Sowieso.
    Gordon könnte auch sein Nachname gewesen sein. Egal, wir hörten jedenfalls, er sei nicht allzu glücklich darüber, dass SSD seine Firma übernehmen wollte. Es hieß, er habe daraufhin alle greifbaren Daten über uns und Sterling gesammelt - um den Spieß umzudrehen. Wir dachten, er wolle eventuell irgendwelchen Schmutz zutage fördern und Sterling nötigen, die Übernahme zu stoppen.
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    Wissen Sie, dass Andy - Andrew junior - für die Firma arbeitet?« Sie nickte.
    »Es ging das Gerücht, Sterling habe ihn und seine Mutter vor vielen Jahren verlassen, und der Junge habe ihn

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