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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Tür.
    In diesem Moment rief jemand: »He, seht euch das an. Toller Schlitten.«
    Eine rote Corvette fuhr zügig über den Campus.

    Am Steuer saß Lincolns Cousin Arthur. Das war nichts Außergewöhnliches; die Familie wohnte in der Nähe. Was Lincoln jedoch überraschte, war das Mädchen, das neben Arthur saß. Es schien sich um Adrianna zu handeln.
    Ja? Nein?
    Er war sich nicht sicher.
    Die Kleidung hätte gepasst: eine braune Lederjacke und eine Fellmütze, die genau wie die aussah, die Lincoln ihr zu Weihnachten geschenkt hatte.
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    »Line, herrje, schwing deinen Hintern hier rein. Wir müssen die Tür zumachen.«
    Aber Lincoln blieb stehen und starrte dem Wagen hinterher, der auf der grau-weißen Straße um eine Ecke bog.
    Hatte sie ihn angelogen? Die Frau, die er heiraten wollte? Das konnte er sich nicht vorstellen. Und würde sie ihn dann ausgerechnet mit Arthur hintergehen? Lincoln war wissenschaftlich geschult, daher nahm er die Fakten sachlich in Augenschein.
    Fakt eins. Arthur und Adrianna kannten sich. Sein Cousin hatte sie vor einigen Monaten im Büro der Studienberatung von Lincolns Highschool kennengelernt, wo sie nach dem Unterricht arbeitete. Die beiden hätten mühelos ihre Telefonnummern austauschen können.
    Fakt zwei. Arthur hatte aufgehört, sich nach ihr zu erkundigen. Das wurde Lincoln erst jetzt bewusst, und es war seltsam. Die Jungen redeten häufig über Mädchen, aber in letzter Zeit hatte Art sie kein einziges Mal erwähnt.
    Verdächtig.
    Fakt drei. Bei genauerem Nachdenken kam Lincoln zu dem Schluss, dass Adie ausweichend geklungen hatte, als sie zögerte, ihn heute zu begleiten. (Und er hatte nicht erwähnt, dass der Wettbewerb in Evanston stattfand, also würde sie sich nichts dabei denken, hier mit Art durch die Gegend zu fahren.) Lincoln wurde von Eifersucht gepackt. Ich wollte ihr ein Stück von Stagg Field schenken, um Gottes willen! Einen Splitter des wahren Kreuzes der modernen Wissenschaft! Er dachte an die drei oder vier anderen Gelegenheiten, bei denen sie ein Treffen mit ihm vermieden hatte, und rückblickend kamen die Umstände ihm merkwürdig vor.
    Dennoch weigerte er sich, daran zu glauben. Er lief durch den Schnee zu einem Münzfernsprecher, rief bei Adrianna zu Hause an und bat darum, mit ihr zu sprechen.
    »Das tut mir leid, Lincoln, aber sie ist mit Freunden unterwegs«, sagte ihre Mutter.
    Mit Freunden..
    »Oh. Dann versuche ich es später noch mal. . Sagen Sie, Mrs. Waleska, sind Sie und Adrianna heute eigentlich bei Field's gewesen, wegen des Schlussverkaufs?«
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    »Nein, der ist erst nächste Woche.. Ich muss mich jetzt um das Abendessen kümmern, Lincoln. Zieh dich warm an. Draußen ist es eiskalt.«
    »Allerdings.« Lincoln wusste es genau. Er stand im Freien vor einem überdachten Telefon, sein Unterkiefer zitterte, und er verspürte keine Lust, nach den 60 Cents zu suchen, die ihm aus den klammen Fingern in den Schnee gefallen waren, bis endlich das erste Geldstück im Münzschlitz des Apparats landete.

    »Verdammt, Lincoln, steig endlich ein!«
    Später an jenem Abend rief er sie an und schaffte es, eine Zeit lang ein normales Gespräch mit ihr zu führen, bis er sie fragte, wie ihr Tag gewesen sei. Sie erklärte, der Einkaufsbummel mit Mom habe Spaß gemacht, aber es sei in dem Laden so schrecklich voll gewesen. Plappernd, weitschweifig, umständlich. Sie klang mehr als schuldig.
    Trotzdem konnte er nicht einfach auf seinen Eindruck vertrauen.
    Also wahrte er vorerst den Schein. Als Arthur das nächste Mal bei ihm zu Besuch war, entschuldigte Lincoln sich kurz, schlich sich mit einem Hundehaarroller - von genau der Art, die heutzutage bei der Spurensicherung in Gebrauch war - nach draußen und nahm Partikel vom Beifahrersitz der Corvette.
    Er verstaute den Kleberoller in einer Plastiktüte, und bei seinem nächsten Treffen mit Adrianna besorgte er sich einige Proben von ihrer Mütze und der Jacke. Er kam sich schäbig vor, war zutiefst beschämt und verlegen, aber das hielt ihn nicht davon ab, die Fasern unter einem der Mikroskope seiner Schule zu vergleichen. Sie stimmten überein
    - sowohl die Fellhaare der Mütze als auch die Kunstfasern der Jacke.
    Die Freundin, die er eigentlich heiraten wollte, hatte ihn betrogen. Und nach der Menge der Fasern in Arthurs Wagen zu schließen, hatte Adrianna mehr als einmal dort gesessen.
    Eine Woche später sah er die beiden dann schließlich noch einmal zusammen in der Corvette. Nun bestand kein Zweifel

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