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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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nachträglich wieder entfernt worden, und der Abschnitt über Vertragstreue sowie Teile der Kreditvergangenheit verwiesen auf getrennte Dateien. Wahrscheinlich war der Zugriff auf derartige Informationen gesetzlich eingeschränkt.
    Er musterte die umfangreiche Liste der Konsumgüter, die von Arthur und seiner Familie gekauft wurden. (Judy und die beiden Kinder waren mit dem gespenstischen Begriff »angebundene Individuen« bezeichnet.) Jeder Leser dieses Dossiers hätte zweifellos genug über Arthurs Kaufgewohnheiten und bevorzugte Läden erfahren können, um ihn mit dem Mord an Alice Sanderson in Verbindung zu bringen.
    Rhyme erfuhr von dem Country Club, dem Arthur lange Zeit angehört hatte, bis er vor einigen Jahren ausgetreten war, vermutlich wegen des Verlustes seiner Anstellung. Er sah die gebuchten Pauschalreisen und war überrascht, dass sein Cousin inzwischen 168
    Ski fuhr. Außerdem schienen er oder eines der Kinder ein Gewichtsproblem zu haben, denn jemand hatte an einem Diätkurs teilgenommen. Und er zahlte für die Familienmitgliedschaft in einem Fitnesscenter. Der Kriminalist stieß auf eine Anzahlung für Schmuck, geleistet bei der Filiale einer Juwelierkette in einem Einkaufszentrum in New Jersey; der Rest des Kaufes sollte kurz vor Weihnachten abgewickelt werden. Rhyme spekulierte: kleine Steine in einer großen Metallfassung -
    ein Behelfsgeschenk, bis bessere Zeiten kamen.
    Bei einem der Einträge lachte er auf. Genau wie er schien Arthur Single Malt Whisky zu bevorzugen - sogar Rhymes neue Lieblingsmarke, Glenmorangie.
    Seine Autos waren ein Mercedes und ein Cherokee.

    Als Rhyme das las, schwand sein Lächeln, denn ihm fiel ein anderer Wagen ein, Arthurs rote Corvette, die dessen Eltern ihm zu seinem siebzehnten Geburtstag geschenkt hatten - das Auto, mit dem Arthur nach Boston ans MIT gefahren war.
    Rhyme erinnerte sich an ihrer beider Abreisen zum Studium. Es war ein bedeutender Moment für Arthur - und für seinen Vater ebenfalls; Henry Rhyme war begeistert, dass sein Sohn die Zusage einer so guten Universität erhalten hatte. Aber die Pläne der Cousins - zusammen wohnen, um Mädchen wetteifern, die anderen Eierköpfe in den Schatten stellen - erfüllten sich nicht. Lincoln hatte es nicht auf das MIT geschafft und ging stattdessen auf die University of Illinois-Champagne/Urbana, die ihm ein umfassendes Stipendium bot (und die damals in aller Munde war, denn sie lag in der Stadt, in der HAL, der narzisstische Computer aus Stanley Kubricks 2001: Odyssee im Weltraum, das Licht der Welt erblickt hatte).
    Teddy und Anne freuten sich, dass ihr Sohn den Bundesstaat nicht verlassen würde.
    Sein Onkel freute sich auch. Henry hatte zu seinem Neffen gesagt, er hoffe, der Junge würde häufig nach Chicago zurückkommen und ihm auch weiterhin bei seinen Forschungen behilflich sein, vielleicht sogar gelegentlich in seinen Seminaren assistieren.
    »Tut mir leid, dass ihr beiden euch kein Zimmer teilen könnt«, sagte Henry. »Aber ihr werdet euch jeden Sommer und an Feier
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    tagen sehen. Und ich bin sicher, dein Vater und ich können den einen oder anderen Besuch in Boston spendieren.«
    »Klingt nicht schlecht«, sagte Lincoln. Und behielt für sich, dass er zwar am Boden zerstört war, weil das MIT ihn abgelehnt hatte, diese Tatsache aber auch eine gute Seite besaß - denn er wollte seinen verfluchten Cousin niemals wiedersehen.
    Alles wegen der roten Corvette.
    Der Zwischenfall trug sich nicht lange nach der Weihnachtsfeier zu, bei der Lincoln das geschichtlich bedeutende Stück Beton gewonnen hatte. Es war an einem bitterkalten Tag im Februar, der, ob sonnig oder bewölkt, Chicagos unangenehmster Monat ist. Lincoln nahm an einem Wissenschaftswettbewerb der Northwestern University in Evanston teil. Er fragte Adrianna, ob sie ihn begleiten wolle, und dachte sich, er könne ihr hinterher ja den Heiratsantrag machen.
    Aber sie hatte keine Zeit; sie würde nicht rechtzeitig von einem Einkaufsbummel mit ihrer Mutter zurückkehren, denn Marshall Field's warb mit vielen verlockenden Sonderangeboten. Lincoln war enttäuscht, dachte sich aber nichts dabei und konzentrierte sich auf den Wettbewerb. Er gewann den ersten Preis seiner Altersklasse.
    Dann packten er und seine Freunde die Ausstellungsstücke zusammen und brachten alles nach draußen. Mit blauen Fingern und inmitten dampfender Atemwolken standen sie in der stechenden Kälte und luden alles in das Gepäckfach des Busses.
    Danach liefen sie zur

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