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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Er hob behutsam die kleine summende Festplatte hoch und schob sie sich in die Hosentasche. Sie gab ein klickendes Geräusch von sich. Zwar nur leise, aber Pulaski war sicher, dass man es im ganzen Raum hören konnte. Das USB-Kabel war deutlich zu sehen.
    Die Stimmen kamen immer näher.
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    Eine gehörte Sean Cassel. Noch näher. . Bitte. Geht weg!
    Auf dem Monitor das kleine rechteckige Fenster: Arbeite. .
    Verdammt, dachte Pulaski und rückte mit seinem Stuhl näher an den Tisch heran. Der USB-Stecker und das Fenster würden deutlich zu sehen sein, sobald jemand auch nur ein paar Schritte in den Raum machte.
    Plötzlich steckte Cassel seinen Kopf zur Tür herein. »He, Sergeant Friday«, sagte er.
    »Wie sieht's aus?«
    Pulaski erstarrte. Der Mann würde die Festplatte sehen. Er musste einfach. »Gut, danke.« Er stellte sein Bein vor den USB-Port, um das Kabel und den Stecker zu verdecken. Die Reaktion war bestimmt viel zu auffällig.
    »Wie gefällt Ihnen dieses Excel?«
    »Gut. Es gefällt mir sehr.«
    »Na, excellent. Es gibt nichts Besseres. Und man kann die Dateien exportieren.
    Arbeiten Sie viel mit PowerPoint?« »Nicht besonders oft, nein.«
    »Nun, vielleicht später mal, Sarge - wenn Sie Polizeichef sind. Und Excel eignet sich prima für Ihre privaten Finanzen. Damit Sie nicht den Überblick über all Ihre Kapitalanlagen verlieren. Ach, und ein paar Spiele sind auch dabei. Die würden Ihnen gefallen.«
    Pulaski lächelte, während sein Herz so laut klopfte wie die Festplatte surrte.
    Cassel zwinkerte ihm zu und verschwand wieder.
    Wenn Excel mit Spielen geliefert wird, fresse ich die CD, du arrogantes Arschloch.
    Pulaski wischte sich die Handflächen an der Hose ab, die Jenny am Morgen für ihn gebügelt hatte, so wie sie das jeden Morgen tat -oder am Abend zuvor, falls er Frühschicht oder einen frühmorgendlichen Auftrag hatte.
    Bitte, Gott, lass mich nicht meinen Job verlieren, betete er und dachte an den Tag, an dem er und sein Zwillingsbruder die Prüfung für den Polizeidienst abgelegt hatten.
    Und an den Tag der Abschlussfeier. Oder an die Vereidigung, seine weinende Mutter, den Blick, den er und sein Vater ausge
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    tauscht hatten. Diese Momente zählten zu den besten seines Lebens.
    Würde das alles umsonst gewesen sein? Verflucht noch mal. Okay, Rhyme ist brillant, und niemand gibt sich größere Mühe bei der Ergreifung eines Täters als er. Aber ein solcher Gesetzesverstoß? Zum Teufel, Rhyme sitzt zu Hause in seinem Rollstuhl und lässt sich bedienen. Ihm wird nichts passieren.
    Warum sollte Pulaski hier das Opferlamm spielen?
    Dennoch konzentrierte er sich auf seine geheime Mission. Komm schon, komm schon, drängte er das Sammelprogramm. Doch es ließ sich nicht aus der Ruhe bringen und versicherte ihm weiterhin, es sei bei der Arbeit. Kein Balken, der sich allmählich nach rechts füllte, kein Countdown wie im Kino.
    Arbeite. .
    »Was war das, Pulaski?«, fragte Rhyme.
    »Ein paar Angestellte. Sie sind wieder weg.«
    »Wie läuft's?«
    »Ganz gut, glaube ich.«
    »Sie glauben?«
    »Es. .« Eine neue Nachricht erschien auf dem Bildschirm: Erledigt. Möchten Sie das Ergebnis als Datei sichern?
    »Okay, das Programm ist fertig. Es fragt mich, ob ich das Ergebnis als Datei sichern will.«
    Szarnek meldete sich zu Wort. »Jetzt wird es kritisch. Machen Sie genau, was ich Ihnen sage.« Er beschrieb ihm, wie die Dateien angelegt, komprimiert und auf die Festplatte verschoben wurden. Mit zitternden Händen kam Pulaski den Anweisungen nach. Er war schweißgebadet. Binnen weniger Minuten war alles erledigt.
    »Nun müssen Sie noch Ihre Spuren verwischen und alles so zurücklassen, wie es war.
    Damit niemand merkt, was Sie gerade gemacht haben, und Sie findet.« Szarnek lotste Pulaski zu den Protokolldateien und ließ ihn weitere Befehle eingeben. Dann hatte er auch das hinter sich.
    »Das war's.«
    »Okay, nichts wie raus da, Grünschnabel«, drängte Rhyme. Pulaski legte auf, zog den Stecker der Festplatte und schob
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    sie sich wieder in die Tasche. Dann entnahm er die CD aus dem Computer und loggte sich aus. Er stand auf und verließ den Konferenzraum. Überrascht stellte er fest, dass der Wachmann näher gekommen war. Pulaski erkannte, dass es sich um denselben Mann handelte, der Amelia durch die Datenareale begleitet hatte, immer einen halben Schritt hinter ihr - als würde er einen Ladendieb ins Büro des Geschäftsführers bringen, um auf die Polizei zu warten.
    Hatte der Mann etwas

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