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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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schaute Andy hinterher. »Bitte folgen Sie mir, Officer Pulaski.« Mit einem Lächeln, das nicht allzu herzlich wirkte, ging er zum Aufzug.
    Pulaski war dermaßen nervös, dass er nur noch an die Festplatte denken konnte. Er war überzeugt, jeder könne die Umrisse in seiner Tasche erkennen. »Also, Martin«, fing er an zu plappern, »arbeiten Sie schon lange für die Firma?«
    »Ja.«
    »Sind Sie auch ein Computerfreak?«
    Ein anderes Lächeln, auch nicht aufschlussreicher als das erste. »Eigentlich nicht.«
    Sie gingen den Korridor hinunter, schwarz und weiß, steril. Pulaski hasste diese Firma.
    Ihm schnürte sich hier die Kehle zu, er fühlte sich eingesperrt. Er sehnte sich nach den Straßen, nach Queens, der South Bronx. Selbst die Gefahr war ihm egal. Er wollte nur noch weg von hier, einfach den Kopf senken und losrennen.
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    Ein Anflug von Panik.
    Der Reporter hat nicht nur seinen Job verloren, sondern wurde wegen unbefugten Betretens angeklagt. Er musste sechs Monate im Staatsgefängnis absitzen.
    Pulaski hatte außerdem die Orientierung verloren. Das hier war nicht die Strecke, die er auf dem Weg zu Sterlings Büro genommen hatte. Nun bog Martin um eine Ecke und öffnete eine dicke Tür.
    Als Pulaski sah, was ihn dort erwartete, zögerte er: eine Station mit drei ernsten Wachmännern, einem Metalldetektor und einem Durchleuchtungsgerät. Das hier waren nicht die Datenareale, daher gab es keine Datenlöschvorrichtungen wie in dem anderen Teil des Gebäudes, aber er würde die Festplatte nicht unentdeckt hinausschmuggeln können. Als er am Morgen mit Amelia Sachs hier gewesen war, hatten sie keine solche Sicherheitsschleuse passieren müssen. Er hatte nicht mal eine gesehen.
    »Beim letzten Mal sind wir aber nicht hier durchgekommen«, sagte er zu dem Assistenten und bemühte sich, möglichst beiläufig zu klingen.
    »Es hängt davon ab, ob jemand für längere Zeit unbeaufsichtigt gewesen ist«, erklärte Martin. »Ein Computer führt die Einschätzung durch und teilt sie uns mit.« Er lächelte.
    »Nehmen Sie es nicht persönlich.«
    »Ha. Natürlich nicht.«

    Sein Herz klopfte, seine Handflächen waren feucht. Nein, nein! Er durfte seinen Job nicht verlieren. Er durfte es einfach nicht. Das war ihm so wichtig.
    Welcher Teufel hatte ihn geritten, sich hierauf einzulassen? Pulaski redete sich ein, er würde den Mörder der Frau aufhalten, die fast wie Jenny aussah. Einen schrecklichen Mann, der bedenkenlos tötete, sobald es ihm in den Sinn kam.
    Trotzdem, dachte Pulaski, das hier ist nicht richtig.
    Was würden seine Eltern sagen, wenn er ihnen gestand, dass man ihn wegen Datendiebstahls verhaftet hatte? Und sein Bruder?
    »Tragen Sie irgendwelche Daten bei sich, Sir?«
    Pulaski zeigte ihm die CD. Der Mann nahm sie gründlich in
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    Augenschein, ging zum Telefon und drückte eine Kurzwahltaste. Sein Körper straffte sich, und er sagte etwas mit leiser Stimme. Dann lud er die CD in einen Computer an seiner Station und sah auf den Monitor. Der Datenträger stand offenbar auf einer Freigabeliste, aber der Wachmann legte ihn dennoch in das Durchleuchtungsgerät und betrachtete sorgfältig das Abbild der Plastikhülle samt der CD darin. Das Laufband beförderte sie auf die andere Seite des Metalldetektors.
    Pulaski wollte weitergehen, aber ein dritter Wachmann hielt ihn auf. »Verzeihung, Sir, bitte leeren Sie Ihre Taschen, und legen Sie alle Metallgegenstände dort drüben ab.«
    »Ich bin Polizeibeamter«, erwiderte er und klang dabei hoffentlich belustigt.
    Der Wachmann ließ sich nicht beeindrucken. »Ihre Behörde ist einer unserer Vertragspartner und hat sich einverstanden erklärt, unseren Sicherheitsvorschriften Folge zu leisten. Die Regeln gelten für alle. Falls Sie möchten, können Sie gern telefonisch bei Ihrem Vorgesetzten nachfragen.«
    Pulaski saß in der Falle.
    Martin ließ ihn die ganze Zeit nicht aus den Augen. »Alles auf das Band, bitte.«
    Na los, denk nach, brüllte Pulaski sich innerlich an. Lass dir gefälligst was einfallen.
    Denk nach! Versuche zu bluffen. Geht nicht. Ich bin nicht schlau genug.
    Doch, bist du. Was würde Amelia Sachs tun? Oder Lincoln Rhyme?
    Er wandte sich ab, kniete sich hin, öffnete in aller Ruhe die Schnürsenkel und zog die Schuhe aus. Dann stand er auf, stellte die polierten Schuhe auf das Laufband, leerte seine Taschen und legte alle Metallgegenstände in eine flache Schale.
    Pulaski ging durch den Metalldetektor. Die Festplatte löste sofort Alarm

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