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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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er gesagt?«, fragte er dann.
    »Ich habe erst gestern mit ihm geredet. Er rief später an und hat sich nach deinen Schuhen erkundigt - die gehören zu dem Beweismaterial. Seitdem habe ich noch nicht wieder von ihm gehört.«
    »Hast du ihn gesehen? Oder nur mit ihm telefoniert?«
    »Ich war bei ihm. Er wohnt am Central Park West. Sein Haus ist wirklich hübsch.«
    Ein Dutzend Erinnerungen an seinen Cousin schössen ihm in schneller Folge durch den Kopf.
    »Wie sieht er aus?«, fragte Arthur.
    »Ob du es glaubst oder nicht - beinahe genau wie damals, als er uns in Boston besucht hat. Na ja, eigentlich sieht er sogar noch besser aus.«
    »Und er kann nicht gehen?«
    »Er kann sich überhaupt nicht bewegen. Nur den Kopf und die Schultern.«
    »Was ist mit seiner Ex? Haben er und Blaine noch Kontakt?« »Nein, er ist mit einer anderen Frau zusammen. Einer Polizis
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    tin. Sie ist sehr hübsch. Groß, rothaarig. Ich muss gestehen, ich war überrascht.«
    Eine große Rothaarige? Arthur dachte sofort an Adrianna. Und versuchte, die Erinnerung beiseitezuschieben. Sie ließ sich nicht verdrängen.

    Warum, Arthur? Warum hast du das getan?
    Ein Knurren von Mick. Seine Hand war wieder in der Hose. Seine Augen richteten sich hasserfüllt auf Arthur.
    »Es tut mir leid, Liebling. Danke, dass du Lincoln verständigt hast.«
    In diesem Moment verspürte er einen heißen Atem im Genick. »Yo, mach das Telefon frei.« Ein Latino stand hinter ihm. »Los, wird's bald?«
    »Judy, ich muss aufhören. Es gibt hier nur ein Telefon. Meine Zeit ist aufgebraucht.«
    »Ich liebe dich, Art...« »Ich...«
    Der Latino trat vor, und Arthur legte auf. Dann setzte er sich wieder auf seine Bank in einer Ecke des Gemeinschaftsbereiches. Dort saß er und starrte den Boden vor seinen Füßen an, die Schramme mit dem Umriss einer Niere. Er starrte und starrte.
    Aber seine Aufmerksamkeit war nicht auf den abgenutzten Boden gerichtet. Er dachte an die Vergangenheit. Zu den Erinnerungen an Adrianna und seinen Cousin Lincoln gesel ten sich weitere. . Arthurs Elternhaus am North Shore. Lincolns Haus in den westlichen Vororten. Arthurs gestrenger König von einem Vater, Henry. Sein Bruder Robert. Und die schüchterne, brillante Marie.
    Auch an Lincolns Vater dachte er, an Teddy. (Hinter dem Spitznamen steckte eine interessante Geschichte - sein Vorname war nicht Theodore; Arthur wusste, wie es dazu gekommen war, Lincoln seltsamerweise nicht, glaubte er.) Er hatte Onkel Teddy immer gemocht. Ein lieber Kerl, etwas zurückhaltend, etwas ruhig -aber wer wäre das nicht im Schatten eines älteren Bruders wie Henry Rhyme? Arthur fuhr Teddy und Anne manchmal besuchen, wenn Lincoln nicht da war. Dann saßen Onkel und Neffe in dem
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    kleinen vertäfelten Wohnzimmer und sahen sich einen alten Film an oder unterhielten sich über amerikanische Geschichte.
    Der Fleck auf dem Boden des Tombs nahm nun die Form von Irland an. Er schien sich zu bewegen, während Arthur ihn nicht aus den Augen ließ, schien sich wegzuwünschen und durch ein magisches Schlupfloch in das Leben da draußen zu verschwinden.
    Arthur Rhyme war völlig verzweifelt. Und er begriff, wie naiv er gewesen war. Es gab keine magischen Auswege - und tatsächliche auch nicht. Er wusste, dass Lincoln ein Meister seines Fachs war. Er hatte alle seine Artikel in der populären Presse gelesen.
    Sogar einige seiner Fachaufsätze: »Die biologischen Auswirkungen gewisser nanopartikulärer Materialien. .«
    Aber Arthur erkannte nun, dass Lincoln nichts für ihn tun konnte. Sein Fall war aussichtslos, und er würde den Rest seines Lebens im Gefängnis sitzen.
    Nein, Lincolns Auftritt fügte sich perfekt ins Bild. Sein Cousin -der Verwandte, der ihm während seiner Jugend am nächsten gestanden hatte, sein Ersatzbruder - sollte bei Arthurs Niedergang zugegen sein.
    Mit grimmigem Lächeln blickte er auf. Und bemerkte die Veränderung.
    Komisch. Es war hier plötzlich menschenleer. Wohin waren denn alle verschwunden?
    Dann hörte er etwas.

    Beunruhigt wandte er den Kopf und sah, dass jemand mit schnellen, schlurfenden Schritten auf ihn zukam. Sein Freund, Antwon Johnson. Mit kaltem Blick.
    Arthur verstand. Jemand wollte sich von hinten auf ihn stürzen!
    Mick, wer sonst?
    Und Johnson kam zu seiner Rettung.
    Arthur fuhr herum. . So voller Angst, dass ihm fast die Tränen kamen. Wo steckte der Blinzler? Aber da war niemand.
    In diesem Moment spürte er, wie Antwon Johnson ihm die Garotte um den Hals legte

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