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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher
Autoren: Jeffery Deaver
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es in der Hektik des Geschehens durchaus vergessen haben könnte) oder nicht (was bedeutete, dass es womöglich absichtlich dort deponiert worden war)?
    Auf einem anderen Bild lag Verpackungsmaterial am Boden. Offenbar war das Prescott-Gemälde darin eingewickelt gewesen. »Hier stimmt was nicht«, flüsterte er.
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    Sachs, die immer noch vor der Tafel stand, schaute zu ihm herüber.
    »Das Gemälde«, fuhr Rhyme fort. »Was ist damit?«
    »LaGrange hat zwei mögliche Motive angedeutet. Nummer eins, Arthur hat den Prescott gestohlen, um zu vertuschen, dass es ihm in erster Linie darum ging, Alice loszuwerden.«
    »Richtig.«
    »Aber wenn ein halbwegs intelligenter Täter einen Mord als bedauerliche Begleiterscheinung eines Diebstahls tarnen wollte, würde er doch nicht den einen Gegenstand aus der Wohnung klauen, der mit ihm in Verbindung gebracht werden könnte«, fuhr Rhyme fort. »Vergiss nicht, Art hat früher mal einen Prescott besessen.
    Und er hatte diese Galerie-Prospekte im Haus.«

    »Stimmt, Rhyme, das ergibt keinen Sinn.«
    »Und nun tun wir mal so, als wäre sein Motiv das Gemälde gewesen, das er unbedingt haben wollte und sich finanziell nicht leisten konnte. Tja, anstatt einen Mord zu begehen, wäre es dann doch sehr viel sicherer und einfacher gewesen, irgendwann tagsüber einzubrechen, wenn die Eigentümerin bei der Arbeit ist.« Auch das Verhalten seines Cousins gab Rhyme zu denken, wenngleich es für ihn bei der Beurteilung von Schuld oder Unschuld keinen allzu hohen Stellenwert besaß. »Vielleicht hat er ja gar nicht so getan, als sei er unschuldig. Vielleicht war er unschuldig. . Ziemlich belastend, hast du gesagt? Nein. Zu belastend.«
    Nur mal angenommen, er hat es nicht getan, überlegte Rhyme. Die Konsequenzen wären beachtlich. Denn dann wäre das hier nicht einfach eine Verwechslung; dafür passten die Spuren zu genau - darunter vor allem auch das Blut des Opfers in seinem Wagen. Nein, falls Art unschuldig war, hatte jemand anders sich große Mühe gegeben, ihm die Sache anzuhängen.
    »Ich glaube, er wurde hereingelegt.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Du willst ein Motiv?«, fragte er. »Das braucht uns vorläufig nicht zu interessieren. Es geht jetzt zunächst mal um das Wie. Sobald wir eine Antwort auf diese Frage haben, kann sie uns zu dem Wer führen. Auf das Warum stoßen wir eventuell nebenbei, 25
    aber das ist nicht unsere Priorität. Gehen wir also davon aus, dass jemand anders, ein Mr. X, Alice Sanderson ermordet, das Gemälde gestohlen und Arthur als den Schuldigen hingestellt hat. Na, Sachs, wie könnte er das wohl angestellt haben?«
    Sie verzog das Gesicht - abermals wegen ihrer Arthritis - und setzte sich. »Mr. X ist sowohl Arthur als auch Alice gefolgt«, sagte sie nach kurzem Nachdenken. »Er wusste, dass sie sich beide für Kunst interessieren, hat sie zum gleichen Zeitpunkt in der besagten Galerie gesehen und dann ihren Alltag ausgespäht.«
    »Mr. X weiß, dass sie einen Prescott besitzt. Er will auch einen haben, hat aber nicht genug Geld.«
    »Richtig.« Sachs wies auf die Tafel. »Dann bricht er bei Arthur ein und sieht, dass es dort Pringles, Edge Rasiercreme, TruGro Dünger und Chicago Cutlery Messer gibt. Er nimmt jeweils etwas davon mit, um es später am Tatort zu platzieren. Er bringt in Erfahrung, welche Schuhe Arthur trägt, damit er einen entsprechenden Abdruck hinterlassen kann, und er besorgt sich etwas Erde aus dem State Park. .
    Nun zum zwölften Mai. Mr. X hat irgendwie herausgefunden, dass Art donnerstags stets früher Schluss macht und in einem menschenleeren Gebiet joggen geht - sodass er kein Alibi hat. X geht zur Wohnung des Opfers, ermordet die Frau, stiehlt das Bild und ruft von einem Münzfernsprecher die Polizei an, um die Schreie zu melden und zu behaupten, ein Mann habe ein Gemälde zu einem Auto getragen, das wie Arthurs Wagen aussieht, einschließlich dreier Buchstaben des Kennzeichens. Dann fährt er zu Arthurs Haus in New Jersey und hinterlässt die Blutspuren, die Erde, den Waschlappen, die Schaufel.«

    Das Telefon klingelte. Der Anrufer war Arthurs Verteidiger. Mit gequälter Stimme wiederholte er alles, was sie bereits von dem Staatsanwalt erfahren hatten. Er konnte nichts Hilfreiches hinzufügen und regte sogar mehrmals an, sie sollten Arthur dazu drängen, sich auf die Verfahrensabsprache einzulassen. »Andernfalls wird man ihn fertigmachen«, sagte der Mann. »Tun Sie ihm einen Gefallen. Ich hole fünfzehn Jahre für ihn
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