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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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wirklich schlechten Neuigkeiten aber noch vor sich: ihre gewaltigen Schulden. Von etwa 200 000 Dollar.
    Mit einem Zinssatz, der an Wucher grenzt.
    Aber das sind bloß die Appetithäppchen. Ich habe erfahren, dass ihr ehemaliger Freund wegen Raubüberfällen, tätlicher Bedrohung, Diebstahl und Erpressung verurteilt wurde. Einige neue Zeugen werden in anonymen E-Mails behaupten, auch Amelia 7303 sei darin verwickelt gewesen. Ferner sei in der Garage ihrer Mutter Diebesgut versteckt. Ich werde es natürlich dort deponieren, bevor ich die Abteilung für innere Angelegenheiten verständige.
    Es wird nicht zu einer Anklage kommen - wegen Verjährung -,
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    aber die Publicity dürfte ihren Ruf ruinieren. Hoch lebe die Pressefreiheit. Gott segne Amerika..
    Der Tod gehört zu den Transaktionen, durch die deine Verfolger garantiert verlangsamt werden. Aber die nicht tödlichen Taktiken können genauso wirksam sein und sind, finde ich, wesentlich eleganter.
    Und was diesen Lincoln Rhyme angeht. . Tja, das ist eine interessante Situation. Mein ursprünglicher Fehler war natürlich, seinen Cousin auszuwählen. Aber ich muss gerechterweise betonen, dass ich die an Arthur 3480 angebundenen Individuen alle überprüft habe und Lincoln Rhyme einfach nicht dazugehört hat. Was seltsam ist. Die beiden sind blutsverwandt, haben in den letzten zehn Jahren aber keinen Kontakt gehabt.
    Also habe ich leider schlafende Hunde geweckt. Er ist der beste Widersacher, dem ich mich je stellen musste. Er hat mich auf dem Weg zum Haus von DeLeon 6832
    aufgehalten, und zwar in flagranti, was bisher noch niemandem geglückt ist. Und nach Malloys atemlosem Bericht zu schließen, kommt er mir immer näher.

    Doch natürlich habe ich auch dafür einen Plan. Gegenwärtig kann ich nicht auf innerCircle zugreifen - ich muss jetzt vorsichtig sein -, aber die Presseartikel und anderen Datenquellen sind ausreichend ergiebig. Das Problem besteht darin, das Leben von jemandem wie Rhyme zu zerstören, dessen physische Existenz ohnehin weitgehend zerstört ist. Endlich fällt mir eine Lösung ein: Da er so sehr auf Hilfe angewiesen ist, werde ich jemanden aus seinem engsten Umkreis vernichten: Rhymes Betreuer, Thom Res-ton. Falls der junge Mann stirbt - auf eine besonders unangenehme Weise -, dürfte Rhyme sich davon kaum jemals wieder erholen. Die Ermittlungen werden im Sande verlaufen; niemand sonst ist so fähig und hartnäckig wie er.
    Ich werde Thom in den Kofferraum meines Wagens verfrachten und zu einem anderen Lagerhaus fahren. Dort lasse ich mir viel Zeit mit meinem Rasiermesser der Gebrüder Krusius. Ich zeichne die gesamte Sitzung auf und schicke sie per E-Mail an Rhyme. Als der fleißige Kriminalist, der er zu sein scheint, wird er die grausige Aufnahme sorgfältig auf irgendwelche Anhaltspunkte über
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    prüfen. Und zu diesem Zweck muss er sie sich wieder und wieder ansehen.
    Ich garantiere, danach ist Rhyme für diesen Fall nicht mehr zu gebrauchen. Vielleicht wird es ihn sogar völlig zugrunde richten.
    Ich gehe in Raum drei meines Refugiums und hole eine meiner Videokameras. Der Akku liegt gleich daneben. Und in Raum zwei nehme ich das Krusius aus seinem alten Kästchen. Auf der Klinge klebt immer noch eine braune Schicht aus getrocknetem Blut.
    Nancy 3470. Vor zwei Jahren. (Das Gericht hat soeben die letztmögliche Berufung ihres Mörders Jason 4971 verworfen. Als Grund für die beantragte Urteilsaufhebung hatte er fingierte Beweise angeführt. Sogar sein eigener Anwalt dürfte diese Behauptung absurd gefunden haben.)
    Das Rasiermesser ist stumpf. Ich erinnere mich, dass bei Nancy 3470 die Rippen einigen Widerstand geleistet haben; sie hat heftiger gezappelt als erwartet. Egal. Ein wenig Arbeit an einer meiner acht Schleifscheiben, dann die Klinge an einem Lederriemen abziehen, und es kann losgehen.
    Amelia Sachs wurde nun vollends vom Jagdfieber gepackt.
    Die Spuren in ihrem Garten hatten sie auf einen verschlungenen Pfad geführt, aber sie hatte so ein Gefühl - Verzeihung, Rhyme -, dass ihre gegenwärtige Mission sich als äußerst nützlich erweisen könnte. Sie parkte Pams Wagen am Straßenrand und eilte zu der Adresse der nächsten Person auf ihrer Liste. Einer der Namen würde ihr hoffentlich den entscheidenden Hinweis auf die Identität von 522 liefern.
    Zwei hatten sich bereits als unergiebig herausgestellt. Würde der Dritte die Antwort bringen? So in der Stadt herumzufahren, hatte etwas von einer makabren Schnitzeljagd, dachte

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