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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher
Autoren: Jeffery Deaver
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Fahrrad für eintausendundzwanzig Dollar. Mehr als mein erstes Auto gekostet hat.
    Ah, ihre Sportkleidung ist eng. Mein Atem beschleunigt sich. Ich brauche sie unbedingt.
    Ein schneller Blick in die Runde. Die Straße ist leer, außer der sich nähernden Frau, die jetzt nur noch zehn Meter entfernt ist. Ich halte längst mein ausgeschaltetes Mobiltelefon am Ohr. In der anderen Hand trage ich eine Einkaufstüte. Ich schaue kurz zu Myra 9834. Gehe zum Bordstein und setze dabei mein angeregtes und frei erfundenes Telefonat fort. Ich bleibe stehen, um sie vorbeizulassen. Blicke kurz auf.
    Und lächle. »Myra?«
    Sie wird langsamer. Ihre Sportkleidung ist so eng. Beherrsch dich, beherrsch dich.
    Bleib locker.
    An den Fenstern zur Straße steht niemand. Kein Wagen ist zu sehen.
    »Myra Weinburg?«
    Die Bremsen ihres Fahrrades quietschen. Sie hält an. »Hallo.« Ihr Gruß und der Versuch, sich an mich zu erinnern, sind einzig der Tatsache zu verdanken, dass die Leute fast alles tun würden, um sich keine Blöße zu geben.
    Ich befinde mich voll und ganz in der Rolle des erfahrenen Geschäftsmannes, und während ich auf Myra 9834 zugehe, sage ich zu meinem unsichtbaren Freund, ich würde ihn später zurückrufen, und klappe das Telefon zu.
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    »Tut mir leid«, sagt sie lächelnd und runzelt die Stirn. »Sie sind. .?«
    »Mike. Ich arbeite für Ogilvy. Wir beide kennen uns von.. ja, genau. . den National-Foods-Aufnahmen bei David. Wir waren in dem anderen Studio. Ich bin herübergekommen und habe Sie und Ihren Kollegen getroffen - wie war doch gleich sein Name? Richie. Ihr Catering war viel besser als unseres.«
    Ihr Lächeln wird breiter. »Ah, na sicher.« Sie erinnert sich an David und National Foods und Richie und das Catering in dem Fotostudio. Aber sie erinnert sich nicht an mich, denn ich war niemals da. Und auch sonst niemand namens Mike, aber sie wird nicht darüber nachgrübeln, weil das zufällig der Vorname ihres verstorbenen Vaters ist.
    »Wie schön, Sie zu sehen«, sage ich und setze mein bestes Na-das-ist-aber-ein-Zufall-Lächeln auf. »Wohnen Sie hier in der Gegend?«
    »Im Village. Und Sie?«
    Ein Nicken in Richtung der Griszinskis. »Da drüben.« »Wow, ein Loft. Nett.«
    Ich erkundige mich nach ihrem Job und sie sich nach meinem. Dann verziehe ich das Gesicht. »Ich sollte lieber wieder reingehen. Wollte nur ein paar Zitronen holen.« Ich halte die Einkaufstüte hoch. »Wir haben Besuch.« Meine Stimme erstirbt, denn mir kommt vermeintlich ein toller Einfall. »He, ich weiß ja nicht, ob Sie schon was vorhaben, aber wir veranstalten ein spätes Brunch. Möchten Sie nicht mitkommen?«
    »Oh, danke, aber ich bin völlig verschwitzt.«
    »Ach, kein Problem. . Wir waren den ganzen Vormittag bei einem Wohltätigkeitslauf, mein Freund und ich.« Hübsche Idee, denke ich. Und völlig improvisiert. »Wir sind verschwitzter als Sie, glauben Sie mir. Es ist ein absolut zwangloses Treffen. Ein leitender Kollege von Thompson ist da. Und ein paar Jungs von Burston. Niedlich, aber hetero.« Ich zucke bedauernd die Achseln. »Und wir haben einen bekannten Schauspieler zu Gast. Aber ich verrate Ihnen nicht, wer es ist. Es soll eine Überraschung sein.«
    »Tja.. «
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    »Na los, geben Sie sich einen Ruck. Sie sehen aus, als könnten Sie einen Cosmo vertragen. . Haben wir damals bei dem Fotoshooting nicht festgestellt, dass das unser beider Lieblingsdrink ist?«
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    . Sechs
    The Tombs - die »Gruft«.
    Okay, es war nicht mehr das originale Tombs aus dem neunzehnten Jahrhundert. Das ursprüngliche Gebäude existierte schon lange nicht mehr, aber alle benutzten immer noch den alten Namen für das in Downtown gelegene Untersuchungsgefängnis von Manhattan, in dem Arthur Rhyme derzeit saß und sein Herz vor lauter Verzweiflung bis zum Hals schlagen spürte, wie schon die ganze Zeit seit seiner Verhaftung.
    Doch ob man den Ort nun Tombs nannte, MDC (für »Manhattan Detention Center«) oder den Bernard-B.-Kerik-Komplex (wie der Name vorübergehend gelautet hatte, bevor der einstige Leiter der New Yorker Strafvollzugsbehörde und spätere Polizeichef über einen spektakulären Skandal gestolpert war) - für Arthur war es einfach nur die Hölle.

    Die reinste Hölle.
    Er trug den gleichen orangefarbenen Overall wie alle Häftlinge, aber das war auch schon die einzige Gemeinsamkeit. Der einen Meter achtzig große und sechsundachtzig Kilo schwere Mann mit dem ordentlichen Seitenscheitel unterschied sich grundlegend von all
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