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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher
Autoren: Jeffery Deaver
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Competition«, antwortete Mel Cooper.
    Rhyme seufzte. Schmutziges Geschirr, Theatermatineen, Tanzveranstaltungen. Er hasste Sonntage. »Tja, ich brauche dich. Ich habe einen Fall. Er ist einzigartig.«
    »Bei dir sind alle Fälle einzigartig, Lincoln.«
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    »Dieser ist aber noch einzigartiger als die anderen, wenn du mir den grammatischen Lapsus verzeihst. Kannst du kommen? Du hast gerade Neuengland erwähnt. Sag jetzt nicht, du bist in Boston oder Maine.«
    »In Midtown. Und ich schätze, ich bin verfügbar - Gretta und ich sind gerade rausgeflogen. Rosie Talbot und Bryan Marshall werden gewinnen. Das ist ein einziger Skandal.« Er atmete tief durch. »Wie bald?«
    »Sofort.«
    Cooper kicherte. »Wie lange wirst du mich brauchen?« »Eine Weile vielleicht.«

    »Eher bis achtzehn Uhr heute Abend? Oder eher bis Mittwoch?«
    »Ruf lieber deinen Vorgesetzten an und sag ihm, dass man dir einen neuen Auftrag zugewiesen hat. Ich hoffe, es wird nicht länger als bis Mittwoch dauern.«
    »Ich muss ihm einen Namen nennen. Wer leitet die Ermittlungen? Lon?«
    »Lass es mich so ausdrücken: Bleib möglichst ungenau.« »Tja, Lincoln, du weißt aber noch, wie das als Cop so ist, oder? >Ungenau< läuft nicht. >Überaus präzise< schon eher.« »Es gibt streng genommen keinen leitenden Detective.« »Bist du allein?« Er klang unschlüssig. »Nicht ganz. Amelia und Ron sind auch dabei.« »Das sind alle?«
    »Und du.«
    »Ich verstehe. Um welchen Täter geht es?« »Es sind mehrere Täter, und sie sitzen bereits in Haft. Zwei wurden verurteilt, und der Dritte wartet auf sein Verfahren.«
    »Und du bezweifelst, dass wir die Richtigen erwischt haben?« »So was in der Art.«
    Mel Cooper war Detective bei der Spurensicherung des NYPD und auf die Laborarbeit spezialisiert. Er zählte nicht nur zu den intelligentesten Beamten der Truppe, sondern auch zu den schlagfertigsten. »Aha. Ich soll dir also dabei behilflich sein, meinen Bossen nachzuweisen, dass sie Mist gebaut und die falschen Leute verhaftet haben, und sie dann dazu bringen, drei neue und teure
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    Ermittlungen gegen die wahren Täter zu veranlassen, die, nebenbei bemerkt, auch wenig begeistert davon sein dürften, dass sie nun doch nicht ungeschoren davonkommen werden. Das ist gewissermaßen eine Lose-lose-lose-Situation, nicht wahr, Lincoln?«
    »Richte deiner Freundin von mir aus, dass es mir leidtut, Mel. Und beeil dich.«
    Sachs war auf halbem Weg zu ihrem leuchtend roten Camaro SS, als jemand rief: »He, Amelia!«
    Sie wandte sich um und sah ein hübsches junges Mädchen mit langem kastanienbraunem Haar und roten Strähnen sowie einigen geschmackvollen Piercings in beiden Ohren. Pam Willoughby hatte zwei schwere Leinentaschen dabei. Ihr Gesicht mit den vielen kleinen Sommersprossen strahlte vor Freude. »Willst du gerade los?«, fragte sie Sachs.
    »Ein neuer großer Fall. Ich fahre nach Downtown. Soll ich dich mitnehmen?«
    »Gern. Ich steige dann am Rathaus in die Bahn.« Pam setzte sich in den Wagen. »Wie war das Lernen?« »Du weißt schon.«
    »Und wo ist dein Freund?« Sachs schaute sich um. »Du hast ihn knapp verpasst.«
    Stuart Everett besuchte dieselbe Highschool wie Pam. Die beiden gingen seit einigen Monaten miteinander. Sie hatten einander im Unterricht kennengelernt und sofort eine große Gemeinsamkeit festgestellt: Sie liebten Bücher und Musik. Da sie beide dem Poesieklub der Schule angehörten, war Sachs halbwegs beruhigt. Stuart schien wenigstens kein Biker oder primitiver Spinner zu sein.
    Pam warf die Tasche mit den Schulbüchern auf die Rückbank und öffnete die andere.
    Der struppige Kopf eines kleinen Hundes kam zum Vorschein.
    »Hallo, Jackson«, sagte Sachs und streichelte ihn.

    Der winzige Havaneser schnappte sich den kleinen Kauknochen, den Amelia aus einem Becher in einem Getränkehalter nahm, der allein diesem Zweck diente. So wie sie beschleunigte
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    und um Ecken bog, wäre keine Flüssigkeit in einem offenen Behältnis geblieben.
    »Konnte Stuart dich nicht herbegleiten? Was für ein Gentleman ist das denn?«
    »Er hat ein Fußballspiel. Sport ist ziemlich wichtig für ihn. Sind die meisten Jungs so drauf?«
    Sachs reihte sich in den Verkehr ein und lachte gequält auf. »Ja.«
    Es schien eine seltsame Frage für ein Mädchen dieses Alters zu sein, denn die meisten hätten alles über Jungen und Sport gewusst. Doch Pam Willoughby war nicht wie die meisten Mädchen. Als sie noch sehr klein gewesen war, hatte ihr Vater bei einer
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