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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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zwei Tage vor der Vergewaltigung eine Schachtel Kondome der Marke Trojan Enz gekauft hat, genau wie die beiden Exemplare, die neben der Leiche des Opfers gefunden wurden. (Was die beiden von mir tatsächlich benutzten Präservative angeht - sie sind natürlich längst beseitigt. Dieses DNS-Zeug ist sehr gefährlich, vor allem seit in New York bei allen schweren Straftaten Proben genommen werden, nicht nur bei Vergewaltigungen. Und in Großbritannien dauert es nicht mehr lange und du musst deine DNS hinterlegen, weil dein Hund auf den Gehweg gekackt oder du verkehrswidrig mit dem Auto gewendet hast.)
    Es gibt noch einen Umstand, den die Polizei in Erwägung ziehen dürfte, sofern sie ihre Arbeit richtig macht: DeLeon 6832 war als Soldat im Irak im Einsatz, und als er später aus dem Armeedienst ausschied, konnte er seine Dienstpistole, eine 45er Automatik, nicht ordnungsgemäß abliefern. Sie sei bei einem Gefecht »verloren gegangen«.
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    Merkwürdigerweise hat er vor einigen fahren Munition dieses Kalibers gekauft.
    Falls die Ermittler das in Erfahrung bringen, was mühelos möglich ist, könnten sie daraus folgern, ihr Verdächtiger sei bewaffnet. Und sobald sie ein wenig tiefer graben, werden sie herausfinden, dass er in einer Klinik der Veterans Administration behandelt wurde - wegen einer posttraumatischen Belastungsreaktion.
    Ein labiler, bewaffneter Täter?
    Welcher Polizeibeamte wäre da nicht geneigt, zuerst zu schießen?
    Hoffen wir das Beste. Ich bin mir bei den Sechzehnern, die ich mir aussuche, nicht immer ganz sicher. Man weiß nie, ob es nicht doch ein unerwartetes Alibi gibt. Oder idiotische Geschworene. Vielleicht endet DeLeon 6832 noch heute in einem Leichensack. Wieso auch nicht? Verdiene ich es denn nicht, wenigstens ein bisschen Glück zu haben, als Entschädigung für die Nervosität, mit der Gott mich gestraft hat?
    Wissen Sie, das Leben ist oft gar nicht so einfach.
    Bis zu seinem Haus hier in Brooklyn dürfte es zu Fuß etwa eine halbe Stunde dauern.
    Ich bin nach der Transaktion mit Myra 9834 immer noch sehr zufrieden und genieße den Spaziergang. Der Rucksack ist ganz schön schwer. Er enthält nicht nur die zu platzierenden Spuren und den Schuh, der einen verräterischen Abdruck von DeLeon 6832 hinterlassen hat, sondern außerdem einige Schätze, die ich heute bei meinem Streifzug durch die Straßen aufgelesen habe. In meiner Tasche steckt leider nur eine kleine Trophäe von Myra 9834, ein Stückchen von einem ihrer Fingernägel. Etwas Persönlicheres wäre mir lieber gewesen, aber in Manhattan wird um Todesfälle mächtig viel Wirbel gemacht, und wenn Teile fehlen, gibt es stets großes Geschrei.
    Ich gehe etwas schneller und genieße das Gefühl des Rucksacks, der im Takt meiner Schritte gegen den Rücken schlägt. Genieße den schönen klaren Frühlingssonntag und die Erinnerungen an meine Transaktion mit Myra 9834.
    Genieße das überaus behagliche Wissen, dass ich zwar die gefährlichste Person in New York City sein dürfte, aber mir keine Sor
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    gen zu machen brauche, weil all die Sechzehner, die mir gefährlich werden könnten, mich praktisch nicht wahrnehmen.
    Das Licht ließ ihn aufmerken. Ein Blitzen aus Richtung der Straße. Rot.
    Noch ein Blitzen. Blau.
    DeLeon Williams ließ beinahe den Hörer fallen. Er telefonierte gerade mit einem Freund, weil er nach dem Mann suchte, für den er früher gearbeitet hatte und der nach dem Bankrott seines Zimmermannsbetriebes aus der Stadt verschwunden war. Der Kerl hatte nur Schulden zurückgelassen, darunter mehr als viertausend Dollar, die seinem zuverlässigsten Angestellten, DeLeon Williams, zustanden.
    »Leon«, sagte der Mann am anderen Ende der Leitung gerade, »ich hab keine Ahnung, wo der Wichser steckt. Der schuldet auch mir noch.. «
    »Ich ruf später noch mal an.«
    Klick.
    Die Hände des großen Mannes wurden feucht, als er durch einen Spalt der Gardine spähte, die er und Janeece erst am Samstag aufgehängt hatten (Williams fühlte sich mies, mies, mies, dass sie die ganzen Kosten dafür tragen musste - oh, wie er es hasste, arbeitslos zu sein). Er sah, dass die Lichter hinter den Kühlergrills von zwei zivilen Polizeiwagen aufblinkten. Mehrere Detectives stiegen aus und öffneten die Knöpfe ihrer Jacken, aber bestimmt nicht deshalb, weil der Frühlingstag so warm gewesen wäre. Die Wagen rasten davon, um die Kreuzung abzusperren.
    Die Männer schauten sich vorsichtig um und zerstörten dann Williams' letzten Rest

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