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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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entführen.
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    In seinem Kopf gab es nur noch einen Gedanken: Lauf! Schnell!
    Williams warf einen letzten Blick auf das Foto von Janeece, ihm und dem Jungen, aufgenommen während eines Ausflugs nach Six Flags. Er fing wieder an zu weinen.
    Dann wischte er sich die Tränen weg, schwang sich die Tasche über die Schulter und ging die Treppe hinunter. Seine Hand knetete nervös den Griff der schweren Pistole.
    59

    .Zehn
    »Ist der vorgeschobene Scharfschütze in Stellung?«
    Bo Haumann, der einstige Armeeausbilder, der inzwischen der Emergency Services Unit vorstand, dem Sondereinsatzkommando der New Yorker Polizei, wies auf ein Gebäude. Der winzige Garten des frei stehenden Hauses, in dem DeLeon Williams wohnte, ließ sich von dort aus vollständig überblicken.
    »Jawohl, Sir«, sagte ein Beamter in der Nähe. »Und Johnny hat den ganzen hinteren Bereich im Blick.«
    »Gut.«
    Haumann, ein zäher alter Hase mit militärisch kurzem, angegrautem Haar, ließ die beiden Zugriffteams der ESU in Position gehen. »Und bleibt außer Sicht.«
    Er war nicht weit von hier in seinem eigenen Garten gewesen und hatte versucht, die Holzkohle vom letzten Jahr in Brand zu setzen, als man ihn verständigte, es gebe nach einer Vergewaltigung samt Mord einen stichhaltigen Hinweis auf den Täter. Daraufhin übertrug Haumann die Grillmission an seinen Sohn, legte schnell seine Ausrüstung an und raste los. Dabei schickte er ein kurzes Dankgebet zum Himmel, weil er letztlich doch darauf verzichtet hatte, sich ein Bier zu genehmigen. Er hätte sich dann zwar immer noch ans Steuer gesetzt, fasste aber prinzipiell keine Waffe an, sobald er auch nur einen Schluck getrunken hatte.
    Und mittlerweile sah es an diesem schönen Sonntag ganz danach aus, als würde es zu einem Schusswechsel kommen.
    Sein Funkgerät erwachte knisternd zum Leben. »Überwachungsteam eins an Leitstelle.
    Kommen«, hörte er im Kopfhörer seines Headsets. Das Überwachungsteam befand sich mit dem zweiten Scharfschützen auf der anderen Straßenseite.
    »Hier Leitstelle. Kommen.«
    »Wir orten einige Wärmequellen. Es könnte jemand im Haus sein. Keine akustischen Signale.«
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    Es könnte, dachte Haumann verärgert. Er wusste, was die Geräte der Spezialisten kosteten. Für den Preis hätten die Dinger in der Lage sein müssen, mit Sicherheit festzustellen, ob jemand sich im Haus aufhielt - inklusive seiner Schuhgröße und der Antwort auf die Frage, ob er an jenem Morgen Zahnseide benutzt hatte.
    »Nehmt eine zweite Messung vor.«
    Es schien eine Ewigkeit zu dauern.
    »Überwachungsteam eins«, hörte er dann. »Okay, es hält sich nur eine Person im Innern auf. Wir haben ihn außerdem kurz durch ein Fenster gesehen und mit dem uns vorliegenden Führerscheinfoto verglichen. Es handelt sich eindeutig um DeLeon Williams. Kommen.«
    »Gut. Ende.«
    Haumann verständigte die zwei Zugriffteams, die nun beidseits des Hauses vorrückten und dabei nahezu unsichtbar blieben. »Also, wir haben nicht viel Zeit für eine Lagebesprechung. Hört gut zu. Dieser Täter ist ein Vergewaltiger und Mörder.

    Wir wol en ihn lebendig, aber er ist zu gefährlich, um ihn entkommen zu lassen. Falls er gewaltsamen Widerstand leistet, habt ihr grünes Licht.«
    »Teamführer B. Verstanden. Wir sind in Position und haben die Gasse sowie die nördlichen Straßen vor uns. Ebenso die Hintertür. Kommen.«
    »Teamführer A an Leitstelle. Grünes Licht bestätigt. Wir sind an der Vordertür in Stellung und sichern alle Straßen nach Süden und Osten.«
    »Scharfschützen«, sagte Haumann. »Seid ihr bereit?« »Roger. Fertig geladen und entsichert.«
    Haumann öffnete den Halteriemen am Holster seiner Glock und schlich sich in die Gasse hinter dem Haus, wo noch mehr Beamte warteten, deren Pläne sich an diesem idyllischen Frühlingssonntag ebenfalls so schnell und dramatisch geändert hatten wie seine.
    In diesem Moment meldete sich eine Stimme in seinem Kopfhörer.
    »Überwachungsteam zwei an Leitstelle. Ich glaube, da tut sich was.«
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    DeLeon Williams kniete hinter der Tür und spähte vorsichtig durch einen Spalt - einen Riss im Holz, den er schon seit Längerem hatte reparieren wollen. Die Polizisten waren nicht mehr da.
    Nein, berichtigte er sich, sie waren nicht mehr zu sehen. Großer Unterschied. Im Gebüsch funkelte ein Stück Metall oder Glas. Vielleicht von einer dieser verrückten Elfen- oder Rehfiguren, die auf dem Rasen der Nachbarn standen.
    Oder von einem Cop mit einer

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