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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Waffe.
    Mit der Reisetasche im Schlepptau kroch Williams in den hinteren Teil des Hauses.
    Wieder ein schneller Blick. Diesmal riskierte er es, den Kopf zum Fenster zu heben, und musste dabei schwer gegen seine Panik ankämpfen.
    Der Garten und die Gasse dahinter waren leer.
    Doch erneut korrigierte er sich: schienen leer zu sein.
    Der posttraumatische Stress packte ihn mit eisernem Griff. Williams verspürte den Drang, nach draußen zu stürmen, die Waffe zu ziehen und die Gasse hinunterzurennen. Falls ihm dabei jemand begegnete, würde er ihn mit der Pistole in Schach halten und ihn anbrüllen, er solle den Weg freigeben.
    Die Gedanken wirbelten wie wild durch seinen Kopf. Er griff nach dem Türknauf.
    Nein..
    Sei nicht dumm.
    Er lehnte sich zurück gegen die Wand und bemühte sich, langsamer zu atmen.
    Nach einer Weile beruhigte er sich und beschloss, etwas anderes zu versuchen. Vom Keller aus führte ein Fenster zu dem schmalen, mit spärlichem Gras bewachsenen Durchgang zwischen den Häusern. Knapp zweieinhalb Meter gegenüber gab es ein ähnliches Fenster im Keller der Nachbarn. Die Wongs waren übers Wochenende verreist - er goss die Blumen für sie -, und Williams dachte sich, er könne sich drüben ins Haus schleichen, nach oben gehen und durch die Hintertür verschwinden. Mit etwas Glück würde die Polizei nicht auf den Durchgang achten. Dann könnte er über die Gasse zur Hauptstraße gelangen und zur U-Bahn-Station laufen.

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    Es war kein großartiger Plan, aber er erschien aussichtsreicher, als einfach hier abzuwarten. Wieder Tränen. Und Panik.
    Reiß dich zusammen, Soldat. Na los.
    Er stand auf und wankte die Kellertreppe nach unten.
    Sieh zu, dass du hier rauskommst. Die Cops werden jeden Augenblick an der Vordertür sein und sie eintreten.
    Er entriegelte das Fenster und kletterte nach draußen. Dann wollte er zum Kellerfenster der Wongs robben und schaute nach rechts. Er erstarrte.
    O mein Gott. .
    In dem schmalen Durchgang kauerten zwei Detectives, ein Mann und eine Frau. Sie hatten ihre Waffen in der Hand und sahen nicht in seine Richtung, sondern nach hinten, zum Garten und der Gasse.
    Wieder schlug die Panik erbarmungslos zu. Er würde die Automatik ziehen und die beiden bedrohen. Sie würden sich hinsetzen, sich mit den eigenen Handschellen fesseln und die Funkgeräte wegwerfen müssen. Er tat das nur äußerst ungern; es würde ein wirkliches Verbrechen sein. Aber ihm blieb keine Wahl. Die Polizei war offensichtlich überzeugt, er habe etwas Schreckliches getan. Ja, er würde sich ihre Waffen holen und fliehen. Vielleicht stand der Wagen der beiden irgendwo in der Nähe. Er würde ihnen die Schlüssel abnehmen.
    Gab jemand ihnen Deckung, jemand, den er nicht sehen konnte? Womöglich ein Scharfschütze?
    Tja, das Risiko würde er wohl eingehen müssen.
    Er stellte leise die Tasche ab und wollte nach der Automatik greifen.
    In diesem Moment wandte die Frau den Kopf. Williams hielt den Atem an. Ich bin tot, dachte er. Janeece, ich liebe dich. .
    Aber die Polizistin schaute erst auf ein Stück Papier und nahm dann ihn genauer in Augenschein. »DeLeon Williams?«
    »Ich.. « Seine Stimme versagte ihm den Dienst. Er nickte, und seine Schultern sackten herab. Er sah bloß noch das hübsche Gesicht der Beamtin vor sich, ihren roten Pferdeschwanz, ihren kalten Blick.
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    Sie hob die Dienstmarke, die um ihren Hals hing. »Wir sind von der Polizei. Wie sind Sie aus dem Haus gekommen?« Dann bemerkte sie das Fenster und nickte. »Mr.
    Williams, wir stecken hier mitten in einem Zugriff. Könnten Sie wieder hineingehen?
    Dort ist es sicherer.«
    »Ich.. « Die Panik ließ seine Stimme zittern. »Ich.. «
    »Bitte«, drängte sie. »Wir kümmern uns um Sie, sobald die Lage sich geklärt hat.
    Bleiben Sie ruhig. Versuchen Sie nicht noch einmal, das Haus zu verlassen. Bitte.«
    »Sicher. Ich.. Natürlich.«
    Er ließ die Tasche liegen und schob sich zurück durch das Fenster.
    »Hier Sachs«, sagte die Frau in ihr Funkgerät. »Ich würde den Radius erweitern, Bo. Er wird sehr vorsichtig sein.«

    Was, zum Teufel, ging hier vor? Williams hielt sich nicht lange mit Spekulationen auf.
    Er kletterte unbeholfen zurück in den Keller und ging nach oben. Dort steuerte er sofort das Badezimmer an, öffnete den Deckel des Spülkastens und ließ die Waffe hineinfallen. Dann wollte er einen Blick aus dem Fenster werfen, hielt jedoch inne und rannte zurück zur Toilette, gerade noch rechtzeitig, um sich heftig zu

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