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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Hoffnung, es könne sich um irgendeinen seltsamen Zufall handeln: Sie gingen zu seinem beigefarbenen Dodge, überprüften das Kennzeichen und sahen hinein. Einer sprach in ein Funkgerät.
    Williams schloss verzweifelt die Augen und seufzte angewidert auf.
    Sie legte wieder los. Sie...
    58
    Letztes Jahr hatte Williams sich mit einer Frau zusammengetan, die nicht nur sexy war, sondern auch klug und warmherzig. Zumindest hatte es anfangs so ausgesehen. Nicht lange nachdem die Sache zwischen ihnen ernst geworden war, verwandelte Leticia sich jedoch in eine jähzornige Hexe. Launisch, missgünstig, rachsüchtig. Labil... Die vier Monate mit ihr zählten zu den schlimmsten seines Lebens. Und den Großteil der Zeit musste er ihre Kinder vor der eigenen Mutter beschützen.
    Seine guten Taten brachten ihn sogar ins Gefängnis. Eines Abends wollte Leticia mit der Faust nach ihrer Tochter schlagen, weil diese einen Kochtopf nicht gründlich genug geschrubbt hatte. Williams packte die Frau instinktiv am Arm, während das Mädchen schluchzend die Flucht ergriff. Dann beruhigte er die Mutter, und damit schien die Sache erledigt zu sein. Aber einige Stunden später, als er auf der Veranda saß und überlegte, wie er die Kinder von ihr weg und vielleicht zurück zum Vater bekommen würde, tauchte die Polizei auf und nahm ihn fest.
    Leticia hatte ihn wegen Körperverletzung angezeigt und zum Beweis die Quetschung an ihrem Arm angeführt. Williams war entsetzt. Er erklärte, was passiert war, aber die Beamten hatten keine Wahl, sie mussten ihn verhaften. Der Fall kam vor Gericht.
    Williams wollte nicht, dass die Tochter in den Zeugenstand trat und zu seinen Gunsten aussagte, obwohl das Mädchen dazu bereit war. Man befand ihn einer minderschweren tätlichen Bedrohung für schuldig und erlegte ihm als Strafe gemeinnützige Arbeit auf.
    Im Verlauf der Verhandlung war es ihm immerhin möglich gewesen, über Leticias Grausamkeit auszusagen. Der Staatsanwalt glaubte ihm und verständigte das Jugendamt. Eine Sozialarbeiterin besuchte die Familie zu Hause, um sich vom Wohlergehen der Kinder zu überzeugen. Am Ende wurden sie der Mutter entzogen und in die Obhut des Vaters gegeben.
    Daraufhin fing Leticia an, Williams zu schikanieren. Das ging eine ganze Weile so, aber dann verschwand sie vor einigen Monaten plötzlich von der Bildfläche. Erst kürzlich hatte Williams gedacht, er habe nun endlich Ruhe vor ihr. .
    Und nun das. Er wusste, dass sie dafür verantwortlich war.
    59
    Mein Gott, wie viel kann man ertragen?
    Er sah wieder nach draußen. Nein! Die Detectives hatten ihre Waffen gezogen!
    Der Schreck ging ihm durch Mark und Bein. Hatte sie womöglich einem ihrer Kinder etwas angetan und behauptet, er sei es gewesen? Es hätte ihn nicht überrascht.
    Williams' Hände zitterten, und große Tränen liefen ihm über das breite Gesicht. Er verspürte die gleiche Panik wie damals im Wüstenkrieg, als er sich zu seinem Kameraden umgedreht und im selben Moment mit angesehen hatte, wie der grinsende Mann aus Alabama zu rotem Brei zerplatzte, weil ihn eine Gewehrgranate der Iraker traf. Bis dahin war Williams halbwegs zurechtgekommen. Er hatte unter Beschuss gelegen, war vom Sand naher Einschläge bespritzt und vor lauter Hitze ohnmächtig geworden. Aber zu sehen, wie Jason sich in dieses Ding verwandelte, hatte ihn zutiefst in seinem Inneren getroffen. Die posttraumatische Belastungsreaktion, mit der er seitdem zu kämpfen hatte, kam nun erneut voll zum Ausbruch.
    Hilflosigkeit, furchtbare Angst.
    »Nein, nein, nein, nein«, keuchte er und bekam kaum noch Luft. Er nahm schon seit Monaten keine Medikamente mehr, weil er geglaubt hatte, es gehe ihm besser.
    Die Detectives schwärmten zu beiden Seiten aus. DeLeon Wil iams konnte nur eines denken: Raus hier, bloß raus hier!
    Er musste weg. Um zu beweisen, dass Janeece nicht mit ihm in Verbindung stand, um sie und ihren Sohn zu retten - zwei Menschen, die er aufrichtig liebte -, musste er verschwinden. Er ging zur Vordertür, legte die Kette vor und schloss den Riegel. Dann lief er nach oben und warf wahllos ein paar Sachen in eine Reisetasche. Nichts davon ergab einen Sinn: Rasiercreme, aber keine Rasierer; Unterwäsche, aber keine Hemden; Schuhe, aber keine Socken.
    Und er nahm noch etwas aus dem Schrank.
    Seine Militärpistole, eine 45er Colt Automatik. Die Waffe war nicht geladen - er wollte keineswegs auf jemanden schießen -, aber er konnte die Polizei damit bluffen oder notfalls ein Auto

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