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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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für gewöhnlich noch nicht zu dieser Tageszeit, bevor die ersten Biere geleert sind. Und dann würde man auf keinen Fall zivile Einsatzfahrzeuge schicken, sondern lediglich die weithin sichtbaren blau-weißen Streifenwagen. Mal nachdenken. Sie stehen drei Blocks von DeLeon 6832 entfernt. . Das muss ich mir durch den Kopf gehen lassen. Es könnte durchaus sein, dass der Einsatzleiter zu seinen Beamten gesagt hat: »Er ist ein Vergewaltiger. Er ist gefährlich. In zehn Minuten gehen wir rein. Stellt die Wagen drei Blocks entfernt ab und kommt wieder her. Und zwar zackig.«
    Ich schaue wie zufällig in die erstbeste Gasse. Okay, es wird noch schlimmer. Dort im Schatten steht ein Transporter des Sondereinsatzkommandos. Bei Verhaftungen von Leuten wie DeLeon
    6832 wird oft auf die ESU zurückgegriffen. Aber wie konnten sie so schnell hier sein?
    Ich habe erst vor einer halben Stunde den Notruf gewählt. (Das stellt immer ein gewisses Risiko dar, aber falls man zu lange nach der Transaktion anruft, könnten die Cops sich fragen, wieso man erst jetzt meldet, dass man vorhin Schreie gehört oder einen verdächtigen Mann gesehen hat.)
    Also, es gibt zwei Erklärungen für die Anwesenheit der Polizei. Am logischsten wäre, dass man im Anschluss an meinen anonymen Anruf eine Datenbankabfrage nach allen beigefarbenen und mindestens fünf Jahre alten Dodges im Stadtgebiet durchgeführt (gestriger Stand: 1357 Exemplare) und irgendwie einen Glückstreffer gelandet hat.
    Auch ohne die Spuren, die ich in seiner Garage legen wollte, ist man bereits davon überzeugt, dass DeLeon 6832 der Vergewaltiger und Mörder von Myra 9834 ist, und nimmt ihn gerade fest oder lauert ihm auf.
    Die andere Erklärung ist wesentlich beunruhigender. Die Polizei ist zu dem Schluss gelangt, dass DeLeon 6832 als Sündenbock herhalten soll. Und lauert nun mir auf.
    Ich schwitze. Das ist nicht gut, das ist nicht gut, nicht gut. .
    Aber keine Panik. Deine Schätze und dein Refugium sind sicher. Bleib locker.
    Dennoch - was auch immer geschehen sein mag, ich muss es herausfinden. Falls die Polizeipräsenz hier bloß die Folge eines bizarren Zufalls ist und weder etwas mit DeLeon 6832 noch mit mir zu tun hat, lege ich die Spuren und kehre geradewegs zu meinem Refugium zurück.
    Aber falls man von mir weiß, könnte man auch von den anderen erfahren. Randall 6794 und Rita 2907 und Arthur 3480..
    Ich ziehe mir die Mütze tiefer ins Gesicht, schiebe mir die Sonnenbrille höher die Nase hinauf und weiche von meiner ursprünglichen Route ab, um das Haus weiträumig durch Gassen, Gärten und Hinterhöfe zu umrunden. Dabei halte ich die drei Blocks Si-cherheitsabstand ein, die man mir dankenswerterweise durch die geparkten Crown Victorias angezeigt hat.
    Das führt mich in einem Halbkreis zu einer grasbewachsenen Böschung am Rand des Highways. Ich steige ein Stück hinauf und kann von hier aus die kleinen Gärten und Terrassen der Häuser in
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    dem Block überblicken, in dem DeLeon 6832 wohnt. Ich will die Grundstücke abzählen, um seines zu finden.
    Aber das ist gar nicht nötig. Auf dem Dach eines zweigeschossigen Hauses jenseits der Gasse hinter den fraglichen Gärten kann ich deutlich einen Polizisten erkennen. Er hat ein Gewehr. Ein Scharfschütze! Da ist noch einer, ebenfalls mit einem Fernglas. Und mehrere andere, teils mit Helmen und Schutzwesten, teils in Zivilkleidung, kauern hinter Sträuchern direkt neben dem Gebäude.
    Dann zeigen zwei der Cops in meine Richtung. Auf einem Hausdach auf der anderen Straßenseite sehe ich noch einen Beamten. Auch er zeigt auf mich. Und da ich nicht einen Meter neunzig groß bin, keine hundertfünf Kilo wiege und meine Haut nicht dunkel wie Ebenholz ist, warten die nicht auf DeLeon 6832. Die warten auf mich.
    Meine Hände fangen an zu zittern. Man muss sich nur vorstellen, ich wäre da mitten hineingestolpert, mit all den Beweisen in meinem Rucksack.
    Ein Dutzend andere Polizisten laufen zu ihren Wagen oder rennen in meine Richtung.
    Wie hungrige Wölfe. Ich drehe mich um und klettere keuchend und panisch weiter die Böschung hinauf. Ich bin noch nicht mal oben, als ich schon die erste der Sirenen höre.
    Nein, nein!
    Meine Schätze, mein Refugium. .
    Auf den insgesamt vier Spuren des Highways herrscht dichter Verkehr, was gut ist, weil die Sechzehner langsam fahren müssen. Ich weiche den Wagen mühelos aus, sogar mit gesenktem Kopf; ich bin sicher, dass niemand einen längeren Blick auf mein Gesicht werfen kann. Dann

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