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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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steige ich über die Leitplanke und eile die andere Böschung hinunter. Meine Sammeltouren und anderen Aktivitäten halten mich in Form, und schon bald laufe ich schnell auf die nächstgelegene U-Bahn-Station zu. Ich halte nur einmal kurz inne, um mir Baumwollhandschuhe überzustreifen und die Plastiktüte mit dem Material für die falschen Spuren aus meinem Rucksack zu holen und in eine Mülltonne zu stopfen. Ich darf nicht damit erwischt werden. Ich darf nicht.
    Einen halben Block
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    weiter husche ich in eine Gasse hinter einem Restaurant. Dort drehe ich meine Wendejacke um, setze eine andere Mütze auf und komme wieder zum Vorschein.
    Mein Rucksack steckt nun in einer großen Einkaufstüte.
    Endlich erreiche ich die Station und - Gott sei Dank - spüre den modrigen Luftzug, der von der nahenden Bahn durch den Tunnel vorausgeschickt wird. Dann höre ich das Donnern der kantigen Wagen, das Kreischen von Metall auf Metall.
    Doch noch bevor ich das Drehkreuz passiere, bleibe ich stehen. Der Schreck hat sich gelegt, aber dafür bin ich nun kribbelig. Mir wird klar, dass ich jetzt nicht einfach von hier verschwinden kann.
    Schlagartig begreife ich das Ausmaß des Problems. Die Polizisten wissen vielleicht nicht, wer ich bin, aber sie haben herausbekommen, was ich getan habe.
    Was bedeutet, dass sie mir etwas wegnehmen wollen. Meine Schätze, mein Refugium. .
    alles.
    Und das ist natürlich absolut inakzeptabel.
    Ich achte darauf, nicht in den Erfassungsbereich der Überwachungskameras zu geraten, steige die Treppe beiläufig wieder nach oben und wühle in meiner Einkaufstüte herum, während ich die Station verlasse.
    »Wo?«, dröhnte Rhymes Stimme in Amelia Sachs' Kopfhörer. »Wo, zum Teufel, steckt er?«
    »Er hat uns bemerkt und ist geflohen.«
    »Bist du sicher, dass es der Richtige war?«
    »Ziemlich. Das Überwachungsteam hatte jemanden in mehreren Blocks Entfernung bemerkt. Anscheinend waren ihm einige der zivilen Dienstwagen aufgefallen, woraufhin er die Richtung geändert hat. Wir haben ihn dabei ertappt, wie er uns beobachten wollte, und er ist weggerannt. Unsere Leute sind hinter ihm her.«
    Sie stand mit Pulaski, Bo Haumann und einem halben Dutzend anderer ESU-Beamter vor DeLeon Williams' Haus. Techniker der Spurensicherung und uniformierte Streifenpolizisten überprüften den Fluchtweg auf Spuren und suchten nach Augenzeugen.
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    »Wissen wir, ob er einen Wagen hat?«
    »Nein. Als wir ihn gesehen haben, war er zu Fuß unterwegs.«
    »Herrje. Gut, lass mich wissen, ob ihr etwas findet.«
    »Ich...«
    Klick.

    Sie verzog das Gesicht und sah Pulaski an, der ein Walkie-Talkie am Ohr hielt und ebenso wie Haumann den Fortschritt der Fahndung verfolgte. Soweit Amelia hören konnte, sah es nicht allzu vielversprechend aus. Niemand auf dem Highway hatte den Mann gesehen oder war bereit, es zuzugeben. Sachs drehte sich zum Haus um und sah einen sehr besorgten und überaus verwirrten DeLeon Williams durch einen Gardinenspalt nach draußen blicken.
    Dass sie den Mann davor bewahrt hatten, der nächste Sündenbock für Täter 522 zu werden, war sowohl einem Zufall als auch guter Polizeiarbeit zu verdanken. Und Ron Pulaski, der den Stein ins Rollen gebracht hatte.
    Der junge Beamte mit dem grellen Hawaiihemd war Rhymes Aufforderung gefolgt und unverzüglich zur Police Plaza Nummer eins gefahren, um nach anderen Fällen zu suchen, die 522s Vorgehensweise entsprachen. Er konnte nichts finden, aber noch während er mit einem Detective der Mordkommission sprach, erhielt dieser aus der Zentrale eine Meldung: Ein anonymer Anrufer hatte behauptet, er habe aus einem Loft in der Nähe von SoHo Schreie gehört und dann beobachtet, dass ein Schwarzer zu einem alten beigefarbenen Dodge gelaufen und weggefahren sei. Ein Streifenbeamter war der Sache nachgegangen und hatte eine junge Frau namens Myra Weinburg gefunden, die offenbar vergewaltigt und ermordet worden war.
    Pulaski erkannte sofort die Ähnlichkeit mit den früheren Fällen und benachrichtigte Rhyme. Der Kriminalist vermutete, dass 522, sofern er tatsächlich hinter dem Verbrechen steckte, sich wahrscheinlich an die bewährte Methode halten und einem Unschuldigen gefälschte Beweise unterschieben würde. Sie mussten herausfinden, welchen der mehr als eintausenddreihundert älteren beigefarbenen Dodges der Täter sich wohl ausgesucht hatte. Sicher, vielleicht war 522 gar nicht in diesen Fall verwickelt, aber
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    dann hätten sie eben die Chance, einen anderen

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