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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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vorsichtig. Selbstverständlich halte ich mich nicht direkt am Ort des Geschehens auf, sondern sitze in einem Restaurant auf der anderen Straßenseite, würge einen Hamburger hinunter und trinke dazu ein Glas Wasser. Bei der Polizei gibt es eine Abteilung, die sich »Verbrechensbekämpfung« nennt, was mir schon immer absurd vorgekommen ist. Als ob die anderen Abteilungen das Verbrechen begünstigen würden. Die Beamten der »Verbrechensbekämpfung« tragen Zivil und treiben sich in der Umgebung von Tatorten herum, um Zeugen ausfindig zu machen und gelegentlich sogar die Täter, die zurückgekehrt sind. Die meisten Kriminellen tun das, weil sie dumm sind oder irrational handeln. Ich hingegen bin aus zwei bestimmten Gründen hier: Erstens, weil mir bewusst geworden ist, dass ich ein Problem habe. Ich kann damit nicht leben, also brauche ich eine Lösung. Und man kann kein Problem lösen, ohne über Informationen zu verfügen. Ich habe bereits einige Dinge in Erfahrung gebracht.
    Zum Beispiel kenne ich nun manche der Leute, die hinter mir her sind. Wie diese rothaarige Polizistin in dem weißen Kunststoffoverall, die sich so sehr auf ihre Arbeit konzentriert wie ich mich auf meine Daten.
    Ich sehe, wie sie den mit gelbem Band abgesperrten Bereich verlässt und mehrere Tüten mitnimmt. Diese verstaut sie in grauen Plastikkisten und streift den weißen Anzug ab. Trotz des noch immer spürbaren Schrecks über den katastrophalen Fehlschlag
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    des heutigen Nachmittags empfinde ich beim Anblick ihrer engen Jeans eine vertraute Regung. Die Befriedigung über meine zuvor erfolgte Transaktion mit Myra 9834 lässt allmählich nach.
    Während die anderen Polizisten zurück zu ihren Fahrzeugen gehen, führt die Frau ein Telefonat.
    Ich zahle die Rechnung und schlendere lässig zur Tür hinaus, als wäre ich genau wie all die anderen Gäste an diesem schönen Sonntagnachmittag.
    Total unauffällig.
    Ach, der zweite Grund, aus dem ich hier bin?

    Ganz einfach. Um meine Schätze und mein Leben zu beschützen. Ich werde alles tun, was nötig ist, damit diese Leute mich wieder in Ruhe lassen.
    »Was wollte Fünf Zweiundzwanzig in der Mülltonne loswerden?«, fragte Rhyme am anderen Ende der Leitung.
    »Nicht viel. Immerhin sind wir sicher, dass es tatsächlich sein Zeug ist. Ein blutiges Papierhandtuch sowie etwas feuchtes Blut in Plastiktüten - um damit Spuren in Williams' Wagen oder Garage zu legen. Ich habe bereits eine Probe für einen vorläufigen DNS-Test ins Labor geschickt. Ein Computerausdruck mit dem Foto des Opfers. Eine Rolle Isolierband - die Hausmarke von Home Depot. Und ein Joggingschuh. Sieht neu aus.«
    »Nur einer?«
    »Ja. Der rechte.«
    »Vielleicht hat er ihn von Williams gestohlen, um damit einen Abdruck am Tatort zu hinterlassen. Hat jemand den Kerl genauer gesehen?«
    »Ein Scharfschütze und zwei Kollegen vom Überwachungsteam. Leider war er weit weg. Vermutlich ein Weißer, zumindest aber hellhäutig, von mittlerer Statur.
    Gelbbraune Baseballmütze, Sonnenbrille, Rucksack. Kein Alter, keine Haarfarbe.«
    »Das ist alles?«
    »Ja.«
    »Gut, dann schick die Beweise gleich mal her. Danach möchte ich, dass du dir den Tatort Weinburg vornimmst. Man hat alles abgeriegelt und wartet auf dich.«
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    »Ich habe noch eine weitere Spur, Rhyme.« »Wirklich? Welche denn?«
    »Am Boden der Plastiktüte mit den Beweisen hat von außen ein Haftnotizzettel geklebt. Fünf Zweiundzwanzig wollte die Tüte wegwerfen; bei dem Zettel bin ich mir nicht so sicher.«
    »Was steht drauf?«
    »Der Name eines Hotels an der Upper East Side und eine Zimmernummer. Ich möchte das überprüfen.«
    »Glaubst du, dass Fünf Zweiundzwanzig dort wohnt?«
    »Nein, ich habe mit der Rezeption telefoniert. Der Gast hat das Zimmer den ganzen Tag nicht verlassen. Jemand namens Robert Jorgensen.«
    »Tja, aber der Ort der Vergewaltigung muss untersucht werden, Sachs.«
    »Schick Ron hin. Er kann das erledigen.«
    »Mir wäre lieber, du würdest das übernehmen.«
    »Ich glaube wirklich, wir sollten herausfinden, ob zwischen diesem Jorgensen und Fünf Zweiundzwanzig eine Verbindung besteht. Und zwar schnell.«
    In diesem Punkt konnte er ihr nicht widersprechen. Außerdem hatten sie sich beide viel Mühe damit gegeben, Pulaski beizubringen, wie man das Gitternetz abschritt -
    womit Rhyme die Untersuchung eines Tatorts meinte. Indem man das betreffende Areal in senkrechten und waagerechten Bahnen durchmaß, maximierte man die Chance, Spuren zu

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