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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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preisgünstiger Munition liefern. Er hatte angeblich offizielle Armeedokumente dabei, aus denen Lagerbestände und genauere Spezifikationen hervorgegangen sind.«
    »Unsere Londoner Falle ist demnach weiterhin im Spiel.«
    »Würde ich sagen. Jetzt aber zu dem Versteck: Wir verfügen über vertrauenswürdige Gewährsleute in der Hindu-Gemeinde von Oldham. Sie haben von einem Amerikaner gehört, der ein altes Haus am Stadtrand gemietet haben soll. Es ist uns gelungen, das Gebäude ausfindig zu machen, aber wir haben es noch nicht durchsucht. Unser Team hätte vorrücken können, doch wir wollten zuerst mit Ihnen reden. Wissen Sie, Detective, ich glaube, er ahnt noch nicht, dass wir seinen Unterschlupf kennen. Und ich gehe davon aus, dass wir darin auf ziemlich hilfreiche Informationen stoßen werden. Ich habe mit ein paar Freunden vom MI5 telefoniert und mir ein teures Spielzeug ausgeliehen, eine hochauflösende Videokamera. Wir möchten einen unserer Beamten damit ausstatten und Sie bitten, ihn per Direktschaltung bei der Untersuchung des Schauplatzes anzuleiten und uns Ihre Meinung mitzuteilen. In etwa vierzig Minuten dürfte alles bereit sein.«
    Um das Haus gründlich zu durchsuchen, einschließlich sämtlicher Zugänge, der Schubladen, Toiletten, Schränke, Matratzen.. würden sie die halbe Nacht benötigen.
    Warum passierte das ausgerechnet jetzt? Rhyme war überzeugt, dass Täter 522 eine echte Bedrohung darstellte. Wenn man den Zeitablauf berücksichtigte - die früheren Fälle, den Fall seines Cousins und den heutigen Mord -, schienen die Verbrechen sogar in immer kürzeren Abständen zu erfolgen. Und am meisten beunruhigte ihn der jüngste Vorfall: 522s direkter Angriff auf die Ermittler, der beinahe zu Sachs' Tod geführt hatte.
    Ja? Nein?

    Rhyme musste sehr mit sich ringen, doch schließlich sagte er: »Inspector, es tut mir leid, aber mir ist etwas dazwischengekommen. Es hat hier eine Reihe von Morden gegeben, und die erfordern meine volle Aufmerksamkeit.«
    »Ich verstehe.« Briten ließen sich wirklich durch nichts erschüttern.
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    »Daher lege ich den Fall ganz in Ihre Hände.«
    »Natürlich, Detective. Kein Problem.«
    »Sie haben volle Entscheidungsgewalt.«
    »Ich weiß Ihr Vertrauen zu schätzen. Wir bekommen das schon hin, und ich halte Sie auf dem Laufenden. Nun sollte ich mich aber auf den Weg machen.«
    »Viel Glück.«
    »Ihnen auch.«
    Es fiel Lincoln Rhyme schwer, sich von einer Jagd zurückzuziehen, vor allem wenn die Beute dieser spezielle Täter war.
    Aber die Entscheidung stand fest. Er würde sich nun einzig und allein 522 widmen.
    »Mel, häng dich ans Telefon und finde heraus, wo zum Teufel das Beweismaterial aus Brooklyn bleibt.«
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    . Zwölf
    Okay, das ist eine Überraschung.
    Der Adresse an der Upper East Side und die Tatsache, dass Robert Jorgensen orthopädischer Chirurg war, hatten Amelia Sachs zu der Annahme verleitet, die Henderson House Residence - das Hotel auf dem Haftnotizzettel - sei eine eher vornehme Unterkunft.
    Stattdessen fand sie hier eine widerliche Absteige vor, einen billigen Schuppen, wie er von Drogensüchtigen und Säufern bevorzugt wurde. Die schmierige Lobby, deren muffiges Mobiliar nicht mal zusammenpasste, stank nach Knoblauch, billigem Desinfektionsmittel, zwecklosem Lufterfrischer und säuerlichen menschlichen Ausdünstungen. Die meisten Obdachlosenheime wirkten behaglicher.
    Sachs blieb in dem schmutzigen Eingang stehen und drehte sich um. Die Tatsache, dass 522 sie in Brooklyn beobachtet und ihr mit Leichtigkeit eine Falle gestellt hatte, machte ihr immer noch zu schaffen. Sorgfältig nahm sie die ganze Straße in Augenschein. Keiner der Passanten schien ihr viel Beachtung zu schenken, aber bei DeLeon Williams' Haus war der Killer auch ganz in der Nähe gewesen, und sie hatte ihn nicht bemerkt. Sie musterte ein verlassenes Gebäude auf der anderen Straßenseite.
    Stand hinter einem der völlig verdreckten Fenster jemand und starrte sie an?
    Oder da! Im ersten Stock war eine große Scheibe zerbrochen, und Sachs war sich sicher, dort im Dunkeln eine Bewegung erkannt zu haben. War das ein Gesicht? Oder fiel von oben bloß Licht durch ein Loch im Dach?
    Sachs ging näher heran und sah genauer hin. Aber da war niemand. Ihre Augen mussten ihr einen Streich gespielt haben. Sie wandte sich wieder dem Hotel zu und ging hinein, wobei sie möglichst flach atmete. An der Rezeption zeigte sie dem hoffnungslos übergewichtigen Portier ihre Dienstmarke vor. Er

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