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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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»Lincoln, das Problem ist Ihnen bewusst, nicht wahr?«
    Ein Interessenkonflikt, dachte Rhyme.
    »Es besteht ein klarer Interessenkonflikt, wenn Sie als unser Berater tätig sind und gleichzeitig versuchen, Ihren Cousin zu entlasten. Sie implizieren damit außerdem, es habe eine unrechtmäßige Verhaftung stattgefunden.«
    »Aber genau das ist geschehen. Plus zwei unrechtmäßige Verurteilungen.« Rhyme erinnerte Malloy an die Vergewaltigung und den Münzdiebstahl, auf die Flintlock sie gebracht hatte. »Und es würde mich nicht überraschen, wenn das nicht die einzigen Fälle wären. . Haben Sie schon mal von Locards Prinzip gehört, Joe?«
    »Darüber stand etwas in Ihrem Lehrbuch, nicht wahr?«
    Der französische Kriminalist Edmond Locard hatte den Grundsatz formuliert, dass es bei einem Verbrechen stets zu einem Spurenaustausch zwischen dem Täter und dem Schauplatz oder dem Opfer kommt. Er dachte dabei vor allem an Staub, aber die Regel gilt für zahlreiche Substanzen. Ein derartiges Bindeglied mag schwierig zu finden sein, aber es existiert.
    »Locards Prinzip ist die Richtschnur für unsere Arbeit, Joe. Aber hier haben wir einen Täter, der das als Waf e benutzt. Es ist der zentrale Bestandteil seiner Vorgehensweise.
    Er mordet und kommt ungeschoren davon, weil jemand anders für das Verbrechen zur Rechenschaft gezogen wird. Er weiß genau, wann er zuschlagen muss 74
    und welche Art von Spuren er zu welchem Zeitpunkt zu legen hat. Die Teams der Spurensicherung, die Detectives, die Laborleute, die Staatsanwälte und Richter - er hat sie alle benutzt und zu Komplizen gemacht. Es geht hier nicht um meinen Cousin, Joe, sondern darum, einem überaus gefährlichen Täter Einhalt zu gebieten.«
    Nun wieder Schweigen ohne Seufzer. »Okay, ich gebe grünes Licht.« Sellitto zog eine Augenbraue hoch.
    »Unter gewissen Bedingungen. Sie halten mich über jede Entwicklung des Falls auf dem Laufenden. Auch über Kleinigkeiten.«
    »Natürlich.«
    »Und Lon, falls Sie noch einmal versuchen, etwas vor mir zu verheimlichen, versetze ich Sie in die Buchhaltung. Verstanden?«
    »Ja, Captain. Voll und ganz.«

    »Da Sie bei Lincoln sind, Lon, nehme ich an, dass Sie vom Fall Wladimir Dienko abgezogen werden möchten.«
    »Petey Jimenez weiß über alles Bescheid. Er ist noch tiefer in die Sache eingestiegen als ich und hat persönlich unseren Plan entworfen.«
    »Dellray kümmert sich um die Spitzel, richtig? Und um den Zuständigkeitsbereich der Bundesbehörden?« »Genau.«
    »Gut, ich ziehe Sie ab. Vorübergehend. Legen Sie eine Akte über diesen Täter an - oder vielmehr, schicken Sie ein Memo über die Ermittlungen raus, die Sie bereits über den Kerl angestellt haben. Und hören Sie mir gut zu: Ich lasse mit keiner Silbe verlauten, hier könnte jemand unschuldig verurteilt worden sein. Niemandem gegenüber. Und das sollten Sie ebenfalls nicht. Dieses Thema steht nicht zur Debatte. Das einzige Verbrechen, das Sie untersuchen, ist die Vergewaltigung mit anschließendem Mord, die sich heute Nachmittag zugetragen hat. Punkt. Als Teil seines Modus Operandi könnte dieser Täter versucht haben, einer anderen Person belastende Beweise unterzuschieben, aber mehr können Sie nicht dazu sagen, und das auch nur, falls jemand Sie ge
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    zielt darauf anspricht. Erwähnen Sie diesen Punkt nicht von sich aus, und reden Sie um Gottes willen nicht mit der Presse.«
    »Das tue ich nie«, sagte Rhyme. Niemand tat das, sofern es sich vermeiden ließ. »Aber wir müssen uns die anderen Fälle vornehmen, um uns einen besseren Eindruck von seiner Methode zu verschaffen.«
    »Dagegen ist nichts einzuwenden«, sagte der Captain ernst, aber nicht verärgert.
    »Melden Sie sich bald wieder.« Er unterbrach die Verbindung.
    »So, da haben wir unseren Fall«, sagte Sellitto, kapitulierte vor dem herrenlosen Keksviertel und spülte es mit einem Schluck Kaffee hinunter.
    Amelia Sachs stand mit drei unauffällig gekleideten Männern auf dem Bürgersteig und sprach mit dem gedrungenen Fremden, der die Tür ihres Camaro aufgerissen und eine Waffe auf sie gerichtet hatte. Wie sich herausgestellt hatte, handelte es sich bei ihm nicht um Täter 522, sondern um einen Bundesbeamten im Dienst der Drug Enforcement Administration, der nationalen Drogenfahndungsbehörde.
    »Wir versuchen immer noch, eine Erklärung zu finden«, sagte er und schaute zu seinem Vorgesetzten, einem Assistant Agent in Charge der DEA-Zweigstelle in Brooklyn.
    »Bald wissen wir mehr«,

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