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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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natürlich.«
    »Gott?«
    »Und ich bin Hiob. Kennen Sie Hiob? Den Unschuldigen, der von Gott gequält wurde?
    All die Prüfungen, die Gott ihm auferlegt hat? Das ist nichts im Vergleich zu dem, was ich hinter mir habe. . Oh, er ist es. Er hat herausgefunden, wo ich bin, und es sich auf diesem Zettel notiert. Ich dachte, ich wäre ihm entkommen. Aber er hat mich wieder aufgespürt.«
    Sachs glaubte in seinen Augen Tränen zu sehen. »Was hat das alles zu bedeuten?«, fragte sie. »Bitte, erklären Sie es mir.«
    Jorgensen rieb sich das Gesicht. »Okay. . Noch vor ein paar Jahren habe ich als Arzt gearbeitet und in Connecticut gewohnt. Hatte eine Frau und zwei prächtige Kinder.
    Geld auf der Bank, Rentenversicherung, Ferienhaus. Ein sorgenfreies Leben. Ich war glücklich. Aber dann ist etwas Seltsames passiert. Nichts Gravierendes, jedenfalls nicht am Anfang. Ich habe eine neue Kreditkarte beantragt - um Meilen für mein Vielfliegerkonto gutgeschrieben zu bekommen. Ich habe dreihunderttausend Dollar im Jahr verdient. Ich habe in meinem ganzen Leben keine einzige Kreditkarten- oder Hypothekenzahlung versäumt. Aber mein Antrag wurde abgelehnt. Ein Irrtum, dachte ich. Doch die Firma teilte mir mit,
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    ich stelle ein Kreditrisiko dar, weil ich innerhalb der letzten sechs Monate dreimal umgezogen sei. Nur war ich kein einziges Mal umgezogen. Jemand hatte sich meinen Namen, meine Sozialversicherungsnummer und meine Kreditdaten verschafft und unter meinem Namen Wohnungen angemietet. Dann war er schnell wieder verschwunden, ohne jemals Miete zu zahlen. Allerdings nicht bevor er für fast hunderttausend Dollar Waren gekauft hatte, die an die besagten Adressen geliefert wurden.« »Ein Identitätsdiebstahl?«
    »Oh, die Mutter aller Identitätsdiebstähle. Gott hat sich in meinem Namen Kreditkarten besorgt, gewaltige Beträge damit ausgegeben und die Rechnungen an unterschiedliche Adressen schicken lassen. Selbstverständlich ohne sie je zu begleichen. Kaum hatte ich eine Sache bereinigt, hatte er schon wieder etwas Neues angestellt. Und er wusste so viel über mich. Gott weiß alles! Den Mädchennamen meiner Mutter, ihren Geburtstag, den Namen meines ersten Hundes, mein erstes Auto
    - all die Dinge, die von Firmen als Sicherheitsabfragen für Passwörter vorgegeben werden. Er hat sich meine Telefonnummern besorgt - und unter meinen Nummern telefoniert. Auf diese Weise hat er mir eine Telefonrechnung von zehntausend Dollar beschert. Wie? Er hat die Zeit- oder Wetteransage in Moskau, Singapur oder Sydney angerufen und den Hörer stundenlang neben dem Apparat liegen gelassen.«
    »Warum?«
    »Warum? Weil er Gott ist. Und ich Hiob bin. . Dieser Hurensohn hat ein Haus auf meinen Namen gekauft! Ein ganzes Haus! Und hat dann die ausstehenden Raten nicht bezahlt. Ich habe erst davon erfahren, als der Anwalt einer Inkassofirma mich in meiner Klinik in New York ausfindig gemacht und aufgefordert hat, die von mir geschuldeten dreihundertsiebzigtausend Dollar zu begleichen. Gott hat außerdem eine Viertelmillion in Onlinekasinos verspielt.
    Er hat in meinem Namen falsche Versicherungsansprüche angemeldet, woraufhin mir meine Kunstfehlerpolice gekündigt wurde. Ohne diese Absicherung konnte ich nicht mehr in meiner Klinik arbeiten, und keine andere Versicherungsgesellschaft wollte 83
    mich aufnehmen. Wir mussten unser Haus verkaufen und natürlich jeden Cent für die Tilgung der Schulden verwenden, die ich angehäuft hatte - und die zum damaligen Zeitpunkt etwa zwei Millionen Dollar betragen haben.« »Zwei Millionen?«
    Jorgensen schloss kurz die Augen. »Und dann wurde es noch schlimmer. Meine Frau hatte mich während der ganzen Zeit nicht im Stich gelassen. Es war schwierig, aber sie hat zu mir gehalten... bis Gott in meinem Namen Geschenke - teure Geschenke -an einige ehemalige Krankenschwestern der Klinik geschickt hat, gekauft mit meiner Kreditkarte und versehen mit Einladungen und zweideutigen Kommentaren. Eine der Frauen hinterließ auf unserem Anrufbeantworter eine Nachricht, in der sie sich bei mir bedankte und sagte, sie würde liebend gern mit mir übers Wochenende verreisen.
    Meine Tochter hat die Nachricht als Erste abgehört und konnte gar nicht mehr aufhören zu weinen, als sie meiner Frau davon erzählt hat. Ich glaube, meine Frau hat nicht an meiner Unschuld gezweifelt. Trotzdem hat sie mich vor vier Monaten verlassen und ist zu ihrer Schwester nach Colorado gezogen.«
    »Das tut mir leid.«
    »Leid? Oh, tja, vielen

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