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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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Informationen. Wie soll ich etwas beurteilen, wenn ich nicht über die nötigen Daten verfüge? Wie?

    Oh, langsamer, langsamer, ermahne ich mich. Wenn Sechzehner schnell gehen, verbreiten sie Daten und lassen alle möglichen Dinge erkennen - vorausgesetzt, man ist schlau genug, die richtigen Schlüsse daraus zu ziehen.
    Ich folge dem Verlauf der grauen Straßen. Der Sonntag hat nichts Schönes mehr an sich. Ein schlimmer Tag, er wurde mir verdorben. Der Sonnenschein ist grell und besudelt. Die Stadt ist kalt, ihre Ränder ausgefranst. Die Sechzehner spotten, sind höhnisch und überheblich.
    Ich hasse sie alle!
    Aber behalt den Kopf unten, und tu so, als würdest du den Tag genießen.
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    Und vor allem: Denk nach. Geh es analytisch an. Wie würde ein Computer angesichts dieses Problems die Daten auswerten?
    Denk nach. Also, wie können diese Leute dir auf die Schliche gekommen sein?
    Ein Block, zwei Blocks, drei Blocks, vier. .
    Keine Antworten. Nur die Erkenntnis: Diese Leute sind gut. Und noch eine Frage: Wer genau sind diese Leute? Ich nehme an. .
    Da kommt mir auf einmal ein schrecklicher Gedanke. Bitte nicht. . Ich bleibe stehen und durchwühle meinen Rucksack. Nein, nein, nein, er ist weg! Der Haftnotizzettel hat an der Tüte geklebt, und ich habe vergessen, ihn zu entfernen, bevor ich alles weggeworfen habe. Die Adresse meines Lieblingssechzehners: 3694-8938-5330-2498, mein Favorit - dem Rest der Welt als Dr. Robert Jorgensen bekannt. Ich hatte gerade erst herausgefunden, wohin er geflohen war, um sich zu verstecken, und es mir auf diesem Zettel notiert. Ich bin wütend, dass ich mir die Angaben nicht gleich eingeprägt und den Zettel vernichtet habe.
    Ich hasse mich dafür, hasse alles und jeden. Wie konnte ich nur so nachlässig sein?
    Ich will schreien, will in Tränen ausbrechen.
    Mein Robert 3694! Zwei Jahre lang ist er mein Versuchskaninchen gewesen, mein Experiment am lebenden Objekt. Öffentliche Unterlagen, Identitätsdiebstahl, Kreditkarten. .
    Doch in erster Linie war es ein grandioses Gefühl, ihn zugrunde zu richten.
    Orgiastisch, unbeschreiblich. Wie Koks oder Heroin. Man nimmt einen ganz normalen, glücklichen Familienvater, einen guten, fürsorglichen Arzt und macht ihn fertig.
    Tja, ich darf nichts riskieren. Ich muss davon ausgehen, dass jemand den Zettel findet und Robert 3694 verständigt. Er wird die Flucht ergreifen.. Und ich muss ihn ziehen lassen.
    Mir wurde heute noch etwas anderes geraubt. Ich kann kaum in Worte fassen, wie sich das anfühlt. Der Schmerz ist wie Feuer, die Angst ist wie blinde Panik. Als würde man fallen und wissen, dass man gleich auf dem verschwommenen Erdboden aufschlagen wird, in einem. . kurzen.. Moment.
    87
    Ich stolpere mitten durch die Antilopenherden, diese Sechzehner, die an ihrem Ruhetag umherstreifen. Mein Glücksgefühl ist zunichte, mein Behagen dahin. Noch vor wenigen Stunden fiel mein Blick mit gütiger Neugier oder Sinneslust auf meine Umgebung, und nun würde ich am liebsten jemanden packen und ihm mit einem meiner neunundachtzig Rasiermesser die bleiche Haut aufschneiden, dünn wie die Schale einer Tomate.
    Vielleicht mit dem Modell der Gebrüder Krusius aus dem späten neunzehnten Jahrhundert. Es hat eine besonders lange Klinge sowie einen schönen Hirschhorngriff und ist der Stolz meiner Sammlung.
    »Lass uns einen Blick auf die Beweise werfen, Mel.«
    Rhyme meinte die Gegenstände, die aus der Mülltonne unweit von DeLeon Williams'
    Haus geborgen worden waren.
    »Wie sieht's mit Fingerabdrücken aus?«
    Cooper nahm sich zunächst die Plastiktüten vor - die eine, in der all das Material verstaut war, das 522 mutmaßlich bei Wil iams deponieren wollte, sowie die beiden aus dem Inneren, die etwas feuchtes Blut und ein blutiges Papierhandtuch enthielten.
    Aber es gab keine Abdrücke auf dem Kunststoff - eine Enttäuschung, da sie sich auf einem solchen Untergrund sehr gut halten. (Oft sind sie dort sogar deutlich sichtbar und können ohne spezielle Chemikalien oder Lampen gesichert werden.) Cooper fand allerdings Anzeichen dafür, dass der Täter die Tüten mit Baumwollhandschuhen angefasst hatte - was auf seine große Erfahrung schließen ließ, denn bei Latexhandschuhen hätte er zumindest auf deren Innenseite Abdrücke hinterlassen.
    Unter Einsatz diverser Sprays und alternativer Lichtquellen untersuchte Mel Cooper den Rest der Gegenstände und konnte auch bei ihnen keine Abdrücke feststellen.
    Rhyme dachte daran, dass dieser Fall - genau wie

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