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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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herzlichen Dank. Aber ich bin noch nicht fertig. O nein. Gleich nachdem meine Frau abgereist war, fingen die Verhaftungen an. Wie es scheint, hat jemand mit einer Kreditkarte und einem gefälschten Führerschein auf meinen Namen Schusswaffen gekauft, die bei Raubüberfällen in East New York, New Häven und Yonkers benutzt worden sind. Dabei wurde ein Angestellter schwer verletzt. Ich wurde festgenommen. Am Ende ließ man mich wieder laufen, aber die Verhaftung steht nun in meinem Führungszeugnis. Und zwar für immer. Gleich neben der Festnahme durch die Drogenfahndung, weil einer meiner Schecks zu dem Kauf von illegal importierten verschreibungspflichtigen Medikamenten zurückverfolgt werden konnte.
    Ach, und ich habe sogar eine Weile im Gefängnis gesessen -nun ja, nicht ich: jemand, dem Gott gefälschte Kreditkarten und einen Führerschein verkauft hat, auf denen mein Name stand. Der Häftling war natürlich eine völlig andere Person. Wer weiß schon, 83

    wie sein richtiger Name lautet? Soweit es den Rest der Welt betrifft, belegen die behördlichen Unterlagen, dass Robert Samuel Jorgensen, Sozialversicherungsnummer neun zwei drei sechs sieben vier eins acht zwei, ehemals wohnhaft in Greenwich, Connecticut, ein Strafgefangener gewesen ist. Auch das steht in meinem Führungszeugnis. Für immer.«
    »Sie müssen doch etwas unternommen und die Polizei verständigt haben.«
    Er schnaubte verächtlich. »O bitte. Sie sind doch selbst ein Cop. Wissen Sie, welche Priorität ein solcher Fall bei der Polizei genießt? Ungefähr die gleiche wie das verkehrswidrige Überqueren einer Straße.«
    »Haben Sie denn etwas in Erfahrung gebracht, das uns weiterhelfen könnte?
    Irgendetwas über ihn? Alter, Hautfarbe, Schulbildung, Aufenthaltsort?«
    »Nein, nichts. Wo auch immer ich hingesehen habe, war nur eine Person: ich. Er hat mich mir selbst weggenommen. . Oh, es wird behauptet, es gebe Vorsichtsmaßnahmen und Schutzvorrichtungen. Schwachsinn! Ja, falls Sie Ihre Kreditkarte verlieren, mögen Sie bis zu einem gewissen Grad geschützt sein. Aber falls jemand Ihr Leben zerstören will, können Sie nichts dagegen tun. Die Leute glauben, was Computer ihnen erzählen.
    Falls dort steht, Sie schulden Geld, dann schulden Sie Geld. Falls Ihnen ein hohes Versicherungsrisiko bescheinigt wird, sind Sie eine Risikoperson. Falls ein Vermerk Sie als unsicheren Kreditnehmer einstuft, bekommen Sie keinen Kredit, nicht mal als Multimillionär. Wir glauben den Daten; die Wahrheit ist uns egal.
    Möchten Sie mal sehen, was mein letzter Job war?« Er sprang auf, öffnete seinen Wandschrank und wies auf die Arbeitskleidung einer großen Fast-Food-Kette. Dann kehrte er an den Schreibtisch zurück und setzte seine Arbeit an dem Buch fort. »Ich finde dich, du Wichser«, murmelte er. Dann blickte er auf. »Und wollen Sie wissen, was das Schlimmste ist?«
    Sie nickte.
    »Gott ist in keines der Apartments eingezogen, die er in meinem Namen gemietet hat.
    Er hat sich nie illegale Medikamente besorgt. Oder irgendwelche der Waren mitgenommen, die er hat
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    liefern lassen. Die Polizei hat alles sichergestellt. Und er hat nie in dem schönen Haus gewohnt, das er gekauft hat. Verstehen Sie? Es ging ihm nur darum, mich zu quälen.
    Er ist Gott, und ich bin Hiob.«
    Sachs bemerkte ein Foto auf seinem Schreibtisch. Es zeigte Jorgensen und eine blonde Frau in seinem Alter, wie sie ein halbwüchsiges Mädchen und einen kleinen Jungen umarmten. Das Haus im Hintergrund war sehr hübsch. Sie fragte sich, weshalb jemand sich solche Mühe geben sollte, einen Menschen zugrunde zu richten, und ob überhaupt 522 hinter dieser Sache steckte. Probierte er aus, welche Möglichkeiten es gab, sich Informationen über seine Opfer zu beschaffen und Sündenböcke zu kreieren?
    War Robert Jorgensen ein Versuchskaninchen?
    Oder war 522 ein grausamer Soziopath? Was er mit Jorgensen gemacht hatte, ließ sich als eine Art Vergewaltigung ohne sexuelle Komponente bezeichnen.
    »Ich glaube, Sie sollten sich eine andere Bleibe suchen, Mr. Jorgensen.«

    Er lächelte bekümmert. »Ich weiß. So ist es sicherer. Man darf nie leicht zu finden sein.«
    Sachs musste unwillkürlich an eine Redewendung denken, die ihr Vater geprägt hatte und die auch ihrer eigenen Lebenseinstellung ziemlich gut entsprach. »Wenn du in Bewegung bleibst, kriegt dich keiner. .«
    Er deutete auf das Buch. »Wissen Sie, wie er mich hier aufgespürt hat? Durch dieses Ding, da bin ich mir irgendwie sicher.

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