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Der Täuscher

Der Täuscher

Titel: Der Täuscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeffery Deaver
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womöglich in der Garage? Hat jemand Ihr Auto oder Ihren Abfall durchwühlt? Oder ist jemand bei Ihnen eingebrochen?«
    »Nein, nichts von alldem. Ich bin arbeitslos und meistens hier zu Hause. Ich hätte es bemerkt. Und wir wohnen in keinem besonders guten Viertel, daher haben wir eine Alarmanlage. Wir schalten sie immer ein.«
    Rhyme bedankte sich, und sie beendeten das Gespräch.
    Dann lehnte er den Kopf zurück und sah an die Tafel, während er Thom die einzelnen Punkte der Tabelle diktierte.
    MORD AN MYRA WEINBURG
    • Todesursache: Strangulation. Abschlussbericht der Gerichtsmedizin steht noch aus.
    • Keine Verstümmelung oder Positur der Leiche, aber der Nagel des linken Ringfingers wurde abgeschnitten. Mögliche Trophäe. Höchstwahrscheinlich ante mortem.
    • Kondom-Gleitmittel, passend zu Marke Trojan Enz.
    • Ungeöffnete Kondome (2), Marke Trojan Enz.
    • Keine benutzten Kondome oder Körperflüssigkeiten.
    • Reste von Bier der Marke Miller am Boden (Ursprung nicht am Tatort).
    • Angelschnur, handelsüblich, 18 Kilo, Monofilament.
    • Braunes Hanfseil von 1,20 Meter Länge (Mordwaffe).
    • Isolierband auf Mund des Opfers.
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    • Tabakkrümel, alt, Marke unbekannt.

    • Abdruck von Männer-Joggingschuh der Marke Sure-Track, Größe 13.
    • Keine Fingerabdrücke.
    »Unser Täter hat den Notruf gewählt, richtig?«, fragte Rhyme. »Um den Dodge zu melden.« »Ja«, bestätigte Sellitto.
    »Geh dem Anruf nach. Was er gesagt hat und wie seine Stimme klang.«
    »Auch bei den früheren Fällen«, fügte der Detective hinzu. »Dem von deinem Cousin, dem Münzdiebstahl und der anderen Vergewaltigung.«
    »Gut, sicher. Daran habe ich gar nicht gedacht.«
    Notrufe werden aufgezeichnet und für eine gewisse Zeit aufbewahrt. Sellitto setzte sich mit der Zentrale in Verbindung und bat um die gewünschten Informationen. Zehn Minuten später erhielt er einen Rückruf. Die Anrufe von Arthurs Fall und dem heutigen Mord befänden sich noch im System und seien bereits als Klangdateien an Coopers E-Mail-Adresse geschickt worden, meldete ein Mitarbeiter. Die früheren Notrufe habe man auf CD archiviert. Es könne Tage dauern, sie zu finden, aber man würde sich auf die Suche machen.
    Als die besagten Dateien eintrafen, spielte Cooper sie sogleich ab. Eine Männerstimme drängte die Polizei, umgehend zu einer Adresse zu fahren, an der jemand laut geschrien habe. Der Anrufer beschrieb die Fluchtfahrzeuge. Die Stimmen klangen identisch.
    »Stimmabdruck?«, fragte Cooper. »Falls wir einen Verdächtigen haben, können wir einen Vergleich anstellen.«
    Stimmabdrücke genossen in forensischen Fachkreisen höheres Ansehen als Lügendetektoren und waren vor manchen Gerichten zulässig, je nach Einstellung des Richters. Aber Rhyme schüttelte den Kopf. »Hör genau hin. Er spricht durch eine Box.
    Meinst du nicht auch?«
    Eine »Box« ist ein Gerät, das die Stimme eines Anrufers moduliert. Dadurch entsteht keineswegs ein verzerrter, an Darth Vader
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    erinnernder Klang, sondern das Timbre bleibt normal, wird allenfalls ein wenig hohl.
    Viele Telefonauskünfte und Kundendienstzentralen sorgen auf diese Weise dafür, dass die Stimmen der Angestellten einheitlich klingen.
    In diesem Moment ging die Tür auf, und Amelia Sachs betrat das Labor. Sie trug einen großen Gegenstand unter dem Arm. Rhyme konnte nicht erkennen, was es war. Sachs nickte ihm zu, musterte die aktuelle Tabelle und sagte zu Pulaski: »Das sieht nach guter Arbeit aus.«
    »Danke.«
    Rhyme sah nun, dass das Ding unter ihrem Arm ein Buch war. Es schien halb in seine Einzelteile zerlegt worden zu sein. »Was, zum Teufel, ist das denn?«
    »Ein Geschenk von unserem Freund, Dr. Robert Jorgensen.«
    »Was ist das? Ein Beweisstück?«
    »Schwer zu sagen. Die Unterredung mit ihm war wirklich eine merkwürdige Erfahrung.«
    »Was meinen Sie mit >merkwürdig<, Amelia?«, fragte Sellitto.

    »Stel en Sie sich vor, Bat Boy, Elvis und Außerirdische würden hinter dem Mord an Kennedy stecken. Die Art von merkwürdig.«
    Pulaski lachte unwillkürlich auf, was ihm einen vernichtenden Blick von Lincoln Rhyme einbrachte.
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    . Vierzehn
    Sachs erzählte die Geschichte eines gepeinigten Mannes, dem man die Identität gestohlen und das Leben ruiniert hatte. Eines Mannes, der seine Nemesis als Gott bezeichnete und sich selbst als Hiob.
    Er war nervlich zerrüttet; »merkwürdig« ging nicht weit genug. Und auch wenn seine Geschichte nur zum Teil wahr sein mochte, so war

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