Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
Vom Netzwerk:
darstellen …

    »Mein Gott«, murmelte ich und sagte dann: »Da kommt noch mehr, oder?«
    »Da kommt noch mehr.«
    Sie hatten zwei Davidsterne genommen. Jeweils einen halben Meter breit. Die Sterne waren aus irgendeinem sehr festen Metall, das nicht schmolz. Julian wusste nicht, um welches Metall es sich handelte, ob es von dieser Welt war. Es war ganz schwarz geworden, und er hatte Angst, es zu berühren.
    Beiden Attrappen hatten sie je einen Stern auf die Brust gelegt, und darauf gossen sie das Kerosin.
    »Die Sterne wurden im Feuer glühend heiß«, sagte Julian. »Sie haben sich durch die Puppen hindurchgebrannt, bis in die Matratzen. Mitten in den verkohlten Resten konnte ich das Zeichen sehen, in beiden Matratzen. Zwei Davidsterne mit sechs Zacken, Seite an Seite.«
    Mir wurde schlecht vor Angst. Ich wollte mich übergeben. Ich fühlte mich wie an jenem Morgen, als wir mit dem Leutnant in der Flugscheibe gewesen waren und ich an der Wand graue Asche gesehen hatte, von der ich sicher wusste, dass sie nicht von irgendeiner Eidechse hereingeschleppt worden war.
    Es kam noch mehr.
    »Sie hatten eine Spraydose dabei«, sagte Julian. »Sie haben eine Botschaft an die geflieste Wand im Badezimmer gesprüht. Wahrscheinlich haben sie sich überlegt, dass sie dort am ehesten erhalten bleiben würde, selbst nach einem Feuer. Kannst du dir denken, was da stand?«
    Die Stimme kam aus meinem Mund, aber es war nicht meine Stimme. Ich glaube, es war das Narbengesicht, das auf Julian und mich herabsah, wie ich auf die Kreaturen in Kaftanen herabgesehen hatte, die unten an der Treppe standen und die ich aus tiefstem Herzen verachtete.

    »Dreckiger Jude, stinkender Jude, blutsaugender, mutterfickender Judenbengel«  – und mein Unterkiefer fühlte sich wie sein Unterkiefer an, meine Zunge wie seine Zunge, während mir die Folge von Obszönitäten über die Lippen kam. »Hitler hätte euch nicht leben lassen sollen. Er hätte euch alle vergasen sollen  …«
    Julian schüttelte den Kopf. »Das war es nicht«, sagte er. »Nichts dergleichen.«
    Was die drei Männer an die Badezimmerwand gesprayt hatten, in großen Blockbuchstaben, war Folgendes:
    WENN WIR WIEDERKOMMEN
FINDEN WIR EUCH
WIR FINDEN ALLE, DIE WIR SUCHEN

KAPITEL 38
    Wie sich herausstellte, hatten zehn Tage für ihre Genesung nicht ganz ausgereicht.
    Fast zwei Wochen waren vergangen, ehe das Telefon in meinem Hotelzimmer in Beersheva klingelte – kurz nach Mitternacht, am letzten Tag im August. Julian, der ebenfalls einen Anruf erhalten hatte, holte mich ab.
    Und so kam es, dass wir im Morgengrauen mit den Soldaten unten im Krater frühstückten, nah am Fuße des Turms. Es gab Brot und Sauermilch aus Plastikbehältern und hartgekochte Eier und Tomaten und Gurken, die wir mit Messern auf unseren Blechtellern in Scheiben schnitten. Beim Essen umwehten mich die Laute hebräischer Konversation. Als die Sonne sich über den Horizont erhob, traf das Baby ein.
    Anfangs bemerkten wir den Jeep gar nicht, der den Krater
herunterkam. Ich nahm ein Murmeln erstaunter Stimmen wahr, das an den langen Tischen in meine Richtung wanderte. Es gab sogar Applaus, und mancher rief: »Du bist der Vater?« , worauf ich nickte.
    Ich weiß nicht, wer sie zu mir trug und sie mir in die Arme legte. Aber es war Shimon, der das Fläschchen brachte.
    »Hier«, sagte er zu mir. »Nimm.«
    Es war das erste Mal, dass ich ihr ein Fläschchen gab. Unbeholfen stand ich da und fütterte sie, während ihr in Decken gewickelter Kopf an meiner Schulter ruhte. Die Männer saßen um uns herum und sahen zu. Manche standen auch, lehnten sich an Tische. Sie redeten und deuteten herüber. Oft lachten sie. Vielleicht fanden sie meine Unbeholfenheit amüsant. Doch hörte ich keine Bosheit in ihrem Gelächter, nur Wärme und Freundlichkeit.
    Am frühen Morgen war es frisch gewesen. Jetzt wärmte uns die aufgehende Sonne. Der Schatten des Turms reichte durch den ganzen Krater, und der Schatten der Scheibe fiel auf dessen Rand. Mein kleines Mädchen atmete leicht und mühelos, während sie am Fläschchen nuckelte. Sie lächelte, nicht speziell meinetwegen, sondern sie lächelte die Welt an. Sie war größer als beim letzten Mal, als ich sie im Arm gehalten hatte, und schwerer.
    Es stimmt, dachte ich. Sie wachsen wirklich schneller als wir.
    »Entschuldigen Sie, Mister«, sagte einer der Soldaten schüchtern auf Englisch. Er war ein kleiner, dunkelhäutiger Mann mit einer zerknitterten Uniform und Bartstoppeln auf

Weitere Kostenlose Bücher