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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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noch nie gesehen hatte, tauchten im aufkommenden Licht zu beiden Seiten des Highways auf. Auf dem Beifahrersitz schüttelte sich Julian wach. Nach einer Minute hatte er ausgegähnt.
    »Letzte Nacht habe ich geträumt«, sagte ich.
    »Haben wir das nicht alle?«
    »Aber dieser Traum geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich kann nicht aufhören, darüber nachzudenken.«
    »Und ich wette, du wirst ihn mir gleich erzählen.«
    Ich lachte, wartete darauf, dass er sich wehrte. Er tat es nicht. Zum Glück saß Julian neben mir und nicht Rochelle. Ihr hätte ich diesen Traum bestimmt nicht erzählt.
    »Es war letzten Juni«, sagte ich. »Es war die Abschlussparty der achten Klasse. Der Abend war ziemlich warm, und alle waren
zum Tanzen in die Schulturnhalle gekommen. Bis auf mich und ein paar andere … weil, also, tanzen hab ich nie gelernt …«
    Und Julian? Ich vermutete, wenn er überhaupt tanzte, dann so schlecht, wie er sang. Aber über so was hatten wir nie gesprochen. Dafür war keine Zeit. Den ganzen Sommer über fuhr ich abends mit meinem Fahrrad los, um mich mit ihm am Einkaufszentrum von Kellerfield zu treffen, etwa eine Meile von zu Hause. In den folgenden zwei Stunden übten wir in Julians altem blauem Pontiac das Fahren auf dem Highway, wann man bei Gelb über eine Ampel fahren durfte, wie man wendete und dass man beim Bremsen die Kupplung trat, um den Motor nicht abzuwürgen. Ich lernte langsam. Er war geduldig. Als die Zeit für die Prüfung kam, war er mein einziger Prüfer.
    »Erzähl weiter«, sagte er.
    Ich hatte gar nicht gemerkt, dass ich schon so lange schwieg, verloren in Erinnerung. »Es war heiß in dieser Turnhalle, und sie spielten I love him, I love him, and where he goes I’ll follow, I’ll follow  … Kennst du das Lied?«
    »Klar. Die kleine Peggy March.« Er sang: »From now until forever, forever« , so schräg, dass die Melodie nicht mehr zu erkennen war. »Und jetzt zurück zu deinem Traum.«
    »Und dieses Mädchen kam auf mich zu.« – Es war Rosa Pagliano, aber ich wollte ihren Namen nicht aussprechen. Das hätte Unglück gebracht. »Sie ist süß und sehr schlau. Und irgendwie … na, du weißt schon.«
    »Nein, weiß ich nicht. Klär mich auf.«
    »Wild«, sagte ich und merkte, dass ich rot wurde.
    Es war nicht wirklich ein Traum gewesen, aber das konnte er nicht wissen. Ich erinnerte mich daran, dass die Turnhalle rosarot ausgeleuchtet war und dass es nach Parfüm und Schweiß roch. Mir wurde ganz flau, als ich Rosa sah und merkte, dass
sie auf mich zukam. Am liebsten wäre ich weggerannt. Ich musste zur Toilette. Jeff war bei mir und ein paar seiner Freunde, aber sie beachtete ihn nicht. Sagte nicht mal Hallo, obwohl er sie schon vor mir gemocht hatte, obwohl ich bis zu diesem Dezemberabend, an dem ich vor der Bücherei von Kellerfield mit ihm darüber gesprochen hatte, gar nicht wusste, dass ich ein Mädchen so mögen konnte.
    Das war einer der Gründe, wieso wir uns gestritten hatten, als sie weg war.
    »Auf ihrer Oberlippe«, erklärte ich Julian, »waren kleine Schweißperlen. Ihr Kleid war unter den Armen feucht. Ich konnte sie auf drei Meter Entfernung riechen«, sagte ich und erinnerte mich, dass ihr rauer Duft mich verunsicherte.
    »Ziemlich viele Details für einen Traum.«
    »Willst du ihn hören oder nicht?«
    »Entschuldige. Natürlich will ich ihn hören.«
    »Und sie sagte … sie sagte zu mir: ›Tanzen?‹«
    Es klang enttäuschend banal, als ich es aussprach. So hatte es sich damals nicht angefühlt. Obwohl ich Rosa keinen Moment aus den Augen ließ, spürte ich doch, dass Jeff mich beobachtete, um zu sehen, was ich tun würde. Und ich spürte auch, dass meine Mutter von der Tribüne der Turnhalle zusah. Vielleicht tat ich deshalb, was ich tat.
    »Und dann?«
    »Nichts dann. Da bin ich aufgewacht.«
    »Oh, nein!« Julians Knurren verwandelte sich in ein gewaltiges Gähnen. Er streckte sich, bog seinen langen Körper durch, vom Sitz weg, und drückte die Fäuste an den Autohimmel. »Und ich dachte, es lohnt sich, diesen Traum anzuhören! Du sagst, sie ist hübsch?«
    »Die Hübscheste in unserer Klasse«, erwiderte ich und übertrieb vielleicht ein bisschen. Du hast sie gesehen, Julian, wollte
ich fast sagen. Sie ist uns zu deinem Auto gefolgt, an diesem Tag im April. Aber ich tat es nicht.
    »Und wild?«
    »Ja, wild würde ich sagen.«
    »Inwiefern?«
    Mir wurde mulmig und hoffnungslos zumute. Ich wollte nicht mehr reden. Ich wünschte, Rochelle wäre hier bei

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