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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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auf meiner linken Schulter. Wir sehen aus einem Fenster auf die Straße hinaus, und es regnet, und das Licht der Straßenlaternen und Autoscheinwerfer spiegelt sich auf dem Asphalt. Ich höre einen Motor, der angelassen wird. Mein Vater zeigt dorthin und sagt: Guck mal, guck mal , und ich gucke so angestrengt, wie ich kann …
    Jemand stand neben mir auf und drückte meine Schulter. Fest, nicht schmerzhaft.
    Nein. Das gehörte sicher noch zum Traum.
    Benommen, blinzelnd drehte ich mich zur Wand um und sah einen Spalt. Senkrecht, fast einen Meter hoch. Der war vorher nicht da gewesen. Dahinter … alles schwarz.
    Ich zwängte beide Hände in den Spalt und drückte ihn fest auseinander. Teile der Wand verschoben sich, trennten sich widerwillig. Es war, als würde man ein geschlossenes, metallisches Auge aufbiegen. Als wollte man ein festgerostetes Fenster öffnen. Die Ränder des Spalts schnitten mir in die Hände. Schließlich hatte ich die Öffnung so weit aufbekommen, dass ein Mensch hindurchkriechen konnte, hinaus ins mondbeschienene Dunkel.
    Dann wartete ich.
    Halb verrückt vor Durst legte ich mich flach auf den Bauch und hob den Kopf, bis meine Augen auf einer Höhe mit dem unteren Rand der Öffnung waren. Zehn Minuten, vielleicht fünfzehn lauerte ich. Draußen keine Bewegung, auch kein Geräusch. Die Stille war so absolut, wie ich sie noch nie erlebt hatte. Ich hörte mein Atmen wie einen Orkan. Ich hörte mein Herz schlagen.
    Ich zwängte mich durch den offenen Spalt. Die Wand der Scheibe war nur einige Zentimeter dick – höchstens dreißig. Und doch kam es mir beim Kriechen so vor, als schwebte ich durch mehrere Räume, alle leer, von trübem Weiß. Vorhänge,
wie von Spinnen gewoben, vom Boden bis zur Decke, wehten im windstillen Durchgang sanft hin und her. Ich kroch hindurch, drum herum, ohne sie zu berühren. Tropfen von weißlicher Flüssigkeit seilten sich langsam von der Decke ab, wie an milchigen Fäden.
    Dann war ich draußen, kam auf die Beine, lehnte mich an die schräge Außenwand der Scheibe. Weder heiß noch kalt, wenn man sie berührte. Und doch leuchtete sie dunkelrot, wie glühendes Metall, und als ich einen Schritt zurücktrat, sah ich, dass es ansonsten keine Farben gab in dieser Welt, in die ich geraten war.

KAPITEL 18
    Asche. Mondlicht. Das sah ich, als ich mich umblickte. Direkt hinter mir die Flugscheibe. Vor mir – ich konnte nicht sagen, wie weit entfernt – eine leuchtende, schimmernde Oberfläche, bei der es sich möglicherweise um Wasser handelte.
    Der Mond hing über meinem Kopf, riesengroß und furchteinflößend. Ich sah nicht hin. Mein Schatten, der direkt um meine Füße fiel, war scharf geschnitten wie im mittäglichen Sonnenschein. Der Boden unter meinen Schuhen bestand aus Asche oder etwas ganz Ähnlichem wie Asche. Es war rutschig, wenn man darüberlief, knirschte aber wie Schnee. Das Quietschen meiner Schritte war das einzige Geräusch in dieser lautlosen Welt. Es war nicht heiß und auch nicht kalt. Ich spürte keinen Wind.
    Die Scheibe lag auf einer Lichtung, keine zehn Meter in alle Richtungen. Ich war von dichter Vegetation umgeben, von Büschen, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Sie standen eng beieinander und reichten mir bis zur Hüfte. Kümmerlich sahen
sie aus, als gäbe es zu viele davon, als bekämen sie nicht genügend Nährstoffe. Die Blätter und Zweige waren grau. Alles  – bis auf die Scheibe – schien im Mondlicht grau, schwarz oder silbrig.
    Wie sollte ich mir einen Weg durch dieses Dickicht bahnen? Kaum jedoch trat ich nah heran und schob es mit den Händen beiseite, da rieselte es als öliger Staub zu Boden. Schneller und immer schneller eilte ich durch die Büsche zum Wasser hin. Ich fing an zu rennen, zertrampelte Zweige, Blätter und Dornen zu aschenen Brocken.
    Da schoss Schmerz in mir hoch, durch den Fuß.
    Es warf mich von den Beinen, als hätte mich eine Welle erfasst. Hart setzte ich mich zwischen die zerkrümelten Büsche. Ich stieß einen lauten Schrei aus, was ich augenblicklich bereute. In einer derart stillen Welt war ich weithin zu hören. Eine schwärzliche Flüssigkeit – mein Blut, im Mondlicht dunkel – sickerte aus meinem rechten Strumpf, direkt über dem Knöchel. Auf dem Boden neben meinem Fuß leuchtete ein langer, spitzer Knochen, weiß, mit einer schwarzen, feuchten Spitze.
    Ich war in ein Skelett getreten.
    Mit Mühe kam ich in die Hocke und versuchte, mein Gleichgewicht zu halten. Schmerz durchzuckte

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