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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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schneller, als ich wollte, und die tropische Luft wehte mir
durchs offene Fenster ins Gesicht. Der rötliche Schimmer war verschwunden. Der Mond war wohl in den schwarzen Himmel aufgestiegen, verborgen hinter dicken Wolken. Da waren keine Sterne. Nur meine Scheinwerfer bohrten sich schwächlich in die feuchte Dunkelheit.
     
    Ich musste pinkeln. Durfte nicht anhalten. Wehrte mich kurz und ließ es geschehen. Ich dämmerte im Trost der warmen Feuchtigkeit.
    … ich bin bei meinem Vater, wir knien beide vor einem Fenster, seine Hand auf meiner Schulter, wir blicken gemeinsam auf eine verregnete Straße. Scheinwerfer blenden auf dem nassen Asphalt …
    Ein Traum? Eine Erinnerung? Aber woran?
    Muss wohl ein Traum gewesen sein … und ich schreckte hoch, sah im Rückspiegel zwei Scheinwerfer näher kommen, riesengroß und grell.
    Ich schrie, ob vor Entsetzen über diesen Traum – den ich als tief beunruhigend empfand, ohne zu wissen, warum – oder weil dort etwas von hinten kam, als wollte es mich rammen, konnte ich nicht sagen. Mein Fuß war vom Gaspedal gerutscht. Ich rollte kaum noch. Ich trat es durch, kam jedoch nicht schnell genug in Gang. Direkt vor mir gabelte sich die Straße, eine Kurve nach links, eine Abzweigung nach rechts. Ich scherte nach rechts ein, schrie, als die Räder unter mir abhoben. Fast weinte ich, als sie krachend wieder landeten.
    Das andere Auto schwenkte nach links aus und verschwand. Hupend? Fluchend? Warf jemand eine Bierflasche nach mir? Ich hoffte es verschwand. Konnte aber nicht sicher sein. Ich ließ meinen Fuß auf dem Gaspedal stehen, selbst noch als die schmale, von Schlaglöchern übersäte Straße kurvig zu werden begann. Warum, weiß ich selbst nicht so genau. Ich trat meinen linken Fuß fest gegen den Boden, um mich wach zu halten.
Die Tankanzeige stand am unteren Ende der Reserve. Ich hüpfte, flog beinahe über ein holperiges Stück Straße. Ich hielt mich vom unbefestigten Straßenrand fern. Seltsame Vegetation engte mich von beiden Seiten ein. Büsche, so schien es mir, hoch wie Palmen und doch von oben bis unten voll breiter, dicker Blätter. Hatte mich die letzte Abzweigung in die Everglades geführt? Alles war voller Insekten, die Windschutzscheibe von ihren Kadavern übersät. Ich stellte die Wischer an; ein Fehler. Sie verschmierten nur überall Insektenschleim.
    Ich warf einen Blick auf die Tankanzeige. Leer. Doch der Wagen fuhr noch.
    Was waren das für Bäume?
    Und was waren das für leuchtende, schlitzförmige Ovale, die immer wieder neben der Straße auftauchten, zwei bis drei Meter über dem Boden? Die Augen von Tieren, die dort zwischen den dunklen Ästen hockten?
    Aber wie konnten Tieraugen dermaßen leuchten?
    Weiter weg, rechts von mir, wieder dieses rote Glühen. Größer jetzt und heller. Aber immer noch am Boden, und mir wurde klar, dass es nicht der Mond sein konnte. Während ich darüber nachdachte, was es sein mochte, obwohl ich es längst ahnte, spuckte der Motor. Die Tachonadel fiel auf null.
    Der Wagen pflügte durch dichtes Buschwerk, bis er neben der Straße zum Stehen kam. Ohne Sprit musste ich die Nacht wohl hier verbringen und am Morgen versuchen zu trampen. Ich ließ das Licht an, damit mich keiner versehentlich rammte. Dann dachte ich noch mal darüber nach und machte es aus. Es gab Schlimmeres als einen Autounfall.
    Zwei leuchtende Schlitze, beide in der Mitte dick und an den Enden spitz zulaufend, hingen direkt vor mir in der Luft, keine zehn Meter entfernt. Zu weit auseinander, als dass es ein Tier sein konnte.

    So heiß es auch sein mochte, kurbelte ich doch das Fenster hoch. Sorgte dafür, dass beide Türen verriegelt waren. Ich rutschte auf den Beifahrersitz, stieß gegen Tatsache UFO  – das ich schon ganz vergessen hatte – und suchte im Handschuhfach vergeblich nach einer Taschenlampe. Ich stellte das Radio an und wurde von einem derart ohrenbetäubenden Rauschen begrüßt, dass ich es gleich wieder abstellte. Durch die Reste dessen, was einmal die Heckscheibe gewesen war, schwärmten Moskitos herein. Ich versuchte, sie von meinem Nacken fernzuhalten, damit sie sich an anderen Stellen meines Körpers gütlich taten.
    Irgendwo rechts von mir wurde das rote Licht dunkler. Dann heller. Dunkler. Heller.
     
    Ein Auto raste vorbei. Unten an der Straße quietschten Bremsen, knallten Türen. Ich stieß meine rechte Tür auf, schnappte mir Tatsache UFO und hechtete in die Büsche. Sprang durchs Laub, einen Hang hinunter, auf das rote

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