Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
mich – diesmal meinen ganzen Körper – und verebbte wieder. Ich tastete zwischen den Knochen herum. Die Überreste eines Tieres, wie von einem mittelgroßen Hund – Schädel, Kiefer und Zähne. Mehrere gebrochene Rippen, von denen sich eine in mich hineingebohrt hatte. Und Beine …
Sechs.
Ich zählte, immer und immer wieder, vergaß meinen Durst, bis ich sicher war, dass ich mich nicht irrte. Zitternd stand ich auf. Die Fauna dieser Welt hatte mehr zu bieten, als mir lieb war. Sechsbeinige Lebewesen, groß wie Hunde …
Und wo waren die achtbeinigen Viecher, die die Sechsbeinigen fraßen?
Ich presste die Faust vor meinen Mund. Ich versuchte mich zu erinnern, wie die Dero aussehen sollten. Mehr oder weniger humanoid, dachte ich, aber verkrüppelt wie Zwerge, die Gesichter animalisch und bizarr. Ich konnte mich nicht erinnern, ob von zahlreichen Gliedmaßen die Rede war … Und ich drehte mich zur rot leuchtenden Scheibe um, zum weißen Oval, das ich an seinem Rand offen gelassen hatte. Alles Mögliche konnte jetzt hineinklettern.
Ich werde zurücklaufen, dachte ich. Es ist nicht sehr weit. Ich überlege mir was, wie ich mich da drinnen verbarrikadieren kann. Ich komme nie wieder raus.
Und wie lange werde ich überleben, ohne zu trinken?
Keine Chance. Ich schüttelte mich und holte ein paar Mal Luft. Ein Vorteil der Stille: Sollte irgendetwas zwischen diesen Büschen herumkriechen, würde ich es hören, bevor es mir zu nah kam. Wieder begann ich vorsichtig, mir einen Pfad durch die graue Vegetation zu bahnen, auf das breite Glitzern zu, das vor mir lag.
Ein See, so schien es, als ich endlich näher kam und betete, dass er sich nicht in eine Fata Morgana verwandelte.
Aber es gab Strömungen, als wäre es kein See, sondern Teil eines unermesslichen Flusses, der einem Ort entgegenfloss, den ich mir nicht vorzustellen vermochte. Aber letztendlich sah es aus wie ein riesiges Sumpfgebiet, ohne erkennbare Konturen. Das Buschwerk endete abrupt, und ein paar Schritte weiter wich der Ascheboden den aschenen Fluten. Bevor ich mich’s versah, stand ich bis zu den Knöcheln im Wasser. Es platschte leicht, als ich hineintrat. Mein verletzter Fuß brannte.
Ich ging in die Hocke, dann kniete ich nieder, um zu trinken.
Sofort wich ich zurück. Das Wasser roch nach verfaultem Fleisch, als wären Generationen von Tieren zum Sterben hierhergekommen. Es erstreckte sich vor mir, endlos, kein anderes Ufer in Sicht. Wieder senkte sich mein Blick.
Trink.
»Wer hat das gesagt?«, schrie ich und riss den Kopf hoch. Ich schlug mir die Hände vor den Mund, sinnloserweise. Die Büsche, die dem Ufer am nächsten waren, zitterten wie von einem Windhauch, den ich nicht spürte, und wieder dachte ich an die Dero und fragte mich, wohin ich gehen könnte, um ihnen zu entkommen. Keine Antwort, nicht mal ein Echo. Die Stimme, die Trink gesagt hatte, war auch kein Echo gewesen. Es war die Stimme einer Frau – in mir.
Trink, sagte sie noch einmal.
»Wer bist du?«
Das Echo meiner Stimme kam zurück, bist du, bist du, bist du, und die Wasseroberfläche kräuselte sich, als rührte sich darunter etwas.
Wieder sprach sie: Wir waren vor dir hier. Und das Echo sagte: dir hier, dir hier, dir hier, und wieder kräuselte sich das Wasser.
Da trank ich, und das Wasser schmeckte so ekelhaft, wie es roch. Ich spuckte es wieder aus. Doch ich konnte nicht anders. Gierig trank ich – wie ein Tier, Gesicht und Bauch im Wasser, der Schmerz in meinem Fuß vergessen –, angewidert von dem, was ich trank, und dennoch musste ich es tun.
In der Schneise, die ich mir gerade erst gebahnt hatte, erkannte ich meine Fußspuren. Sie wirkten allerdings unscharf und verschwommen, verglichen mit den scharfen Abdrücken, die ich jetzt zurückließ, und ich fragte mich, wieso. Ich ersparte mir nähere Überlegungen. Mir war speiübel von dem Wasser,
und ich war müde, konnte es kaum erwarten, mich auf den harten Boden der Scheibe zu legen.Vom See aus ging es bergauf, doch der Hang war nicht sehr steil. Ich war in einer größtenteils flachen, ebenen Welt gelandet.
Der Spalt in der Wand der Scheibe stand noch weit offen, genauso wie ich ihn zurückgelassen hatte. Diesmal kein wundersamer Einstieg. Eben noch in der Aschewelt draußen vor der Scheibe, und schon kletterte ich hinein. Auf dem weißen Boden hinterließ ich eine Aschespur, verschmiert mit Blut. Mein Fuß blutete noch immer und war geschwollen. Ich zog meinen Schuh aus. Ich brauchte
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