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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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Altar schütten …
    Bibelsprüche. Ich erkannte sie. Inzwischen war ich mit der Bibel ganz gut vertraut. Ich konnte mir nicht erklären, was diese Sprache hier machte. Und doch schien sie mir seltsam passend. Inzwischen lief ich barfuß durch die Asche, denn so hatte ich mehr Halt, und außerdem passte mein geschwollener rechter Fuß nicht mehr in den Schuh. Ich hatte etwas Seltsames bemerkt. Diese Asche war nicht trocken und flockig, wie man erwarten würde. Stattdessen wirkten sie ölig, fettgetränkt. Was für ein Brand hinterließ solche Asche?
    Und wieso verschwanden meine Fußspuren ständig? Natürlich nicht sofort, aber jedes Mal, wenn ich die Scheibe verließ, um zum See zu gehen, waren die Abdrücke, die ich beim letzten Mal in der Asche hinterlassen hatte, nicht mehr da. Wie Spuren im Schnee, wenn es schneit. Rieselte in dieser Welt Asche wie Schnee oben auf der Erde? Oder quoll die Asche irgendwie aus der Tiefe hervor? Es waren Rätsel, die über meinen Verstand hinausgehen würden, falls sich in dem Buch keine Erklärung finden sollte. Und bisher war davon nichts zu lesen.
    Mittlerweile fand ich eine sinnvolle Verwendung für die schwere, ölige Asche. Ich nahm einen meiner Schuhe und füllte sie hinein. So bekam ich eine Art kurzen Knüppel, gar nicht so übel. Oft stand ich mitten in der Vegetation und schwang den beschwerten Schuh in Kniehöhe durch die Büsche. Bei jedem Schwinger zerstoben sie in tausend Stücke. Ich wusste, dass die Dero – oder wer es sonst auf mich abgesehen hatte – nicht so einfach weichen würden. Doch kampflos sollten sie mich nicht bekommen.

     
    Ich kniete am See, zwang mich zu trinken. Ich konnte nicht. Das Wasser war widerwärtig. Abscheulich. Faulig.
    Trink.
    Es war die Stimme der Frau, die in meinem Kopf zu mir sprach, genau wie beim ersten Mal. Ich wusste nicht, wer sie war.
    »Ich mag dieses Wasser nicht. Ich werde es nicht trinken.«
    Folge dem Mond. Trink vom Mond.
    »Dem Mond? Ich kann nicht zum Mond.«
    Ihre Stimme wiederholte wie beim letzten Mal das Echo: Mond, Mond.
    Da merkte ich: Der Mond schien am Himmel. Doch er schien auch im Wasser, wenige Meter von dort, wo ich kniete. Sein Spiegelbild kräuselte sich leicht, und er wirkte irgendwie größer als das Original.
    »Ich kann trotzdem nicht dorthin. Ich habe Angst, so weit hinauszugehen.«
    Geh, echote sie.
    Ich kannte den Weg von der Flugscheibe zum Ufer, aber bisher hatte mir der Mut gefehlt, die Gegend weiter zu erkunden. An einem Ort wie diesem rang die Furcht die Neugier nieder. Doch aus unerfindlichem Grund vertraute ich dieser Frau, betrachtete sie als Freundin. Ich tat, was sie sagte.
    Das Wasser wurde tiefer, je weiter ich ging. Die Asche am Grund sog meine Füße in sich ein, ganz sanft, bis über die Knöchel. Das seidige Gefühl tat meinem geschwollenen Fuß gut. Als mir das Wasser bis zum Oberschenkel reichte, beugte ich mich vor und fing an, halb zu schwimmen, halb zu gehen. Ich gab mir alle Mühe, den Schuh mit der Asche, den ich überallhin mitnahm, vom Wasser fernzuhalten. Das Spiegelbild des Mondes wich vor mir zurück. Dann blieb es stehen, hielt still. Wartete, dass ich es einholte.

    Wenn ich mich aufrichtete, reichte mir das Wasser bis zum Bauch. Der Mond schimmerte unter meinem Gesicht. Ich beugte mich vor. Ich trank das Wasser. Und, ja: Es schmeckte sauberer, weniger faulig als im Flachen.
    Ich schluckte Wasser, dann noch mehr. Ich starrte den silbrigen Fleck an, der unter mir schwebte und den Mond am Himmel spiegelte. Und den Schatten, der darüberstrich …
    IST DAS MEIN GESICHT?!!!!
    Was ich da sah, musste mein Spiegelbild im Wasser sein. Aber das war völlig unmöglich. Es war ganz plötzlich aufgetaucht, ein Schatten auf dem grellen Silber des Mondes. Ein dreieckiges Gesicht, schwarz oder grau vielleicht, mit zwei Augen, zwei Nasenlöchern und einem Mund. Das Gesicht lief am Kinn spitz zu. Der Mund war ein kurzer, lippenloser Strich. Und diese Augen – diese leeren, dunklen Ovale, die schräg von der Mitte des Gesichts ausgingen …
    Augen konnten unmöglich dermaßen groß sein.
    Ich riss meine Hand hoch und tastete nach meinen Augen, merkte zu spät, dass ich meinen Schuh losgelassen hatte. Ich betastete meine Brille und dahinter die weichen Augäpfel in ihren Höhlen. Es waren immer noch meine Augen. Sie hatten sich nicht in die schwarzen Monstrositäten verwandelt, die mich aus dem Wasser anstarrten. Ich ballte meine Faust. Ich schlug damit fest in das dunkle

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