Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
heart, now don’t go ’way‹ –
As we sang love’s old sweet song on Moonlight Bay!«
Dieses Lied. Immer wenn ich es höre, denke ich an Spinnen und klebrige Spinnweben, die ich nicht loswerde. Ich gehe in mein Zimmer, will die Tür hinter mir zuknallen. Dann bremse ich mich und schließe sie leise. Ich setze mich an meinen Schreibtisch und warte auf meinen Vater.
VERLAUF DER ZEIT IM BUCH HIOB
Aufsatz – 1966 Nationaler Bibelwettbewerb
Wie kann es sein, dass die grausamsten Tyrannen der Geschichte absolute Macht besitzen? Wie kann es sein, dass die Freiheitskämpfer, die unerschrockensten und freimütigsten Denker, einsam und verlassen in Folterkammern sterben? Wie kann es sein, dass selbst in freien Ländern die Guten und Tugendhaften jung sterben und schrecklich leiden müssen? Das sind die Fragen, die der geniale hebräische Autor, der der Welt das Buch Hiob geschenkt hat, vor vielen hundert Jahren stellte …
Mein Vater klopft, dann kommt er herein. Er wirft einen Blick auf das Blatt, das ich wieder und wieder gelesen habe, während ich wartete – ein Durchschlag auf Luftpostpapier. Das Original befindet sich irgendwo in einem Büro in New York. »Ist das der Aufsatz, den du für den Wettbewerb eingeschickt hast?«
Ich nicke.
»Anscheinend hat er denen gefallen.«
»Scheint so.«
Er seufzt. Er setzt sich auf mein Bett und fragt: »Wann ist das Finale? Nächsten Sonntag?«
»Sonntag in einer Woche. Am fünfzehnten Mai.«
Mein Herz schlägt schneller. Ich weiß genau, was er mir sagen will, wenn auch vielleicht nicht sofort. Ich kann an diesem Wettbewerb nicht teilnehmen, weil meine Mutter zu krank ist. Wir können sie nicht allein lassen, nicht mal einen Tag, um nach New York City zu fahren. Und ganz bestimmt kann sie nicht den ganzen Sommer ohne mich sein, falls ich gewinne, was ganz bestimmt nicht der Fall sein wird. Ich habe schon von diesem Finale gehört: Die stellen einem Millionen spitzfindige Fragen über das biblische Buch, über das man seinen Aufsatz geschrieben hat. Scheitere an einer Frage, und du bist raus.
Instinktiv möchte ich meinen Aufsatz schützen, vor ihm verstecken, eine Möglichkeit finden, die Seiten verschwinden zu lassen, wenn er nicht hinsieht. Egal. Es macht nichts, wenn er es liest. Es ist nicht das UFO-Tagebuch. Das liegt in einer Schublade in meiner Kommode, unter meinen Hemden, in seinem üblichen Versteck.
Er fragt: »Was hast du denn vorhin hier so rumgebrüllt? ›Wer bist du, was bist du?‹ – etwas in der Art?«
Also war er noch wach gewesen. Wie wir alle. In einem Haus des Todes will der Schlaf nicht kommen.
Ich merke, dass ich rot werde. »Ich kann mich nicht erinnern.«
»Du solltest es eigentlich besser wissen, als mitten in der Nacht so herumzuschreien. Wo Mom so krank ist.«
»Tut mir leid.«
Er funkelt mich an. Ich merke, wie ich schrumpfe. Um mich nicht ganz aufzulösen, betrachte ich meinen Aufsatz, streiche mit den Fingerspitzen am Rand der Seiten entlang. Es ist nicht wie das UFO-Tagebuch – es stammt nicht von einem besonderen Ort der Wahrheit wie das Tagebuch. Es sieht aus wie eine Hausaufgabe, obwohl es denen in der Schule egal ist, wie sich der Verlauf der Zeit anfühlt, wenn man Schmerzen hat. Doch wie das Tagebuch, so könnte auch der Aufsatz von einem Erwachsenen stammen. Ich schätze, deshalb bin ich wohl im Finale. Ich streiche mit den Fingern über die dünnen, zerknitterten Seiten und hoffe, dass ich so genügend Kraft sammle, um zu ertragen, was jetzt kommt.
Mein Vater blickt zu den Regalen über meinem Bett auf, wo meine UFO-Bücher stehen. Er nimmt eins herunter, blättert darin herum. M. K. Jessup. Tatsache UFO. »Glaubst du immer noch an dieses Zeug?«, fragt er.
»Ja. Tu ich.«
»Ich dachte, du interessierst dich jetzt für die Bibel.«
»Das auch.«
»Gott im Himmel.« Er schüttelt den Kopf. Ich spüre seine Erschöpfung, wie dringend er dieses Cheerio, my deario! gebraucht hätte. Ich möchte ihn fragen, wer Me(g)hitabel C. ist. Ich beherrsche mich. »Wie schafft du das alles?«, fragt er.
»Ich weiß nicht. Ich nehme mir die Zeit.«
»Du schwänzt aber nicht etwa die Schule, oder?«
»Du kennst doch mein Zeugnis.«
»Na ja«, sagt er, und ich weiß, was er denkt. Natürlich habe ich Zeit für diesen Quatsch. Ich habe ja sonst nicht viel vor, keine Freunde, keine Freundin.
»Wie geht’s denn deinem Freund Jeff Stollard so in letzter Zeit?«, fragt er.
Ich erstarre. »Okay.«
»Was treibt er
Weitere Kostenlose Bücher