Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel
aber ich fürchte, ich würde Lärm machen und sie aufwecken …
Ich versuchte, mich hinzusetzen. Ich konnte nicht.
»Das ist kein Wasser«, sagte ich.
Keine Antwort.
»Erst dachte ich, es sei Wasser, das gegen irgendetwas schwappt, ganz leicht. Aber das ist es nicht. Jetzt ist es lauter. Viel lauter. Es ist ein Summen, wie das Summen einer Maschine. Und jetzt klingt es wie ein Sprechchor, ein Singsang vieler Stimmen …«
Ich sprach mit mir selbst, nicht mit der Mondfrau. Ich wusste, dass sie nicht mehr da war.
»Und das ist ein Sprechchor, und er wird lauter. Ich kann Silben erkennen …«
Kha. Kha. Kha.
Wieder versuchte ich, mich aufzusetzen, um zu sehen, was vor sich ging. Wieder brachte ich es nicht fertig. Ich versuchte, meine Glieder zu bewegen, irgendeins. Ich konnte es nicht, kein bisschen, und ich wusste, wie furchtbar man mich hereingelegt hatte.
KAPITEL 22
Sie krabbelten in Schwärmen um mich herum, über mich hinweg. Wie Spinnen, und sie waren überall.
Die Kreaturen aus dem See. Nun im Inneren der Scheibe. Und ich lag auf dem Altar in der Mitte. Auf dem Operationstisch. Denn das und nichts anderes war es. Ich hatte es die ganze Zeit gewusst. Hilflos starrte ich zum Mond hinauf.
Schnüre liefen kreuz und quer über meine Arme, meinen Körper, meine Beine. Sie schnitten in meine nackte Haut. Ich konnte nichts sehen, aber ich wusste – die Enden waren an diesen Knäufen am Rand des Tisches verknotet. Dafür waren die Dinger also da. Ich hatte es gewusst. Von dem Moment an, als ich dieses Ding zum ersten Mal als Altar betrachtet hatte, war es mir bewusst gewesen.
Ich riss an meinen Fesseln. Die Schnüre gaben nach, ganz leicht. Es vermittelte mir einen Hauch von Hoffnung.
Sie zogen meine Lider auf, befestigten sie mit Klemmen, sodass ich die Augen nicht schließen und nicht blinzeln konnte. Sie drückten ihre geschlitzten Augen gegen meine, und ich spürte, wie auch meine durch den Kontakt von oben bis unten geschlitzt wurden. Ich wartete auf den Schmerz, doch er kam nicht. Nur so ein Gefühl, dass Membranen auseinandergezogen wurden, Gewebe zerriss, als sei es ein Stoff, der über meine Haut gespannt war, und tief unten in meinem Bauch
wuchs eine leichte Übelkeit heran, die vielleicht schlimmer war als Schmerz. Dann kamen sie zu meinem Mund.
Meine Lippen – auseinandergezerrt. Finger drückten gegen meine Zunge, in meine Kehle hinunter. Ich versuchte zu beißen, doch meine Kiefer arbeiteten nicht richtig, als wären sie eingerostet. Ich gab ein Stöhnen von mir. Es ging im Singsang der Kreaturen unter, der die Scheibe wie ein mechanisches Summen erfüllte.
Darauf hatten sie gewartet, deshalb waren sie nicht hereingekommen. Ich musste erst bereit sein. Ich stemmte mich gegen die Schnüre, und wieder gaben sie nur ein ganz klein wenig nach, mehr nicht. Man schob mir Schläuche in die Nasenlöcher …
Wollten sie mich töten? Das konnte ich mir nicht vorstellen. Wahrscheinlich wollten sie mir nicht einmal wehtun. Ihnen war mein Schmerz egal. Sie wollten mich aufbrechen, mich läutern. Mich reinigen von meinem Dreck und Eiter, meinem Blut, den Exkrementen und den Tränen. Meiner menschlichen Existenz.
Die sechsfingrigen Hände, aus deren Spitzen Krallen ragten, bewegten sich von meiner Kehle abwärts. Über mein Brustbein. Hinab zu meinem Bauch. Ich versuchte, die Beine zusammenzupressen, als die Krallen meinen Nabel passierten.
»A-A-A-A-A-H-H-H-H-H!«
Mein Schrei war so laut, so scharf vor Schmerz, dass sicher jedes einzelne Lebewesen in dieser verbrannten, gottverlassenen Welt ihn gehört hatte.
Sie zuckten bei dem Geräusch zusammen. Nicht sehr, nur ein bisschen. Doch ihre Schnüre hielten. Und dann spürte ich das Tasten und dann den Schnitt, und dann stach die hohle Nadel tief in mein empfindlichstes Teil. Mein Körper zuckte unkontrolliert. Mit jedem Krampf schrie ich: »Lasst mich sterben!
« , bis es zu meinem eigenen Singsang wurde, einem Gegenpol zu ihren kha, kha, kha. Mit jedem Krampf wurde ich leerer und schwächer, das Schwarz in meinen Augen dichter und mehr wie Rauch.
Schließlich übermannte mich die Finsternis, und danach weiß ich nichts mehr.
Ich ging davon aus, dass noch alle in der Scheibe waren, als ich die Augen öffnete. Doch sie waren nur noch zu zweit. Sie standen links und rechts und halfen mir, mich aufzusetzen. Nach wie vor waren meine Hände hinterm Rücken gefesselt.
»Das war die Samung«, murmelte ich. »Oder?«
Meine Füße baumelten vom
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