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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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so?«
    »Er ist in der elften Klasse. Genau wie ich.«
    »Ich weiß, in welcher Klasse er ist. Aber was treibt er so? Womit verbringt er denn seine Zeit?«
    Woher soll ich das wissen? Seit unserem Streit um Rosa im Sommer nach der achten Klasse sind wir keine Freunde mehr. Doch das stand eigentlich nicht zwischen uns. Jeff hat sich einfach … verändert. Hat sich das Gitarrespielen beigebracht. Fand Freunde, die gute Stimmen hatten, nicht wie meine, um mit ihnen zu singen. Wenn sie zusammen sind, tut er so, als würde er mich nicht kennen. Und wieder spüre ich den Kummer meiner Einsamkeit.
    Nur einmal, an einem Novembernachmittag vor zweieinhalb Jahren … da kam er auf mich zu, legte mir eine Hand auf die Schulter. Er sagte: Kennedy wurde erschossen. Als müsste ich das wissen, und er hätte derjenige zu sein, der es mir erzählte. Als wäre die Anziehungskraft des Todes das Einzige, was wir noch miteinander teilen konnten.
    »Er interessiert sich für Folkmusik«, sage ich.
    »Folkmusik. Nicht UFOs.«
    Als Jeff und ich noch befreundet waren, hat mein Vater ihn als »Zombie« abgetan, genau wie mich. Jetzt, wo wir kaum noch miteinander sprechen, wird er zum Paradebeispiel eines amerikanischen Musterknaben. »Nicht mehr«, sage ich, und es tut noch immer weh.
    »Kann er Auto fahren?«
    »Er hat einen Führerschein.«
    »Das ist gut. Gut für ihn.«
    Ich wende mich ab. Ich habe meinen vorläufigen Führerschein schon seit vier Monaten. Er steckt unbenutzt in meiner Brieftasche, gleich neben meiner »UFO-Forscher«-Mitgliedskarte. Meinen Vater kann ich nicht bitten, mit mir zu üben.
Ich weiß, dass er bei jedem Fehler gleich vor Wut explodieren wird. Was soll ich damit?
    »Geht Jeff mit Mädchen aus?«, fragt er.
    »Manchmal. Glaube ich. Nicht oft.«
    »Du willst mir nichts erzählen.« Er lacht kurz auf. »Mit Mom kannst du immer über alles reden. Oder?«
    Nicht mehr … Ich überlege, ob ich etwas klarstellen und versuchen sollte, ihn zu trösten. Er klappt Tatsache UFO zu und stellt es wieder ins Regal. »Ich verstehe nur nicht …«, sagt er zögernd, »… wieso beides? Wieso das hier und die Bibel? Was hat das eine mit dem anderen zu tun?«
    Wenn ich wollte, könnte ich ihm von UFO-Sichtungen in der Bibel erzählen. Von Hesekiels Vision des Thronwagens. Was diese Engel in Wirklichkeit waren, die Jakob die Himmelsleiter empor- und hinabsteigen sah. Aber darum geht es nicht. »Ich … ich … mich interessiert eben beides, ganz einfach.«
    »Glaubst du an die Bibel?«, fragt er. Seine Stimme hat sich verändert. Er stellt nicht mehr Fragen, um mir zu beweisen, dass in meinem Leben alles verkehrt läuft, sondern er zeigt ehrliches Interesse. Als wollte er es wirklich wissen.
    »Mehr oder weniger. Ich glaube, sie ist eine historische Quelle.«
    »Es gibt andere Geschichtsbücher. Warum die Bibel?«
    Weil diese Geschichte mich und meine Eltern und Großeltern und diesen graubärtigen Urgroßvater erklären könnte, dessen Bild im Haus meiner Großmutter steht und dessen Name sich in meinem wiederfindet. Warum Jeff Freunde hat und ich einsam bin … Aber wie soll ich das in Worte fassen?
    »Komm mal her zu mir«, sagt er.
    Ich gehorche. Er zeigt mir, dass ich mich neben ihm aufs Bett setzen soll. Als ich das tue, sieht er mich an, als wollte er
gleich etwas wirklich Wichtiges sagen. Aber er streckt nur die Hand aus und berührt mein Gesicht.
    »Ein neuer Pickel?«
    Ich nicke.
    »Immer diese Pickel«, sagt er.
    Fast klingt er mitfühlend, und ich merke, dass wir diesmal nicht ins Badezimmer gehen, um den Pickel aufzustechen. Vielleicht stimmt es gar nicht, was ich immer dachte. Vielleicht hasst er mich nicht. Vielleicht geht es um etwas Kompliziertes, auf das ich keinen Einfluss habe, das an Dingen hängt, an die ich mich nicht erinnere, die passiert sind, bevor ich auf der Welt war. Und die nicht in der Bibel stehen.
    »Schscht!«, macht er plötzlich, obwohl ich gar nichts gesagt habe. Er deutet mit dem Kopf zur Wand. »Hast du das gehört?«
    Habe ich nicht, tue ich aber jetzt. Ein leises Stöhnen von der anderen Seite.
    »Geh ruhig ins Bett«, sagt er und springt auf. »Ich sehe mal nach ihr.«
    An der Tür bleibt er stehen, dreht sich zu mir um. Er wirft mir einen seltsamen Blick zu, wie als wir in ihrem Schlafzimmer waren und ich ihre Brille hielt. Diesmal weiß ich, was er meint: Ich habe dich und deine Mutter nie verlassen. Das kannst du mir wohl zugutehalten, oder?
    Ja, Dad, das werde ich tun. Ich

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