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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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abseits der Straße auszuweichen. Ich glaube kaum, dass wir sehr weit gekommen wären.

    Sechs, sieben Männer in orangefarbenen Warnwesten liefen hinter dem Pfahl herum. Und hinter ihnen, ein Stück die Straße entlang, flackerte dieses merkwürdige Licht. Es war so etwas wie ein großes Lagerfeuer, nur dass ein Lagerfeuer normalerweise gelb oder vielleicht orange ist. Dieses war weiß. Solche Flammen hatte ich noch nie gesehen.
    Tom lehnt sich also aus dem Fenster und ruft einem der Männer mit den Warnwesten zu: ›Was soll das hier werden? Wieso blockieren Sie die Straße?‹ Und der Mann sieht uns an und sagt mit tiefer, merkwürdiger Stimme: ›Straßenarbeiten.‹ Mehr nicht. Wie eine sprechende Maschine. Ohne jeden Ausdruck in der Stimme.
    Er stand vor unseren Scheinwerfern. Und seine Augen reflektierten das Licht, genau wie bei einer Katze. Kein bisschen menschlich. Und komm mir jetzt nicht damit, dass er vielleicht eine Brille trug, denn das war nicht der Fall. Seine Augen reflektierten das Licht.
    Ich weiß nicht, ob Tom es bemerkt hat oder nicht. Er klang jedenfalls nicht ängstlich, nur ärgerlich. Er schreit den Mann an: ›Und wie sollen wir jetzt wieder in die Stadt zurückkommen? ‹ Doch der Mann gibt keine Antwort. Er sieht uns nicht mal mehr an, rennt nur hinter diesem Balken hin und her, zusammen mit den anderen Männern, und macht irgendwas. So sehr ich mich auch bemühte, konnte ich doch nicht erkennen, was.
    Und dann fiel es mir auf: Im Feuer, diesem weißen Feuer hinter den Männern, bewegten sich dunkle Gestalten. Sehr schlank, sehr groß. Ich weiß nicht, ob sie menschlich waren. Sie schienen sich zu winden, drehten sich um sich selbst, taumelten umeinander. Vielleicht vor Schmerz. Aber es war nichts von ihnen zu hören. Und auch nicht von den Männern mit den orangefarbenen Westen. Und auch von sonst niemandem. Nur
dieses schreckliche Rauschen aus dem Autoradio, das keiner von uns beiden ausgestellt hatte.
    Ich sagte zu ihm: ›Tom, kehr um! Wir sollten hier verschwinden. ‹
    Ich rechnete eigentlich damit, dass er mit mir streiten würde, Danny. Dass er etwas sagen würde wie: ›Und wohin?‹ Und ich würde sagen: ›Egal wohin, Hauptsache die Straße zurück, und wenn wir Glück haben, finden wir eine Ortschaft, bevor uns das Benzin ausgeht.‹ Aber er sagte kein Wort.
    Und dann sah ich ihn an. Ich sah, dass sein Mund offen stand. Ich sah, dass etwas an seinem Kinn glitzerte, als sabberte er. Ich sah, dass seine Hände übers Lenkrad fuhren, es betasteten. Wie ein Blinder, der an einer Wand entlanggeht.
    Ich dachte: Er weiß nicht mehr, wie man den Wagen wendet. Er hat vergessen, wie man Auto fährt.
    Also sagte ich: ›Tom, Schatz. Ganz ruhig. Es wird schon gehen. Ich steige aus und komme rüber auf deine Seite, und du rutschst einfach auf den Beifahrersitz. Okay?‹ Er antwortete nicht. Ich weiß nicht, ob er mich gehört hat. Aber ich dachte, wenn ich den Wagen nur gewendet kriege und uns hier wegbringe, kommt er schon wieder in Ordnung. Kommen wir beide wieder in Ordnung.
    Ich stieg aus und ging zur Fahrerseite hinüber.
    Da merkte ich, dass irgendwo über mir etwas leuchtete. Ich schaute nicht nach, was es war. Stattdessen sah ich mir diese dichten Büsche – wie heißen die? Mesquite-Bäume? – am Straßenrand an und betrachtete ihre Schatten auf der Erde, ganz scharf und deutlich. Der Boden selbst sah weiß aus wie Schnee im Mondlicht. Ich wusste jedoch, dass es nicht der Mond war, der dort schien. Dafür war es viel zu hell. Aber ich blickte nicht auf. Ich traute mich nicht.
    An mehr kann ich mich nicht erinnern. Erst wieder, als ich
aufwachte und merkte, dass ich im Dunkeln am Straßenrand lag, mit dem Kissen in der Hand, und der Mond war aufgegangen. Die Straßensperre, die Männer und das weiße Feuer waren nicht mehr da. Ebenso Tom und unser Auto.«
    »Das Kissen?«, sagte ich.
    »Ja, das Kissen. Ich hielt es fest. Ich lag nicht darauf. Ich drückte es an meine Brust, mit beiden Händen.«
    »Und du hattest es nicht mitgenommen, aus dem Wagen?«
    »Natürlich nicht. Wieso hätte ich das Kissen mitnehmen sollen? Oder die Handtasche. Aber als ich aufwachte, hatte ich das Kissen bei mir und die Handtasche auch.«
    »Wozu hätten sie dir das Kissen lassen sollen?«
    »Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung. Ich kann mir nur eine absurde Geste der Ritterlichkeit vorstellen. Damit ich mir keinen der Steine, die da herumlagen, unter den Kopf legen musste. Aber da weißt du so

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