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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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konnte ich sie lachen hören.
    Ich bin ein paar Minuten im Auto sitzen geblieben. Gerade so lange, bis ich mich wieder im Griff hatte. Ich habe mich am Lenkrad festgehalten und gezittert und gezuckt. Ich konnte nicht aufhören zu schluchzen. Ich hatte diesen schrecklichen Drang, einfach loszufahren und erst in Pennsylvania wieder anzuhalten. Das habe ich natürlich nicht getan. Ich ging in unser Zimmer und sagte: ›Tom, wir müssen hier verschwinden. ‹ Und ich habe ihm auch gesagt, wieso. Diesmal hat er sich nicht gewehrt.«
    »Also habt ihr sie nicht wiedergesehen?«, fragte ich. »Bis zum letzten Abend?«
    »Wir haben sie nie wiedergesehen, Danny. Ich zumindest nicht. Ich kann mich nicht für das verbürgen, was Tom gesehen oder nicht gesehen hat, ganz zum Schluss. Aber sie waren nicht bei den Männern, die unseren Wagen angehalten haben. Da bin ich mir ganz sicher. Zu dem Zeitpunkt müssten sie schon in Miami gewesen sein. Oder auf dem Weg nach Miami. Und sie konnten ja nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Sie sind sehr eigenartig und können so manches, was man ihnen gar nicht zutrauen würde, wenn man sie nur sieht und reden hört. Aber ich glaube kaum, dass sie an zwei Orten gleichzeitig sein können.
    Sobald wir es für sicher hielten, haben wir das Motel verlassen
und uns was anderes gesucht. Von da an blieben wir nirgends länger als zwei Nächte.
    Die erste Woche haben wir größtenteils damit verbracht, uns in der Gegend um Roswell herumzutreiben. Tom saß stundenlang in Diners und Coffeeshops, tat, als würde er Zeitung lesen, und belauschte Gespräche. Anfangs machte ich dasselbe, nur in anderen Läden. Aber natürlich konnte ich mich nicht so unauffällig unter die Leute mischen wie Tom. Also habe ich nach ein paar Tagen einen Job als Kellnerin angenommen, und danach ging es leichter. Die Gäste unterhielten sich gern mit mir. Vor allem die Männer. Abends ging ich in die Bars und flirtete wie verrückt mit jedem, der eine Uniform trug.«
    »Von der Roswell Air Force Base?«, fragte ich.
    »Walker Air Force Base. Früher hieß es ›Roswell Army Air Field‹. Es lag gleich draußen vor der Stadt. Da waren viele junge Männer, und sie waren einsam. Halb Roswell lebte von ihrer Einsamkeit. Und ich … na ja, ich war mal ganz hübsch.«
    Kurz fasste sie sich an die Brille. Ich wollte ihr sagen, dass sie noch immer hübsch war, das hübscheste Mädchen, das ich je gesehen hatte. Und ich wollte sie fragen, was mit ihren Kontaktlinsen passiert war, warum sie die nicht mehr trug. Ich nickte nur und schluckte.
    »Einsame Menschen reden gern«, sagte sie. »Das habe ich schon immer gewusst, schon als ich klein war. Sie reden, sobald sie jemanden haben, mit dem sie reden können, es sei denn, da stehen drei Männer hinter ihnen und passen auf, dass sie es nicht tun. Wenn das passiert, stirbt ihr Mitteilungsdrang und sie gleich mit.
    Das war mir nicht klar gewesen. Ich musste es im Laufe der letzten drei Jahre lernen.
    Es hat sich bald ausgezahlt, mein Flirten. Obwohl es mir
damals nicht so vorkam. Es erschien mir wie eine Ewigkeit. Ich lebte ständig in Angst, dass der nächste Kerl, der in den Imbiss oder in die Bar kam, Pockennarben oder Hasenzähne hatte. Oder Jemi hieß.
    Am Ende ging alles ganz schnell. Du warst an dem Nachmittag mit Julian zusammen, als er mich anrief, oder? Als ich ihm erzählt habe, dass das Buch nicht da war, dass ich es nicht besorgen konnte und unsere ganze Reise umsonst war? Da war es fünfzehn Uhr. Bis neun Uhr abends hatte sich die Lage komplett verändert. Ich hatte das Buch gesehen. Ich hatte es sofort als das Exemplar wiedererkannt, das Morris bei sich gehabt hatte, als er starb. Dieser nette Junge, ein Leutnant, war zum Glück lange genug auf der Toilette, sodass ich es austauschen konnte.
    Ich habe deren Tatsache UFO genommen, die Ausgabe mit den Anmerkungen, und dafür eine ganz normale hingestellt. Die ich, wie ich leider zugeben muss, ein paar Wochen vorher in der Öffentlichen Bücherei von Albuquerque geklaut hatte. Solltest du Julian übrigens irgendwann mal wiedersehen, wäre ich dir dankbar, wenn du diesen Teil auslässt. Julian wird immer stinksauer, wenn Leute in Bibliotheken Bücher mitgehen lassen.
    Um neun Uhr abends hielt ich das Buch in Händen und habe es in das Futter meines Koffers eingenäht. Mein Flug nach Miami am nächsten Morgen war schon gebucht.
    Tom wollte nicht mitkommen. Er hatte im Süden von Kalifornien zu tun und wollte am nächsten Tag

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