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Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel

Titel: Der Tag, an dem das UFO vom Himmel fiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Halperin
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Aber ich glaube, es war größtenteils Fassade, zumindest seit den frühen Fünfzigern. Daher schien es zumindest möglich, dass die Polizei von Dade County … na ja, ich weiß nicht genau, was sie mit Morris’ Buch gemacht haben, nachdem sie es mir an dem Morgen weggenommen hatten. Aber irgendwie ist es in die richtigen Hände geraten und wurde an das Archiv weitergeleitet. Das hatte Tom und mich nach Roswell geführt. Diese Möglichkeit, meine ich. Und die entpuppte sich als Tatsache, was mich – wie gesagt – überrascht hat. Wäre das nicht der Fall gewesen, hätten Julian, du und ich das Buch in Morris’ altem Haus in Miami gesucht. Und Tom wäre noch am Leben.«
    Das Buch war aufgetaucht. Tom war dafür gestorben. Meinetwegen war es wieder verloren gegangen, für immer. »Rochelle«, sagte ich. »Es tut mir leid.«
    »Das weiß ich. Es wird dir immer leidtun. Aber eigentlich ist das nicht fair, denn du konntest nichts dafür. Dir blieb nichts anderes übrig, als es fallen zu lassen.«
    »Ich musste mich entscheiden: das Buch oder ich.«
    »Was bedeutet hätte …«

    »Das Buch und ich.«
    »Genau. Hilft es dir, das zu wissen?«
    »Nein«, sagte ich. »Kein bisschen.«
    »Das dachte ich mir schon.« Sie sah auf meinen Fuß hinab und murmelte ein paar Worte, so etwas wie: »Es hilft nie.« Danach schwieg sie lange.
     
    »Tom und ich nahmen an diesem letzten Abend den Wagen«, sagte sie. »Wir fuhren raus in die Wüste. Und – ja – wir haben uns geliebt. Die drei Männer haben dir die Wahrheit gesagt, zumindest in dieser Hinsicht. Wir haben es draußen vor dem Wagen getan, in der Wüste, unter den Sternen … Was haben Sie dir noch erzählt? Dass wir uns das Hirn rausgefickt haben? Oder so was in der Art?«
    »Das Hirn rausgefickt«, sagte ich. Ich mochte die Worte kaum wiederholen. Und es tat mir leid, dass ich ihr überhaupt davon erzählt hatte. Es war nicht der Teil ihrer Geschichte, den ich am liebsten hören wollte. »Sie meinten, du hättest Tom dermaßen das Hirn rausgefickt, dass er danach nicht mehr die Kraft hatte, sich gegen dich zu wehren, als du ihn mit dem Kissen erstickt hast.«
    »Tja«, sagte sie. »Diese Typen haben eine blühende Phantasie. Aber wir haben uns geliebt, und es war wunderschön. Obwohl ein Kissen nicht reichte, um es sich bequem zu machen. Trotzdem war es großartig. Unter diesem schwarzen Himmel, meilenweit kein Licht in Sicht, und überall glitzerten die Sterne.
    Mittlerweile bereue ich allerdings, dass wir es getan haben. Wegen dem, was danach kam. Heute kann ich mir keinen Sternenhimmel mehr ansehen, ohne tiefe Trauer zu empfinden. Was wohl auch der Grund ist, weshalb ich nachts zu Hause bleibe. Allein. Und lese. Einfach nur lese.

    Wir zogen uns wieder ordentlich an, stiegen in den Wagen und fuhren zur Stadt zurück. Wir fühlten uns ziemlich gut. Tom hatte einen Country-Sender im Radio gefunden und drehte voll auf. Wir sangen mit, so laut wir konnten. Tom war ein großer Country-Fan. Und ich … also, ich kann Country-Musik nicht leiden. Aber in dieser Nacht mochte ich sie auch.
    Doch dann brach die Musik urplötzlich ab. Mittendrin. Wir hörten nur noch lautes Rauschen. Tom lachte und sagte: ›Ausgerechnet bei ›Honky Tonk Angels‹ muss der gottverfluchte Sender ausfallen!‹ Und ich lachte mit, etwas schläfrig, ich weiß noch, dass ich müde wurde, und ich sagte: ›Guck doch mal, ob wir einen anderen Sender finden.‹ Also fing Tom an zu suchen. Aber dieses Rauschen war überall, auf allen Frequenzen.
    Mir wurde innerlich ganz kalt, als ich das hörte. Denn ich wusste, was es zu bedeuten hatte … dass wir nicht allein waren. Dass man uns beobachtete, und zwar nicht, um uns etwas Gutes zu tun. Dass etwas Schlimmes geschehen würde, schon bald, auch wenn ich nicht genau wusste, was es sein würde. Tom ahnte nichts. Gut für ihn, denke ich. Er hielt es für ein Problem mit dem Radio und fing an, das elende Ding zu verfluchen, und den elenden Wagen und die elende Autovermietung gleich mit. Als sei das alles etwas ganz Normales, worüber man fluchen, lachen und Witze reißen konnte.
    Und dann hörte ich unsere Bremsen quietschen, und ich flog fast durch die Windschutzscheibe. Danach rührten wir uns nicht mehr von der Stelle.
    Die Straße war blockiert, Danny.
    Da lag ein mächtiger Pfahl. Er war so lang, dass man seine Enden gar nicht sehen konnte. Allerdings war die Gegend sowieso ziemlich zerklüftet. Es hätte keinen Zweck gehabt, diesem Pfosten

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