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Der Tag an dem die Sonne verschwand

Titel: Der Tag an dem die Sonne verschwand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Domian
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Nebel ist weg! Nun ganz und gar! Er ist verschwunden!
     
    Ich bin ein Mensch! Vielleicht ist die Hölle endlich!
     
    Und jetzt muss ich erst mal eine Runde heulen.

24. EINTRAG
    Einen Tag darauf, später Vormittag.
    Die Welt ohne Nebel muss gefeiert werden! Ich habe über zehn Stunden tief geschlafen. Fühle mich ausgeruht und bin noch immer in einer fast euphorischen Stimmung. Nur als ich vorhin nach dem Aufstehen ans Fenster gegangen bin, war ich sehr angespannt; es hätte ja sein können, dass der Nebel über Nacht …
    Aber dem Himmel sei Dank, die Luft war klar und rein, wie schon gestern Abend!
     
    Zusammen mit Igor will ich den heutigen Tag zelebrieren. Es soll ein Festtag werden! Wenn ich mich recht erinnere, habe ich damals auch Champagner in meiner Vorratskammer, der Alexander-Kur-Wohnung, eingelagert. Davon werde ich uns ein paar Flaschen holen. Ob Igor Schampus mag? Man wird sehen. Dann will ich uns ein opulentes Mahl zubereiten. Auf Alexanders Balkon liegen ein paar tiefgefrorene Enten. Ich werde mir die schönste aussuchen, sie auftauen und braten. Dazu soll es Kartoffeln, Dosengemüse, Käse und Birnenkompott geben. Als Nachspeise werde ich eine Schwarzwälder Kirschtorte vom Balkon holen und danach Kaffee und vielleicht noch ein Kirschwasser trinken – und rauchen.
    So weit mein Plan. Ich beginne jetzt mit den Vorbereitungen.
    17.00 Uhr am selben Tag.
    Ich bin sehr satt und ziemlich betrunken. Sitze noch am Esstisch, den ich natürlich auch für Igor eingedeckt habe. Es sieht alles festlich und schön aus. Gutes Besteck, mein bestes Porzellan, Champagnergläser und Kerzen. Mir genau gegenüber ist Igors Platz. Zur Feier des Tages habe ich ihn von der Wand genommen und an eine große, stabile Blumenvase neben seinem Teller gelehnt. So sitzen wir quasi Aug in Aug. Während des Essens bin ich immer zwischen meinem Ende des Tisches und seinem hin- und hergelaufen. Denn der arme Igor kann ja nichts zu sich nehmen. Also musste ich seinen Teller, den ich vorher mit Braten und sonstigen Köstlichkeiten gefüllt hatte, auch leer essen. Deshalb fühle ich mich jetzt so satt. Habe immer die doppelte Portion verspeist.
    Prost! Trinke gerade ein weiteres Gläschen Kirschwasser.
    Prost, Igor! Hatte ihm auch nachgegossen – und trinke jetzt sein Glas leer.
    Prost, Welt ohne Nebel! Prost, Welt ohne Lärm!
    Als Vorspeise gab es übrigens Tomatensuppe mit einem Schuss Sherry. Die Schwarzwälder Kirschtorte war nicht so mein Fall. Ich glaube, Igor mochte sie auch nicht besonders. Wir haben uns während des Essens gut unterhalten. Na ja, ich will ehrlich sein: Ich habe geredet wie ein Wasserfall, und er hat mich dabei klug angeschaut. Mit hellroten Augen. Weil die Blumenvase, an der er lehnt, aus hellrotem Glas ist. Ich bin richtig erschöpft vom Erzählen. Was da alles aus mir herausgesprudelt ist …
    Von meinem ersten Sex habe ich Igor erzählt. Mannomann, das war ein Ding damals, wie die Kleine, Sandra hieß sie und war fünfzehn Jahre alt, nachdem sie ihre Hand auf meinen erigierten Penis gelegt hatte, den legendären Satz von sich gab: »Ist das aber ein dicker Knochen. Schiebt der sich, wenn wir fertig sind, wieder in deinen Bauch zurück?« Da musste ich so lachen, dass mir die Lust verging. Seitdem bin ich allen Sandras aus dem Weg gegangen.
    Von der absurdesten Liebesnacht meines Lebens habe ich Igor erzählt. Da war ich wohl so zwanzig. Ich hatte eine Menge gesoffen und zog mit Freunden von Bar zu Bar. Spät in der Nacht lernte ich eine rasend schöne junge Frau kennen. Ihren Namen habe ich vergessen, aber ich weiß noch genau, dass sie ein lila schimmerndes, hautenges Kleid trug, perfekt geschminkt war, blonde Locken hatte und umwerfend gut roch. Ja, und ihr Dekolleté feuerte meine Fantasien dergestalt an, dass wir zwei Stunden später gemeinsam in meinem Bett lagen. Sie küsste wie eine Göttin. Ich liebkoste ihren Busen, ihren Hals, dabei zog sie mich aus und verwöhnte mich, was sie meisterhaft beherrschte. Aber ich wollte sie ebenfalls verwöhnen – vor allem, ich wollte natürlich mit ihr schlafen. Und da lag sie dann vor mir, nur noch bekleidet mit einem schwarzen Slip, räkelte sich, rollte sich auf den Bauch, ich küsste ihren Nacken, ihren Rücken, ihre Beine – und nach einer Weile bemerkte ich, trotz des vielen Alkohols im Blut, dass sie sich irgendwie zierte, ihren Slip auszuziehen oder ihn sich von mir ausziehen zu lassen. Zunächst steigerte das meine Erregung, und ich fand es sogar

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