Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
Vom Netzwerk:
unter die Lupe genommen und erst dann ihre Erlaubnis erteilt. Von dieser Liste abzuweichen kam grundsätzlich nicht in Frage. Als er einmal eine falsche Adresse eingetippt hatte, war sie dahintergekommen und hatte sich ihn am nächsten Morgen zur Brust genommen.
    Jesse liebte AthleteAnimalz. Er liebte die Spiele, vor allem Baseball. In der Welt von AthleteAnimalz war er natürlich nicht unter seinem wirklichen Namen online, sondern als Homerun- alias Zombie-Bear. So wurde er auf magische Weise sein Bär. Als Homerun-Bear konnte er sich auf der Site umtun – Freundschaften schließen, an Wettkämpfen teilnehmen und Punkte sammeln.
    Jesse wollte eine Million Punkte machen. Aber er war erst sieben, und einige der Spiele verwirrten ihn. Bislang hatte er nur 121 Punkte. Nicht schlecht, fand er. Für 150 Punkte würde er eine Trophäe erhalten. Die wollte er haben. Also loggte er sich tagtäglich bei AthleteAnimalz.com ein und spielte Baseball. In dem Team, dem er beigetreten war, spielte unter anderem auch Pink Poodle, der beste Schlagmann überhaupt. Eigentlich zweifelte Jesse daran, dass pinkfarbene Pudel überhaupt Baseball spielen konnten, geschweige denn so gut. Aber so war eben die Welt von AthleteAnimalz.
    Als er sich an diesem Tag einloggte, war das Spiel schon im Gange. Die Teams waren komplett, aber man konnte sich «auf die Bank setzen» und darauf warten, ins Spiel gerufen zu werden. Normalerweise entschieden darüber die gesammelten Punkte. Die Tiere mit den meisten Punkten kamen ganz schnell an die Reihe. Wer weniger Punkte hatte, also noch ein «Anfänger» war, musste warten.
    Jesse schaute nach, wer alles spielte. Auf dem Aufstellungsplan standen jede Menge Affen, Hunde, Katzen, Häschen, zwei Schlangen und ein Flusspferd, die alle unterschiedlich viele Punkte hatten. Gut für ihn. Bestimmt würde er bald gezogen werden. Und wenn sein Team gewann, würden alle Spieler zehn Bonuspunkte einheimsen, dazu noch einen Extrapunkt für jede Viertelstunde online. In zwei Stunden würde Jesse mit etwas Glück auf 150 Punkte kommen.
    Eine Box öffnete sich auf dem Bildschirm. Ein Flusspferd mit dem Helm eines Schlagmanns fragte an, ob Jesse seinem Team beitreten wolle. Jesse starrte mit weit aufgerissenen Augen auf den Schirm. Helmet Hippo hatte wahnsinnig viele Punkte. Er war so etwas wie der Großmeister bei AthleteAnimalz. Jesse hatte schon ein paar Mal die Ehre gehabt, mit ihm zu spielen. Helmet Hippo kannte alle Tricks. Helmet Hippo verlor nie.
    Jesse konnte sein Glück kaum fassen.
    Er klickte hektisch auf «Einladung annehmen», und auf dem Baseballfeld erschien ein kleines Icon in Bärengestalt. Sein Team nahm Aufstellung. Homerun-Bear wurde als Center Fielder eingesetzt. Jesse konnte den Ball per Mausklick «fangen» und mit Hilfe der Pfeiltasten gezielt werfen. Das Werfen war sehr viel schwerer als den Ball zu fangen. Jesse kam mit den Pfeiltasten manchmal durcheinander. Aber für Helmet Hippo wollte er sich ganz besonders anstrengen. Er war fest entschlossen, das Spiel zu gewinnen. Für Helmet Hippo.

    Irgendwann nach vier hörte Jesses Mutter auf zu telefonieren. Sie kam ins Zimmer, doch er nahm kaum Notiz von ihr. Pink Poodle hatte sich eingeloggt und war vom gegnerischen Team sofort aufgenommen worden. Er schaffte zwei Homeruns hintereinander, sodass Jesses Team jetzt, im letzten Inning, zurücklag. Sechs zu sieben. Aber es war nun in der Offensive mit dem eigenen Schlagmann. Dank seiner Punkte führte Helmet Hippo das Team an. Er machte seinen Mitspielern Mut. Sie würden es schaffen.
    Jesses Mutter stand hinter ihrem Sohn. «AthleteAnimalz?», fragte sie.
    Jesse nickte stumm, die Augen auf den Bildschirm geheftet. Es dauerte nicht mehr lange, und er würde schlagen müssen. Er war nervös. Er wollte sein Team nicht enttäuschen.
    Seine Mutter war zufrieden, dass er eine erlaubte Website aufgerufen hatte, und ging in die Küche. «In einer Viertelstunde wird gegessen, Jesse.»
    Er nickte wieder, mit seinen Gedanken ganz woanders. Er war jetzt an der Reihe. Ein Mitspieler war ausgeschieden, Helmet Hippo stand an der zweiten Base. Jesse hatte die Chance auf einen Run zum Ausgleich; wenn er den Ball besonders gut träfe und nicht nur er, sondern auch Helmet Hippo punkten könnte, würden sie in Führung gehen.
    Um den Ball zu schlagen, musste er ihn genau beobachten und im richtigen Moment die linke Maustaste drücken. Manchmal flog er schneller, manchmal langsamer; es kam auch vor, dass er seitlich

Weitere Kostenlose Bücher