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Der Tag, an dem du stirbst

Der Tag, an dem du stirbst

Titel: Der Tag, an dem du stirbst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Gardner
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dass sie nicht ihr gemietetes Zimmer in Cambridge meinte, sondern ihren Herkunftsort und die Menschen, die dort wohnten. Sie meinte den Ort, dem sie angehört hatte, bevor ihre Freundinnen zu sterben anfingen.
    Sie meinte einen Ort, nach dem D.D. noch suchte, und das verunsicherte sie ein wenig. Schlimmer noch, Charlie ließ in ihrer Stimme eine Sehnsucht anklingen, die D.D. sehr wohl nachvollziehen konnte. Und von den drei Minuten waren schon etliche Sekunden verstrichen.
    «Sie wollen, dass der Killer Sie findet.»
    «Nach Hause kann ich erst zurück, wenn er mich gefunden hat.»
    «Hat er Kontakt aufzunehmen versucht? Durch eine Nachricht, einen Anruf, mit irgendeiner Warnung oder Drohung?»
    Die junge Frau schüttelte den Kopf. «Verstehe», sagte sie mit der Andeutung eines Lächelns, «Sie können nichts für mich tun. Keine Tätlichkeit, nicht einmal eine Drohung, also keine strafbare Handlung, auf die die Polizei reagieren könnte. Ich bin nur Teil eines Märchens, das Sie sich heute angehört haben.»
    «Sie sollten sich einen anderen Namen zulegen», riet D.D. «Oder vertrauen Sie sich Ihren Kollegen in Grovesnor an. Die werden sich bestimmt um Sie kümmern.»
    «Wie gesagt, derjenige, der es auf mich abgesehen hat, ist jemand, den ich kenne, dem ich vertraue.» Charlie schüttelte den Kopf.
    «Aber Ihre Kollegen kannten Ihre Freundinnen nicht. Das heißt doch, Sie dürfen ihnen vertrauen.»
    Aus irgendwelchen Gründen schien Charlie daran zu zweifeln. Aber dass sie womöglich paranoid war, schloss nicht aus, dass es tatsächlich jemand auf sie abgesehen hatte.
    Sie schaute wieder auf ihre Uhr. Die drei Minuten waren abgelaufen. Es wurde Zeit, dass sich D.D. Warren zum Einsatz in den eigenen vier Wänden meldete. Sie stand auf.
    «Charlene Rosalind Carter Grant, was für eine Feuerwaffe tragen Sie bei sich?»
    Die junge Frau musterte sie stumm.
    D.D. hielt ihrem Blick stand.
    «Eine 22er Taurus LR», antwortete Charlie kurz und bündig. «Damit zu schießen hat mir J.T. Dillon von der Massachusetts Rifle Association in Woburn beigebracht.»
    «Ach ja? Wie gut schießen Sie denn?»
    «Ich treffe aus fünfzig Schritt ins Schwarze.»
    «Dann schaffen Sie bestimmt auch einen Doppelklick auf die Stirn.»
    «Riskantes Ziel», antwortete Charlie unberührt. «Besser, man drückt auf den Massenmittelpunkt ab.»
    D.D. schluckte. Sie wusste immer noch nicht, was sie von der jungen Frau halten sollte, die sich vor einem aktiven Tatort herumgedrückt hatte und Antworten von sich gab, die ihr nicht gefielen. Aber da Gaffen an Tatorten kein strafwürdiges Delikt war …
    D.D. stieß sich vom Tisch ab. «Na schön. Wir sind fertig.» Und nach kurzer Pause: «Fürs Erste.»
    Die junge Frau blinzelte. «Soll heißen?»
    «Gehen Sie nach Hause. Passen Sie auf sich auf. Halten Sie sich in Zukunft von Tatorten fern.»
    «Auch von meinem eigenen?» Charlie lächelte bitter und stand auf. «Sie können mir nicht helfen.»
    «Da haben Sie recht. Keine Straftat, keine polizeilichen Ermittlungen.»
    «Ich werde mein Zimmer blitzblank hinterlassen, die Wände und den Boden scheuern und in der Nacht zuvor die Bettwäsche wechseln. Wenn es am Einundzwanzigsten zu einer Straftat kommt, werden Sie ermitteln müssen oder einer Ihrer Kollegen, dem Sie dann ein paar Hinweise geben können. Alles, was am Tatort gefunden wird, stammt vom Täter. Und der Rechtsmediziner soll sich meine Fingernägel ansehen. Ich lasse sie wachsen. Glauben Sie mir, Blut, Haare, Hautpartikel – ich werde so viel DNA wie möglich zusammenkratzen. Ich werde bis zum Letzten kämpfen. Denken Sie daran, am Einundzwanzigsten. Ich bereite mich vor und plane strategisch. Wenn er mich erwischt, sterbe ich nicht kampflos.»
    D.D. starrte der jungen Frau ins Gesicht. Sie glaubte ihr aufs Wort.
    «Ich werde nichts unversucht lassen», bekräftigte Charlene Rosalind Carter Grant. «Denken Sie daran, Detective Warren. Wenn es geschieht, liegt alles Weitere bei Ihnen.»

[zur Inhaltsübersicht]
    4. Kapitel
    «Mommy, ich bin wieder da!» Der Junge stürmte zur Tür herein, warf seinen Red-Sox-Rucksack nach links und trat die Snow-Boots nach rechts. Die dunkelblaue Winterjacke landete vor ihm auf dem Boden. Er sprang auf Socken über sie hinweg und gab sich Mühe, möglichst geräuschvoll aufzusetzen. Dann schleuderte er seine Kappe durch die Luft, ohne darauf zu achten, wohin sie segelte, und rannte in die Küche, um zu naschen.
    «Jesse», schimpfte seine Mutter durch den

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