Der Tag, an dem du stirbst
vorbereitet und nur noch letzte Hand hatte anlegen müssen. Kochen war sein Leben.
Jetzt saßen sie am Küchentisch einander gegenüber. Alex trank Rotwein, sie Wasser. Alex hatte beide Hände frei, sie hielt Jack mit einer Hand vor der Schulter und in der anderen eine Gabel.
Der Kleine schlief. Er hatte seine Pausbacken in ihre Halsbeuge geschmiegt und gab herzallerliebste Schnarchlaute von sich. Die Szene am Tisch entsprach wahrscheinlich der größten Annäherung an häusliches Glück, die für sie erreichbar war, dachte D.D. Das Baby an der Brust, während sich Alex sein italienisches Gericht schmecken ließ und mit ihr fachsimpelte.
«Zuerst musste ich mich um ein Tötungsdelikt kümmern, das womöglich im Zusammenhang steht mit einem größeren Fall von Selbstjustiz», erklärte sie nun. «Wenig später ist mir eine verdächtige Frau über den Weg gelaufen, die behauptet, in vier Tagen ermordet zu werden. Sie will, dass ich dann die Ermittlungen übernehme.»
Alex hielt inne, eine Gabel Hühnerfleisch auf dem Weg zum Mund. «Sehr vorausschauend. Ich kann mich nicht erinnern, dass es auf den Formularen der Nachlassregelung ein Kästchen gibt, in dem man einen Detective für den Fall der eigenen Ermordung einträgt.»
«Oh doch, das gibt’s. Aber umsichtige Ehefrauen halten die Hand drauf, wenn der Gatte unterschreibt.»
Er dachte darüber nach. «Ergibt Sinn.» Er aß weiter, stockte aber dann wieder. «Im Ernst, diese Frau rechnet tatsächlich mit ihrer Ermordung und plant entsprechend?»
«Ihre beiden besten Freundinnen wurden jeweils am 21. Januar getötet; die eine vor zwei Jahren, die andere letztes Jahr. Das heißt, dieses Jahr …»
Alex war sichtlich perplex und starrte sie an.
D.D. seufzte. Sie legte ihre Gabel hin und streichelte Jacks Wangen. «Das ist ja das Verrückte – ich habe, als ich mit Jack nach Hause gekommen bin, im Internet recherchiert. Sie hat recht. Randi Menke wurde am Einundzwanzigsten vor zwei Jahren in ihrer Wohnung in Providence ermordet, Jacqueline Knowles ein Jahr später am selben Tag in ihrer Wohnung in Atlanta. Wie unheimlich ist das?»
«Verdammt unheimlich», stimmte Alex zu und legte ebenfalls seine Gabel hin. Er unterrichtete Tatortanalyse an der Polizeiakademie und verfolgte einen streng wissenschaftlichen neurobiologischen Ansatz, was D.D. zu schätzen wusste, denn seine Methoden wirkten ausgleichend zu ihrer eher intuitiven Herangehensweise an Mordfälle.
«Aber du bist nicht zuständig», stellte er fest, analytisch wie immer.
«So ist es. Ich habe sie gefragt, ob es Drohbriefe gibt, Anrufe oder irgendwelche Kontaktaufnahmen. Fehlanzeige. Sie scheint zurückgezogen zu leben und geht so gut wie nie aus, wenn man von den jährlichen Trauerfeierbesuchen absieht. Dass die beiden Morde in zwei verschiedenen Staaten verübt wurden, macht die Sache auch nicht einfacher. Sie sagt, das FBI habe nur einen flüchtigen Blick darauf geworfen und keinen Zusammenhang feststellen können. Aber aller guten Dinge sind drei, nicht wahr? Das heißt, nach dem Einundzwanzigsten dieses Jahres …»
Alex nickte. Als ehemaliger Ermittler wusste er, dass Verbrechensaufklärung viel mit Zahlenspielen zu tun hatte. Zwei Morde in Folge waren Zufall, und für Zufälle gab man kein Geld aus. Erst der dritte Mord ergab ein Muster und ließ Ermittler aufmerken.
«Die junge Frau hat einen pensionierten FBI-Profiler engagiert und sich einen Bericht von ihm erstellen lassen», fuhr D.D. fort und verlagerte das Gewicht des schnarchenden Säuglings. «Ich würde ganz gern mit ihm Kontakt aufnehmen, vielleicht auch mit dem Kollegen von Rhode Island, der mit dem ersten Mordfall befasst war.»
Alex nickte. «Das würde ich an deiner Stelle auch tun.»
«Glaubst du, sie ist in Gefahr?»
«Wer weiß», erwiderte er. «Aber dass es eine Verbindung zwischen beiden Morden gibt, liegt doch auf der Hand. Die junge Frau selbst. Sie kannte beide Opfer.»
«Anzunehmen, dass das den Kollegen selbst aufgefallen ist», sagte D.D.
Alex schüttelte den Kopf. «Da täuscht man sich leicht. Aber du meintest, sie hätte in der Nähe eines Tatorts herumgelungert. Das ist … merkwürdig. Entweder hat sie Angst und möchte beschützt werden – in dem Fall wäre es nur verständlich, wenn sie die Nähe der Polizei sucht –, oder sie hat, wie behauptet, eingesehen, dass die Polizei für sie nichts tun kann, und findet sich damit ab. Aber dass sie dir vor diesem Tatort aufgelauert hat … Was bringt ihr
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